Ein Nachmittag mit dem Dalai Lama

Sonntagnachmittag, blödes Regenwetter, in DVD-Laune:

ich sitze im  Bett und schaue fasziniert diesen Film, dessen Cover ich in der Videothek (heißt das eigentlich noch so, obwohl sie gar keine Videos mehr verleihen???) sah und sofort mitnahm und stelle fest, dass diese Person, von der sie handelt, mich mal wieder, zum etlichsten Male, in seinen Bann zieht.

Ich schaue eine Dokumentation in der ein Kamerateam, Seine Heiligkeit, den 14. Dalai Lama, 24 Stunden begleitet. Ich hatte keine Ahnung, wie puristisch und bescheiden dieser Mann lebt. Dass sein Tag um 3:45h beginnt und spät in der Nacht endet. Dass Seine Heiligkeit 5  Monate im Jahr meditiert.

Ich höre sein hinreißendes Kichern und erlebe den ersten angenehmen Flashback meines Lebens. Es ist wieder dieser heiße Tag im Jahr 2000, als ich, wie so unglaublich viele andere Menschen in Osnabrück, auf dem Rathausplatz stehe und seinen Worten lausche. Ich spüre, wie mir der Schweiß den Rücken runterrinnt und mein ganzer Körper trotz dessen von einem wohligen Schauer überzogen ist ob dieser Logik, Tiefgründigkeit und Liebe in seinen Worten. Ich höre die Instruktionen, die wir bekommen, weil ich die große Ehre habe zu den Menschen zu gehören, an denen Seine Heiligkeit vorbei schreitet, bevor er in dem für ihn gebuchte Hotel absteigt. „Ihm nicht in die Augen schauen und auf GAR KEINEN FALL BERÜHREN!!!“ Ich stehe dort, bin aufgeregt und noch immer total fasziniert von seinen Worten. Ein kleiner Mann, der mit einem witzigen Gang an mir vorüber zieht, kichert laut und hebt seinen Arm um uns zu begrüßen. Noch heute habe ich diesen wundervollen Klang seines himmlischen Kicherns im Ohr…

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein sehr großes Problem mit der Katholischen Kirche und seiner Einstellung zur Empfängnisverhütung habe. Umso erstaunter bin ich, als ich im Film folgende Worte von Seiner Heiligkeit höre:

„Wenn die Bevölkerung weiter wächst wie bisher, wird es schwierig. Für sechs Milliarden Menschen könnten die Rohstoffe ausreichen, wenn wir aufpassen. Sollte die Bevölkerung auf sieben, acht oder neun Milliarden ansteigen, wird es sehr schwierig. Familienplanung und Verhütung sind wirklich notwendig. Aber es sollte gewaltfrei geschehen! Abtreibung ist brutal. Das Beste wäre, es gäbe noch mehr Nonnen und Mönche.Eine gute Möglichkeit die Geburtenrate zu senken.“

Und wieder dieses göttliche Kichern…

Innerlich schreibe ich Papst Benedikt eine Email, in der ich ihm rate mal dringend ein Wochenend-Seminar bei Seiner Heiligkeit zum Thema: „Menschlichkeit und Nächstenliebe“ zu besuchen und stelle nebenbei verwundert fest, wie viel Frieden sich in mir breit gemacht hat, obwohl ich mir klammheimlich eingestehen muss, dass ich mir beim Hören seiner Weisheiten noch nie so dumm vorgekommen bin, weil er in der Lage ist so essentiell wichtige Themen menschlichen Miteinanders in herrlich einfachen Worten zu beschreiben und ich trotzdem ob der geballten Intellektualität seiner Ausführungen mir klein und unbedeutend vorkomme.

Traurig steht Seine Heiligkeit vor einer Weltkarte und sagt: „Hier irgendwo liegt Tibet.“ Eine kurze Pause. „Ich bin seit 1959 heimatlos.“

Sofort habe ich das unbedingte Bedürfnis zu den Waffen zu greifen und Tibet alleine aus den Fängen Chinas zu befreien, damit dieser wundervolle Mensch wieder nach Lhasa zurück kehren kann. Ich möchte ihn drücken und herzen und sagen, dass alles irgendwann gut wird und wieviel er so unfassbar vielen Menschen, egal ob Buddhist oder nicht, gibt. Doch auch hier hat Seine Heiligkeit eine ganz eigene Auffassung von „Zurückeroberung“.

Er wünscht sich, dass Tibet eine unabhängige Republik Chinas werden könnte, in der Buddhisten und Chinesen in friedlicher Eintracht miteinander leben. Sofort fühle ich mich ertappt und schäme mich sogar ein wenig dafür, dass ich mit dem Gedanken gespielt hab den Weg nach Lhasa frei zu bomben.

Als ich Seine Heiligkeit im Unterhemd durchs Bild laufen sehe, wird mir klar, was ich zu tun habe. Seit langer Zeit spiele ich mit dem Gedanken dem Buddhismus beizutreten. Ich will nicht mehr nur darüber reden. Ich will es tun. Ich schnappe mir meinen Rechner, öffne mein Emailprogramm und beginne:

„Liebe Mitarbeiter des Buddhistenzentrums Osnabrück…“



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