Ein Schritt weiter

Wenn sie wissen, dass “Meiner” und ich keine andere Wahl haben und verpflichtet sind, dabei zu sein,…

Wenn mindestens einer von uns beiden nicht mehr als einen Kilometer von zu Hause entfernt ist,…

Wenn wir jederzeit am Handy erreichbar sind,…

Wenn wir uns dazu überreden lassen, einen Film zu mieten, aber bitte keinen Unheimlichen, also auf alle Fälle einen, den sie alle schon gesehen haben und bei dem wirklich keiner nur eine einzige Träne verdrückt hat,…

Wenn meine Mutter, die in unserem Haus wohnt, nicht auch noch unterwegs ist,…

Wenn meine Mutter verspricht, im Notfall die Gespenster zu vertreiben, die plötzlich auftauchen könnten, kaum ist die Tür hinter uns zugefallen,…

Wenn Karlsson sich bereit erklärt, mit seinen kleinen Brüdern zu spielen und Luise nichts dagegen hat, in Prinzchens Bett zu schlafen, falls ihm alles zu viel wird,…

Wenn wir hoch und heilig versprechen, nicht eine Sekunde zu spät nach Hause zu kommen,…

Wenn die Katzen im Haus sind,…

Wenn es draussen nicht allzu dunkel ist,…

Wenn keiner in den vergangenen Tagen ein Buch der drei Fragezeichen gelesen hat,…

Wenn es nichts ist, was unsere Kinder unbedingt auch miterleben möchten,…

Wenn ich sofort ans Handy gehe, wenn Luise wissen will, ob die Lehrerin am Elternabend noch lange reden wird,…

Wenn mindestens einer von uns im Notfall innerhalb von wenigen Augenblicken zu Hause wäre,…

…dann können wir unsere Kinder abends mal eine oder zwei Stunden alleine zu Hause lassen. Unvorstellbar, wie viel neue Freiheit “Meiner” und ich dadurch gewinnen. Wir könnten zum Beispiel – würden wir jeweils gemeinsam zum Elternabend gehen – nachher noch schnell einen Kaffee trinken gehen und zu Hause behaupten, die anderen Eltern hätten mal wieder so viele Fragen gestellt, darum seien wir so spät dran. Wir könnten uns auf dem Heimweg einen Falafel holen, von dem unsere Kinder nie erfahren würden. Oder ein paar Schritte im Park spazieren… Und das alles, ohne Geld für einen Babysitter ausgeben zu müssen.

Nun gut, ganz gratis kommt uns dieses bisschen Freiheit natürlich trotzdem nicht zu stehen. Am nächsten Morgen fordern unsere Kinder nämlich die ganze Geborgenheit wieder ein, auf die sie am Vorabend haben verzichten müssen. Vermischt mit der Trägheit von “Warum muss ich heute schon wieder in die Schule gehen?” kostet das ganz schön Nerven…

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