Die kollektive Alterung nährt düstere Ahnungen – Doch Schwarzseherei ist unbegründet – wenn sich die Gesellschaft rechtzeitig umstellt.
Haben die Unternehmen das kapiert? Wolfgang Mazal hegt begründete Zweifel. „Fast wortgleich berichten Arbeitnehmer, dass sie ab 50 massiv unter Druck gesetzt werden zu gehen“, sagt der Sozialrechtler, der darin eine Ursache für grassierende psychische Probleme sieht. Wertvolles Know-how werde durch das „Modell Golden Handshake“ verschleudert, meint Mazal, was angesichts drohenden Arbeitskräftemangels umso kurzsichtiger sei.
Auch abseits regulärer Erwerbsarbeit würden Talente der Älteren ignoriert, sagt der Exunternehmer Leopold Stieger, Gründer der Plattform seniors4success: Die Gesellschaft habe noch das Bild der klapprigen Großeltern vor Augen, statt zu erkennen, dass Senioren längst nicht mehr direkt vom Arbeitsleben in die Pflegebedürftigkeit rutschten. Pensionierte Spitzenkräfte verschwänden jäh „im schwarzen Loch“, ohne dass Firmen die geballte Erfahrung in kreativen Kooperationen nützten.
Der Standard, 28. Oktober 2011