Mit ein wenig Verspätung möchte ich heute darüber nachdenken, wie sich die Kleine entwickelt hat – denn schon ein ganzes Jahr ist vergangen, seit sie das Licht der Welt erblickt hat.
1 Jahr…
Ich weiß noch genau, wie viel Angst ich vor der Geburt hatte. Wie überrascht ich war, dass es plötzlich – acht Tage zu früh – schon los ging. Dass dann doch alles besser kam, als ich befürchtet hatte. Und dass die Geburt selbst – abgesehen von den Wehen, die schon 22 Stunden vorher los gingen – letztendlich vollkommen schmerzfrei war. Ich erinnere mich, wie mich meine Gefühle überwältigten, als ich sie zum ersten Mal im Arm hielt. Wie glücklich und erleichtert ich war! Und wie klein und zerbrechlich sie doch wirkte.
Es ist unfassbar, wie schnell dieses Jahr an uns vorbei flog. Tatsächlich geht beim zweiten Kind gefühlt alles viel schneller. War sie vor kurzem noch ganz klein und hilflos, ist sie heute inzwischen alles andere als das. Sicher muss sie noch voll umsorgt werden, aber zugleich ist sie auch schon so selbstständig geworden.
Denn wenn sie ein Ziel erreichen will, dann erreicht sie es auch. Meistens zumindest. Krabbelnderweise ist sie inzwischen sehr schnell unterwegs. Sie hangelt sich an Möbelstücken entlang. Sie kann sich hinstellen, ohne sich irgendwo hochzuziehen. Sie steht frei, und das sehr sicher. Sie klettert gerne. Die Treppe hinauf, ins Bett des großen Bruders, über Mama drüber, auf den Wohnzimmerschrank. Auf alles, was sonst erreichbar ist. Wenn sie irgendwo nicht selbst dran kommt, dann will sie auf den Arm und kommandiert uns an ihr Ziel, indem sie in die genaue Richtung weist und ihren Beschluß durch penetrante Laute noch unterstreicht.
Und inzwischen macht sie auch ihre ersten, zaghaften Schritte. Zwei bis drei Schritte schafft sie schon frei, das macht sie aber meistens nur, wenn sie gerade sauer ist und unbedingt irgendwo hin möchte. An der Hand läuft sie schon einige Schritte, doch irgendwann wird sie dann meistens ungeduldig und völlig unkontrolliert, wirft sich hin und krabbelt dann einfach weiter. Ich freue mich so sehr darauf, wenn sie endlich richtig läuft. Zum einen, weil mich das unglaublich stolz macht. Zum anderen, weil sie dann bestimmt endlich zufriedener ist.
Denn das ist sie gerade überhaupt nicht. Sie meckert, schimpft und schreit was das Zeug hält. Wo ist mein kleiner Sonnenschein hin? Das frage ich mich oft, wo sie doch sonst immer nur lachte und ziemlich zufrieden mit allem war. Nun kann man ihr gerade gar nichts recht machen. Ob beim Essen, spielen, lesen – immer kommt es irgendwann zu einem Zwergenaufstand. Ja, die ersten Wutanfälle sind auf dem Vormarsch. Auf ein „Nein“ reagiert sie immer sehr ungehalten. Und wenn sie nicht bekommt, was sie will. Aber selbst wenn alles in Ordnung zu sein scheint, weint sie dennoch sehr viel.
Genauso sieht es mit dem Schlaf aus. Sie schlief ja immer wunderbar durch. Ganz selten weinte sie nachts. Und wenn, gab man ihr kurz den Nucki, Spieluhr an und schon war es wieder ruhig. Und jetzt? Einschlafen wird zur Geduldsprobe. Doch das ist harmlos, im Vergleich dazu, wenn sie nachts schreiend aufwacht. Denn dann bleibt sie locker zwei bis drei Stunden wach. Und wehe wir weichen von ihrer Seite. Am besten will sie dann getragen werden. Wenigstens muss man aber im Zimmer bleiben. Ich habe ja kaum Nerven dafür. Deswegen übernimmt mein Mann das oft. (Danke, Schatz!) Oder wir wechseln uns ab. Neulich bin ich auf dem Boden vor ihrem Bett eingeschlafen und irgendwann schmerzerfüllt und frierend wieder wach geworden. Vergangene Nacht saß ich mehr als zwei Stunden neben ihrem Bett und sie dachte nicht daran, wieder einzuschlafen. Jeder Versuch sich rauszuschleichen endete in einem größeren Drama. Als sie endlich schlief, konnte ich mein Glück kaum fassen. Das zerrt echt an den Nerven. Eigentlich ist schon seit unserem Urlaub im Juli der Wurm drin. Zwischendurch war es wieder mal besser und jetzt eben wieder nicht.
Ob es daran liegt, dass sie gerade mitten im 8. Entwicklungsschub ist? Oder ob vielleicht doch mal wieder ein paar Zähne kommen? Darauf warten wir ja echt vergeblich.
Na ja, und wer nachts so lange wach liegt, ist natürlich dann morgens nicht ausgeschlafen. Und nun muss ich sie ja immer wecken, weil ich den Großen in den Kindergarten bringen muss. Die Vormittage sind dann immer echt schwierig nach solchen Nächten, denn ihre Laune ist im Keller. Ich bin dann immer erleichtert, wenn sie mittags wieder im Bett liegt.
Ich bete, dass diese schwierige Phase bald vorbei ist. Und das sie wieder das ausgeglichene kleine Mädchen ist, das sie doch immer war.
Sie isst gerade nicht besonders gut, was auch am Schub liegen könnte. Sie hat aber ihre Vorliebe für Trauben entdeckt und ist total verrückt danach. Und nach allem, was wir gerade essen.
Was das Spielen angeht, weiß sie gerade glaube ich selbst nicht so, was ihr gefällt. Sie beschäftigt sich nie lange mit Dingen. Sie räumt nach wie vor gerne Sachen aus, zum Beispiel den Korb ihres Kinderwagens. Sie rollt gerne Klopapier ab und zerfetzt es dann. Oder Zeitungen. Sie steckt Spielzeuge in Dosen oder andere Behälter und holt sie wieder heraus. Sie versucht Duplosteine zusammenzubauen, was ihr zu 97% nicht gelingt. Aber manchmal klappt es eben doch. Sie nimmt Tücher und putzt damit den Tisch oder wischt uns den Mund ab. Sie versteckt sich gerne und wirft sich nach wie vor gern kuschelnderweise auf Teppiche, Kissen oder was ihr sonst in die Quere kommt. Sie spielt gern mit ihrem Bruder fangen und krabbelt wie wild hinter ihm her, schafft es aber nie, ihn zu schnappen. Sie klatscht, winkt und hält sich die Ohren zu, füttert uns gerne. Ständig dabei: die kleine, blaue Plastikgabel aus der Spielküche. Und die 8. Die 8 aus der Puzzlematte wird ständig rausgepflückt. Bei meinem Sohn damals übrigens genauso.
Sie schaut gerne Bücher an. Wenn sie einen Ball sieht, sagt sie „Ba“! Wenn sie irgendetwas anderes sieht…sagt sie auch „Ba“. Zumindest zu den meisten Dingen. Bei einem Pferd macht sie „Pppprrrrr“ und tut so, als würde sie reiten. Der Hund macht „Wa wa“, der Hase schnuffelt und wenn sie einen Fisch sieht, macht sie den Mund mit Blubb-ähnlichen Geräuschen ganz oft auf und zu. Manchmal gelingt ihr auch ein „Mäh!“, doch meistens kommt eher „Mah“ heraus. Hat sie ein Spielzeugauto, macht sie „Brrrrrrmmmm“.
Neben Mama, Papa, Da, Ja und Nein, sagt sie neuerdings „Halla“, wenn jemand Hallo ruft. Sie benutzt bisher keine O-Töne. Höchstens mal sowas wie Ö. Aber das kommt schon noch.
Natürlich ist sie gerne draußen und unterwegs ist die Laune auch immer ganz gut. Den Sandkasten liebt sie inzwischen besonders.
Zwischenzeitlich habe ich die junge Dame in vier Kindergärten angemeldet, damit sie hoffentlich 2018 einen Platz bekommt. Außerdem werden wir ab November in eine Spielgruppe gehen.
Pusteblume in Zahlen:
- Ich bin schon so groß: 72 cm
- Gewachsen bin ich also: 20 cm
- Ich wiege: 9.400 g
- Zugenommen habe ich somit: 5.800 g
- So viele Zähne habe ich: 2
- Ich trage Kleidergröße: 74 und 80
- Ich trage Pampers Größe: 4
- Ich schlafe: Von 19.30 bis 07.45
- Ich esse: 5 Mahlzeiten
- Ich spreche: 6 Wörter
Mein kleines Mädchen – nun ist sie kein Baby mehr. Sie werden einfach so schnell groß…