Klar, wer will schon ein Taugenichts, ein Nichtsnutz sein? Wir möchten doch alle etwas Nützliches tun, wir möchten unsere Arbeit für sinnvoll halten und ebenso die Freizeit. Wir wollen ein dienliches Glied der Gesellschaft sein und vielleicht sogar ein kleines Vermächtnis hinterlassen.
Die Nichtsnutze hingegen leben auf Kosten anderer Menschen, auf Kosten des Staats, sie verderben alles und lassen sich aushalten, das ist doch verwerflich, entspricht nicht den Werten unserer Gesellschaft, nicht unserer Leitkultur.
Ja wenn es nur so einfach wäre. Denn vielleicht ist das, was wir für nützlich halten, gänzlich nutzlos? Und vielleicht sind nutzlose Dinge viel wichtiger?
Es gibt ein Wort für die Tätigkeit, die nicht auf Nutzen ausgerichtet ist, die einfach Zeitvertreib ist und doch mit einem gewissen Ernst ausgeführt wird: das Spiel.
Die Herkunft ist unbekannt, ursprünglich war "spil" wohl das Musizieren - das Wort Spielmann ist sehr alt und meinte den volkstümlichen Musikanten auf dem Markt, den Spaßmacher und Mime. Wir denken an Till Eulenspiegel, der Nichtsnutz, dessen Streiche viele zum Nachdenken zwangen.
Wegen seiner Nutzlosigkeit sahen viele christliche Lehrer und Lehren im Spiel eine Gefahr, so wurde oft das Kartenspiel verdammt, oder das Glücksspiel, manchmal wurde auch der Tanz verboten oder das Gewinnspiel. Um diese verwerfliche Seite zu zeigen entstanden Worte wie Spielhölle oder Kriegsspiel.
Heute haben aber bei uns sogar die Spiele einen Nutzen! Das Fußballspiel zum Beispiel muss Völker verbinden und Geld einbringen, das Theaterspiel muss einen kulturellen Wert vermitteln und der Spielwarenladen liefert Spiele, welche die Kinder und das Geschäft fördern sollen. Mit der Entwicklung der mathematischen Spieltheorie (Neumann 1928) will man exaktere Voraussagen zum Verhalten von sozialen Gruppen machen (Firmen, Teams, Markt) und mit den Spielregeln bringt man Ordnung in die Spielwelt.
Ja, deshalb bleibt es schwer, ein Taugenichts zu sein:
Nämlich ein Mensch der verspielt lebt, gerne lacht, die Dinge nicht so ernst nimmt, Sachen macht über die andere ratlos den Kopf schütteln, der blauäugig und unbeschwert durch den Alltag geht, der keine Ziele verfolgt und keine Ergebnisse analysiert, dem es egal ist, wie er aussieht und was die Leute sagen, der nicht misstrauisch ist und nicht weiß, was er eigentlich will sondern einfach sinnlich lebt und den Tag liebt. Ein Taugenichts eben.
Regeln / 40cm x 56cm / Collage mit Gouache auf Fotokarton, 2005, Nr. 05-053