Ein kleines Tief oder “warum sind andere Babys schon viel weiter”

Obwohl das Wetter ja momentan richtig bombig ist, mit viel Sonnenschein und Frühlingsgefühlen, habe ich gerade ein kleines Stimmungstief.
Woran das liegt? Hmmm … joa. Sophia ist aktuell sehr quengelig, wenn sie nicht gerade jammert oder an der Flasche hängt schläft sie. Und dann wären da noch die anderen Babys, die ich kenne. Die begrüßen ihre Mütter morgens gut gelaunt mit einem Lächeln, liegen freudestrahlend auf dem Bauch und verzehren schon die ersten Mengen Brei. Ich werde in der Regel von einem missgelaunten Baby mit Geschrei geweckt. Wage ich es, meine Tochter auf den Bauch zu legen, wird das mit Brüllen bestraft. Und an Brei ist bei uns noch gar nicht zu denken.

Ich weiß, eigentlich sollte ich mir keine Gedanken machen und diese Zeit genießen. Aber sind wir mal ganz ehrlich: Wenn man sich ein Kind wünscht bzw. ein Baby erwartet, dann stellt man sich vor, wie man mit seinem Kind die Welt entdeckt, mit ihm bastelt, Spielplätze besucht und überhaupt eigene Kindheitserinnerungen aufleben lässt. Man stellt sich nicht vor den ganzen Tag ein missgelauntes Bündel durch die Gegend zu tragen, das nicht viel mehr kann als Schreien. Das ist jetzt natrülich überspitzt formuliert, aber es ist doch in etwa so, oder nicht? Zumindest war das bei mir so. Klar hab ich gewusst, dass die kleinen Würmchen am Anfang eigentlich nur schlafen und die ersten Monate hart sind. Aber von anderen, erfahrenen Müttern bekommt man immer zu hören: “Sie werden so schnell groß”, was einen zu der Annahme verleitet, dass es wirklich schnell geht. Aktuell fühlt es sich alles andere als schnell an. Dass meine Schwiegermutter ständig nachfrägt wann die Kleine nun bei ihr Schlafen kann und wann sie ihr endlich was zu essen kochen kann, trägt nicht gerade zur Steigerung meiner Laune bei.

Und dann wäre da noch dieser Wettbewerb zwischen uns Müttern. “Mein Kind kann schon … ” (man füge hier gewünscht Interaktion ein). Wieso können andere Kinder immer viel mehr? Da wären die Babys, die drei Tage älter sind als Sophia und schon Brei essen. Sophia ist gefühlt weit entfernt davon soweit zu sein Brei essen zu können. Oder die Tochter von Bekannten von uns. Mit vier Monaten aß sie bereits Klöß und Pastinakenbrei, mit 5 Monaten saß sie allein und jetzt mit sieben Monaten isst sie ganz normal mit vom Tisch, trinkt aus dem Glas und läuft an der Hand bereits überall hin. Sophia mit ihren knappen vier Monaten brabbelt an guten Tagen vor sich hin, dreht sich auf die Seite, hält Gegenstände, die man ihr vor die Nase hält für einen kurzen Moment fest und ja, das wars dann auch schon. Und dann tauchen da diese bösen Gedanken auf: Ist mit meiner Tochter alles ok? Entwickelt sie sich richtig? Muss ich sie irgendwie fördern? Und warum zum Teufel scheine nur ich diese Gedanken zu haben???

Einmal tief durchatmen … ommmmmmm ….
Manchmal muss ich mich bei solchen Gedanken wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen. Denn eigentlich weiß ich ja, dass alles in Ordnung ist und unsere Tochter sich prächtig entwickelt. Dass es eigentlich sogar ganz gut ist, dass sie eben noch nicht sitzt und Brei isst. Und wenn ich ganz ehrlich bin, schreit sie eben nicht nur, sondern erzählt mir auch oft was und lächelt mich an. Es ist nur eben gerade etwas anstrengender, weil eben in ihr sich etwas tut, dass für mich noch nicht als Veränderung erkennbar ist.
Wenn mich also mal wieder die “Warum-sind-andere-Babys-viel-weiter”-Gedanken heimsuchen, schnappe ich mir den Kinderwagen und schipper mit der Kleinen in der Sonne umher und genieße diese ersten Frühlingstage.



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