Wie schnell ein ganzes Jahr vergeht, das merke ich gerade. Der Prinz geht seit einem Jahr in die Kita und es war ein hartes Jahr. Begonnen hat es schwierig. Mit vielen Tränen und Krankheiten. Unsere Kita hat ein tolles offenes Konzept, ein tolles Erscheinungsbild und eine Anzahl an Erziehern, von denen viele Kitas nur Träumen können und doch war es ein Jahr voller Aufs und Abs.
Für mich steht fest, dass es zu früh war den Prinzen mit 14 Monaten in die Kita zu bringen. Wir beide waren einfach noch nicht soweit. Durch die vielen Fehltage, ja sogar fast Monate kann man sagen, hatte er kaum eine Chance, Routine in die Angelegenheit zu bringen. Jeden Morgen, weinte er bitterlich und mein Herz schmerzte so sehr, dass ich so oft kurz davor war, das Projekt Kita auf Eis zu legen. Aber was hätte das gebracht?
Hinzu kamen Situationen und Vorkomnisse, die mit meinem Gluckendasein absolut nicht übereingingen. Ich bin ein sehr sensibler Mensch und der Prinz ist es auch. Es gibt Kitapersonal, das das gesehen hat und zugehört hat und es wird immer Personal geben, was einfach nicht gut genug ist, um diesen verantwortungsbewussten Job auszuführen. Das gibt es aber in jeder Berufssparte. Es wird immer Menschen geben, die für das was Sie tun, nicht die Richtigen sind.
Es gab Unmengen an Gesprächen. Ich bin keine einfache Person und habe sicherlich öfters, kurzzeitig zu impulsiv reagiert. Ich würde wenn ich könnte, einige Dinge anders handhaben. Als ich dann in den Elternbeirat gegangen bin, wurde es sehr schlimm. Wir hatten soviel zu tun und haben soviel erfahren, dass ich wieder kurzzeitig zweifelte, ob dieser Traumkindergarten wirklich auch der Traum vom Prinzen ist.
gluckeundso
Es wurde Frühling und der Prinz wurde so langsam gesünder. Er konnte länger, als 2 Tage am Stück, zur Kita gehen und ich holte ihn früher ab, so dass er seinen Mittagschlaf zu Hause machen konnte. Er gewöhnte sich, so langsam an die Routinen in der Kita und wir spürten, dass er zufrieden ist.
Durch persönliche Umstände haben wir den Mittagschlaf wieder in die Kita verlegt und es funktioniert noch immer nicht optimal aber besser. Jeden Tag merken wir, dass er sich dort wohlfühlt und Kind sein kann. Es gibt immer noch viele Dinge, die die Erwachsenen dort regeln müssen und immer wieder einen kleinen Schatten werfen aber die Frage am Ende des Tages ist für mich immer: Fühlt der Prinz sich dort wohl? Habe ich das Gefühl, dass er dort nicht hingehört?
Meine Antworten dazu sind: Ja er fühlt sich wohl und er ist genau richtig dort.
Der Prinz fängt an mit Kindern zu interagieren. Er lacht und erzählt. Er weint noch immer ab und an morgens aber das zeigt einzig und allein, welch starke Bindung wir haben. Es zeigt nicht, dass er die Kita verabscheut.
Ich bin inzwischen aus dem Elternbeirat ausgetreten, da es mir einfach ganz und gar nicht gut getan hat. Auch dem Verhältnis zwischen Personal und mir, hat die Elternbeiratsphase nicht gut getan. Leider werden da oft Dinge nicht mit dem nötigen Abstand betrachtet.
Nun gut. Nach einem Jahr Kita kann ich sagen, dass wir trotz vieler Hürden, nach wie vor davon überzeugt sind, dass es die richtige Wahl war. Unser Prinz lebt dort in einem eigenen Kosmos. Der Kitakosmos. Dort fangen Kinder an, für sich Entscheidungen zu treffen, Freundschaften zu knüpfen, Verluste zu ertragen. Konflikte zu erleben und für sich einzustehen. 
Eine Kita ist der 1. nötige Abnabelungsprozess, den Eltern und Kinder erfahren. Er ist schmerzhaft und komisch aber auch hilfreich und schön. Wenn ich meinen Prinzen aus der Kita abhole, dann rennen wir uns in die Arme und gehen nach Hause. Wir haben beide, unseren Tag ohne einander, für ein paar Stunden verlebt und können ihn dann gemeinsam ausklingen lassen.
Für mich steht fest, dass solange ich es kann und der Prinz es nicht anders will, das ich ihn nur halbtags betreuen lasse. Es ist unglaublich, wie anstrengend so ein Kitatag ist. Solche vielen Eindrücke und Erlebnisse, muss so ein kleiner Mensch erst einmal verarbeiten und bei uns ist es genau so gut, wie es jetzt ist.
Ich freue mich auf das neue Kitajahr, auf die Erzählungen vom Prinzen, auf die Freundschaften die sich gerade entwickeln und darauf, dass er immer mehr, auch seinen eigenen Charakter formen und zeigen kann.
Wie war für euch das 1. Kitajahr? Lief alles glatt oder ähnlich kompliziert?
Eure Glucke
