Guten Morgen San Francisco.
Wer hätte gedacht, dass es noch mal so gut wird?
Die Sonne scheint ins Wohnzimmer, rechts von mir eine Tasse Kaffee und ein Orangensaft, links von mir pinke Tulpen, vor mir mein Äpfelchen (so nennen wir meinen Laptop, weil… ist klar.)
Im Radio trillert Musik, draußen fahren ein paar Autos gemütlich den Berg runter in Richtung Haight Street und auf Twitter geben die üblichen Verdächtigen ihren Senf zu Wetter, Liebeskummer, Politik und Technik-Schnickschnack ab.
Mein Morgen wie fast jeder andere.
Doch der Blick auf das Datum verrät mir etwas anderes: Das ist mein letzter Dienstag in San Francisco.
Heute in einer Woche lande ich in Düsseldorf. Freunde und Familie freuen sich auf mich.
Nur ich, ich weiß nicht, ob ich mich freue. Es ist schwierig mich zu freuen, wenn ich weiß, was ich dafür zurücklasse.
Natürlich war abgemacht, dass ich für ein Semester weggehe, natürlich war abgemacht, dass ich nach einem Semester zurückkomme, aber es war nicht abgemacht, dass es hier so schön ist, ich hier so wundervolle Menschen treffe, dass es hier einfach besser ist als woanders.
Ein Anruf in Deutschland. Freude am anderen Ende der Leitung. Was ich essen möchte, wenn ich zurückkomme und was ich noch für Siegen brauche. Ob es mir gut geht und dass ich bloß nichts für meine Familie mitbringen soll, ich soll einfach heile und gesund zu Hause ankommen.
Ich erwähne nicht, wie ich mich fühle. Ich sage, dass ich mich auch freue, dass mir in Deutschland auch alle fehlen und dass Siegen bestimmt auch wieder ganz gut wird. Ich lache ins Telefon und verabschiede mich mit “Wir sehen uns nächste Woche”.
Es ist wie es ist und Abschied ist immer blöd, wenn es gerade so schön ist.
Ich schiebe den Gedanken zur Seite, freue mich weiter über meinen Kaffee, meinen Orangensaft und die pinken Blumen. Ich mache weiter wie bisher, denn ändern kann ich jetzt auch nichts mehr.
Und ich weiß, dass ich mich freuen werde, wenn ich wieder zu Hause bin und auch in Siegen wird alles wieder gut.
“Ich kann ja immer wieder zurückkommen” und “Kalifornien läuft ja nicht weg”. Aber ich weiß, dass es nie wieder so werden wird wie es jetzt ist.
Aber dafür nehme ich ganz viel mit nach Hause. Ganz viel Kalifornien meine ich. Und ich meine nicht mein neues MacBook, die Koffer voller neuer Klamotten und Schuhe und die paar Kilos, die ich mir hier über die letzten 6 Monate ange”sammelt” habe.
Ich meine Gefühle und Erfahrungen, Gedanken und Momente. So weit über 2.500 Fotos und noch mehr Erinnerungen an eine wundervolle Zeit, die noch nicht vorbei ist. Es gibt immerhin noch einen letzten Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag.
Und jetzt Laptop aus und raus in die Sonne, ab ins Leben, es geht weiter, immer weiter. Und wie immer, wenn es weiter geht, wird es besser, immer besser…