Ich bin mir sicher, dass zu einem jeden Kind mit Herzenswunsch - welchem auch immer- Eltern gehören, die über dessen Erfüllung schon 193572546 Mal diskutiert haben.
Was mich zu dieser tollkühnen Behauptung verleitet? Das ist ganz einfach: Kennt ihr Kinder, die einen Herzenswunsch haben? Sowas vergessen die nicht mal eben, da lassen sie sich auch nicht vertrösten, ablenken oder mit einer zweitklassigen Alternative abspeisen. Kinder mit Herzenswunsch lassen nicht locker. Sie konfrontieren einen immer und immer wieder damit.
Das ist kein Problem wenn es um Schlittschuhe geht. Aber was, wenn der Wunsch folgenschwere Konsequenzen für die ganze Familie mit sich bringt? Wie die Anschaffung eines Hundes? Oder wenn er sogar unerfüllbar ist? Wie ein Pony im Hausflur?
Seltsamerweise sind Kinder bereits in sehr jungen Jahren dazu in der Lage, einen unrealistisch Wunsch als solchen einzuordnen und dann auf etwas tendenziell eher Erfüllbares umzuschwenken. Von Elefant auf Mehrschweinchen beispielsweise. Man ist ja flexibel.
Alle Jahre wieder wünschten sich unsere Kinder ein Haustier. Nicht nur zu Weihnachten versteht sich. Aber genau dann eben nochmal besonders doll.
Die Haustierfrage haben der Mann und ich ebenso lange diskutiert- und waren immer hin- und hergerissen. Tiere mögen wir eigentlich beide. Haustiere auch. Nur mit Tieren in Käfigen oder Terrarien können wir nichts anfangen. Die scheinen hauptsächlich Pflege zu bedürfen, mit Spielen und Kuscheln sieht es dagegen -subjektiv betrachtet- nicht so toll aus. Also stellte sich für uns die Frage: Katze oder Hund? Oder besser überhaupt kein Tier? Immerhin verreisen wir relativ oft und müssten dann jedes Mal einen adäquaten Ersatz für uns finden, der sich zuverlässig, gerne und gut um das Tierchen kümmert.
Der Hund stand lange Zeit im Raum, doch den Gedanken verwarfen wir diesen Sommer endgültig wieder nachdem wir mehrmals den Hund einer Nachbarin tageweise gesittet hatten.
Er war ganz entzückend, allerdings stellte ich fest, dass das Gassi gehen in Istanbul so seine Tücken hat. Hier leben nämlich an jeder Ecke Straßenhunde. In Rudeln versteht sich. Groß und zottelig. Niemand der sie an der Leine hat oder zurückpfeift. Ein mulmiges Gefühl, wenn diese anfangen, einem zu folgen oder den eigenen Hund gar angreifen.
Absolut undenkbar, die Kinder jemals -egal in welchem Alter- hier alleine mit einem Hund in den Park zu schicken.
Über die Katze diskutierten wir immer mal wieder. Mal mehr, mal weniger. Jahrelang. Und ab November machte ich mir dieses Jahr Gedanken darüber, ob eine Katze nicht sogar ein tolles Weihnachtsgeschenk für die Kinder wäre.
Jetzt sehe ich schon den erhobenen Zeigefinger selbsternannter Tierfreunde, -liebhaber und -schützer vor mir, die sich scheinbar alle einig sind: Wenn du der Teufel bist, isst du kleine Kinder. Oder schenkst ihnen ein Haustier zu Weihnachten. Doch wer sagt denn, dass man zu Weihnachten nur Materielles verschenken darf? Ein Haustier ist kein Kuscheltier und auch kein Spielzeug, das ist klar. Aber macht es diese Tatsache gleich zu einem ungeeigneten Weihnachtsgeschenk?
Doch weshalb eigentlich dir Empörung? "Tiere sind keine Gegenstände ", so der allgemeine Tenor.
Da stimme ich voll und ganz zu.
Zumindest habe ich noch niemanden erlebt, der sich über den Sushi-Kurs für die Frau oder die Kinokarten für den Neffen echauffiert hätte.
Andere Geschenke, die nicht der Kategorie "Dinge" zugeordnet werden können, sind merkwürdigerweise akzeptiert. Immerhin sind doch auch gemeinsame Erlebnisse ganz hoch im Kurs.
Geht es denn an Weihnachten nicht auch darum, Herzenswünsche zu erfüllen?
Wenn dieser Herzenswunsch nun ein Haustier ist und ALLE Familienmitglieder grundsätzlich mit dessen Anschaffung einverstanden sind, wenn Pro und Contra sorgfältig abgewogen wurden, wenn eine artgerechte Haltung gewährleistet werden kann und wenn sich alle der Verantwortung bewusst sind, die so ein Tier mit sich bringt... was spricht dann dagegen, diesen Herzenswunsch zu einem besonderem Anlass, wie etwa dem Fest der Liebe, zu erfüllen?
In meinen Augen nichts. Ich hätte meinen Kindern diesen lange gehegten Wunsch nach einem Haustier gerne zu Weihnachten erfüllt und ein Kätzchen unter den Christbaum gesetzt.
Uns kam allerdings das Schicksal in die Quere und so trug es sich zu, dass in unserem Freundeskreis bereits Anfang Dezember dringend ein neues Zuhause für ein kleines Kätzchen gesucht wurde.
Dieses Zuhause hat es bei uns gefunden und nach nur 3 Wochen Eingewöhnungszeit können wir bereits sagen: Wir können uns unser Zuhause gar nicht mehr ohne "Lilly" vorstellen.
Einen wahren Glücksgriff haben wir mit ihr gelandet. Sie ist verspielt und verschmust, genießt unsere Zuwendung und hat sich ganz wunderbar in unserem Alltag zurechtgefunden.