Ein mystischer Erheller – Christoph Luckeneder

Ein mystischer Erheller – Christoph Luckeneder

Sieht man sich die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts an, fällt ein besonders starker Drang auf, die Grenzen des Materiellen zu durchbrechen und zu überschreiten. Mittelalterliches und futuristisches sowie religiös-spirituelles Kunstwollen scheinen sich im Werk bestimmter Expressionisten zu begegnen. Man blicke nur in die ikonenhaften Gesichter eines Georges Rouault oder Alexeij Jawlenski. Die Beschwörung des Mystischen ist eine Hauptbeschäftigung der Moderne, und nicht nur gegenständliche  Künstler haben sich bei der Suche nach der „anderen Welt” hinter dem Sichtbaren beteiligt. Die abstrakte „Ecole de Paris wollte dieses Andere, Höhere, Erhebende, wenn man so will „Himmlische”, ebenso enthüllen wie Vertreter des abstrakten amerikanischen Expressionismus, darunter ein Mark Rothko. Auch Osterreich hat Künstler mit Drang zum Höheren. Es gibt Verhüller und Übermaler wie z.B. Arnulf Rainer. Und es gibt Christoph Luckeneder – er reiht sich nahtlos ein in den Kreis dieser künstlerischen „Fahnder” nach einem Jenseitigen, das sich im glanzvollen Diesseitigen spiegelt. Luckeneder ist dabei kein Verdunkler wie viele Mystiker, sondern ein Erheller. Sein Element ist die leuchtende Farbe. Luckeneder lebt seine Sehnsucht nach leuchtender Materie in Licht-Installationen aus. Ob transparente Farbsubstanz auf lichtdurchlässigen Bildträgern, ob sensible  Reflexionen aus Licht und Draht — das Prinzip ist Jahrhunderte alt und doch immer wieder neu.

Für die Künstler der Gotik war das durch die Kathedralen fallende Naturlicht Gott gleichgesetzt. Ein Teil dieses spirituellen Kunstverständnisses fällt auch auf die Raum- und Freiluftinstallationen der LichtKakteen Luckeneders, wie sie schon bei vielen Kunst-Festivals zu sehen waren, u. a. bei „Haltestelle!Kunst“ in Nürnberg (BRD), 2003 und 2007, in der Galerie Zwach (A), beim Deutschen LichtKunstPreis in München (2009) oder bei der „Lightart-Biennale 2010/2011 in Linz (A), Wien (A), Berlin (BRD) und Essen (BRD), oder bei den „Inseln des Lichts“ 2011 in Linz-Hagenberg (A).

Man sollte den Aspekt des Ekstatischen nicht überstrapazieren, aber die Verwandlung der subjektiv eingesetzten Farbe in das Medium eines Objektiven, Allgemeingültigen, ist in jeder abstrakten Kunst angelegt. Christoph Luckeneder ist in seinen Arbeiten diesem Geheimnis der Farbe auf der Spur und in ihr Innerstes eingedrungen – wie die Glasfensterkünstler, die deutschen Romantiker und die Künstler der klassischen Moderne, die sich ganz von der irdischen Welt verabschiedet haben. Luckeneder ist ganz und gar ein Künstler der Moderne, aber um seine Arbeiten weht ein Hauch der Geschichte.

Aus dem Katalogtext von A. GUGG, modifiziert und ergänzt von Chr. Luckeneder


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