Ein Tag offline

Um halb 6 werde ich wach und auf Twitter schreit es “Google+”.

Haben, machen, gucken, aha.

Mittags geht es dann nach Düsseldorf und nachmittags nach Amsterdam zum Cognitive City Salon.

Kurz vor der Grenze nach Holland werden noch mal schnell die Emails und die üblichen Netze gescannt, denn nach der Grenze sind wir erstmal offline. Keine Emails, keine Tweets, kein Internet – nur digitale Leere. Und wir.

Weil das Navi und ich uns an einem Autobahnkreuz nicht einig werden –auch auf dem Rückweg nicht–, verlieren wir ein bisschen Zeit; Die Zeit, die wir im Hotel gerne gehabt hätten, um kurz online zu sehen, was passiert ist.

Aber nein, wir laufen eigentlich direkt zum Cognitive City Salon. Bei dem es kein Wifi gibt.

Was ok ist.

Wir hören zu. Kein Twitpic, kein Facebook Status-Update, keine Ablenkung durch unsinnige Emails – kein Internet.

Und ständig juckt es in den Fingern.

Später dann, in einer Bar, die erlösenden Worte: “Hier ist das Wifi-Passwort.”

Foursquare Check-in, Google+ abarbeiten, Emails überfliegen.

Und dann packen wir die Smartphones wieder weg. Wir sind hier, um uns zu unterhalten, auszutauschen. Das Internet ist morgen auch noch da.

Ja, war es dann am nächsten Morgen auch ganz kurz.

Dann, als wir durch Amsterdam liefen, wieder nicht.

Ein Tag offlineWir sahen die wunderschönen Häuser, hielten gelegentlich wie dumme Touris unseren Stadtplan in der Hand, gingen in Restaurants ohne auf Qype eine Bewertung abzufragen und bestellten nicht, was bei Foursquare als Tipp hinterlassen wurde, sondern irgendwas, was gerade so auf der Karte stand.

Wir hatten eigentlich gar kein richtiges Ziel, wir liefen einfach nur rum und freuten uns über das hier und jetzt, die Sonne, Amsterdam und dass wir da waren.

Und irgendwann die Erkenntnis: So ein Tag offline ist schön. Wie viel Zeit verplempern wir eigentlich online und crazy, was man alles verpasst, wenn man 20% seinen Facebook Notifications, 30% seinem Twitterstream und 40% seiner Aufmerksamkeit seinen Emails widmet.

Ein Tag offline

Wir haben nicht die ganze Zeit geredet, es blieb auch Zeit zum Schweigen und zum still neben einander herlaufen. Schön.

Irgendwann zurück ins Auto und zurück nach Düsseldorf.

Wir sprechen wieder über Online-Zeug und fragen uns, was wohl so passiert ist, was wohl so passieren wird, und passieren das Schild, dass uns in unserem Heimatland wieder Willkommen heißt.

Blicke auf das Telefon. Los, mach “ping”, fang an zu leuchten, wo bleibt die Vibration? Was stimmt denn hier nicht? Flugmodus an und aus, reset, loooooos jetzt!

Und irgendwann, als unsere Spielzeuge endlich wieder das Deutsche Netz gefunden haben, geht das Mini-Konzert los.

Weil ich fahren muss, lasse ich mir WhatsApp-Nachrichten vorlesen und diktiere die Antworten. Danach werden mir Artikel aus dem TheNextWeb Newsletter vorgelesen und dann entscheiden wir, dass wir jetzt erstmal nach Hause fahren und zusammen wlanen.

Wir wissen, dass es lächerlich wäre, den Versuch zu starten, unseren RSS-Reader, den Twitter-Feed oder alle Facebook-Posts der letzten 24 Stunden durchzulesen. Aber einen kurzen Überblick verschaffen wollen wir uns schon.

Ein bisschen online darf doch sein, nach diesem herrlichen Offline-Tag.


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