Ein Gesicht wie von der Sonne gemalt

Ein Gesicht wie von der Sonne gemaltJeder Mensch, selbst der glücklichste, gerät manchmal in Verkettung von unglücklichen Ereignissen, die seinen Tag so richtig versauen. Die Katastrophen fangen meistens morgens an, ziehen sich den kompletten Tag durch und wenn der Betroffene abends denkt er ist gleich zu Hause und alles wird gut dann tritt er noch vor der Haustür in die Hundekacke, merkt das nicht und verteilt die biologische Masse flächendeckend in seiner frisch geputzten Flur. Toll oder? Mich trifft es selten, denn ich versuche Stress und die Katastrophen zu meiden, dennoch kommt es vor! Letzte Woche hatte ich eine von diesen Arschkarten gezogen und alle Zeichen am Himmel deuteten darauf hin, dass der Tag in meinem Kalender mit schief gezeichneten Totenköpfen markiert werden musst! Es begann bereits um 6:00 als ich, Trottel, den Tablet-PC vom Tisch geschubst habe. Als das Gerät sich Richtung Fußboden bewegte, schaltete mein Gehirn eine Art Zeitlupenfunktion ein…die Computerspieler unter Euch werden diesen Effekt von dem Spiel Max Payne kennen! Bevor das Gerät auf den Boden zerschellen konnte streckte ich den Fuß raus und bekam die Wucht des Aufpralls (natürlich die Kante abbekommen) gewaltig zu spüren. Leckt mich, tat das weh! Eine Stunde später wollte ich die Wohnung verlassen und auch wenn ich die Wohnungstür schon eine Milliarde Male problemlos passierte, stieß ich diesmal schmerzhaft mit meiner linken Hand gegen den verfluchten Türrahmen als ich mich umdrehte und nochmal die Wohnung zu betreten…wie immer etwas vergessen. Ich kann nicht sagen was mehr weh getan hat, der Aufprall selbst oder die Tatsache, dass ich in das Gehäuse meiner geliebten Uhr einen neuen bösen Kratzer gehauen habe! Meine Gesichtsmuskulatur zuckte vor Wut. Ich habe mich schon fast umgebracht und die Uhr zeigte erst kurz nach 7:00. Als ich langsam die Treppe hinab stieg, schaute ich mir die Stufen an. Vielleicht wartete dort eine nächste Falle? Nein, die Treppe war sauber. Etwas entspannt erreichte ich den Wagen und mir stockte fast der Atem! Am Abend davor wusste ich, dass ich einen Fehler begehe, in dem ich den Wagen unter dem einem bestimmten Baum abstelle! Der Baum gilt als Sammelstelle für alle Vögel aus der ganzen Umgebung, dementsprechend sieht unter fröhlich aus wenn die Viecher anfangen zu kacken. Aber manchmal habe ich keine Lust Ehrenrunden rund um den Block zu drehen auf der Suche nach einem besseren Parkplatz und gehe das Risiko an. Das Ergebnis ließ sich sehen! Heckscheibe, hintere Seitenscheiben, Kofferraum, Teile des Dachs, alles dekoriert als wäre dort ein Scheißkünstler…im wahrsten Sinne des Wortes…die ganze Nacht am werken. Lieber Gott, ich danke Dir vom meinem ganzen Herzen, dass du den Kühen und Pferden keine Flügel gegeben hast! Hätte ich mich so auf den Straßen gezeigt, wäre ich zu einer Lachnummer geworden also ab in die Waschstraße obwohl ich durch die ungewöhnliche Häufung der kleinen Katastrophen langsam in Zeitnot geriet. Wagen sauber, ich etwas ruhiger (Nikotin ist etwas wunderbares) ab in den Stadt. Ich musste ein Stadtviertel besuchen, das fast ausschließlich aus engen Einbahnstraßen bestand. Eine Art Künstlergegend mit kleinen Ateliers, eng und willkürlich zugeparkt als hätten die Menschen keinen Verstand mehr. Gott sei dank wohne ich nicht dort! Ein harmloses Feuerchen hätte genug Zeit um sich derart auszubreiten, dass ganzen Wohnhäuserketten vernichtet werden, denn an manchen Stellen kommt die Feuerwehr höchstens mit einem verfluchten Fahrrad durch! Bei mir brannte (noch) nichts aber anderes Problem machte mir schwer zu schaffen. Es war Donnerstag, ein Tag der Müllabfuhr. Egal wo ich abbog, stand ein Müllwagen vor mir. Kaum ging es los, musste ich wieder bremsen. Links Müllwagen, rechts Müllwagen, dass mir eins vom Himmel nicht auf den Kopf knallte grenzt an ein Wunder. Ich befand mich nur paar Meter von meinem Ziel entfernt und eigentlich müsste ich nur schnell in die zweite Etage rennen, etwas abgeben und wieder verschwinden. Ich parkte kurz den Wagen wie….naja….wie ein Arschloch. Habe ich mich vor paar Textzeilen nicht etwa darüber beschwert, dass manche kopflos den Wagen abstellen und andere behindert? Fuck! Ist ja nur kurz und es dauerte wirklich nicht lange als ich wieder den etwas artistisch geparkten Wagen erreichte. Ich sah mich bereits auf der Gewinnerseite als…ich SIE bemerkte. Eine wunderhübsche Frau mit einem Gesicht eines Engels. Fröhlich, frisch, frei von jeglichen Spuren von Traurigkeit oder Wut. ROLLSTUHL! Sweet Jesus! Ich stellte den Wagen zu dicht an einem voll beklebten Stromkasten ab und hinderte die Frau dabei weiter zu kommen (wenn ich das so sagen darf). Anstatt mich zur Sau zu machen und dabei wäre sie völlig im Recht, lächelte sie mich so an, dass ich mir vor kam als wäre ich eine Schokoladentafel auf dem warmen Heizkörper.

-Tut mir sehr leid, ich bin sofort weg- mit Mühe presste ich die Worte aus meiner zugedrückten Kehle heraus ohne sie direkt anzuschauen.

-Ist nicht schlimm, ich habe Zeit- antwortete sie und strahlte dabei so viel Fröhlichkeit aus, dass selbst ein Mann, der gerade erfuhr, dass seine Frau ihn mit einem Postbooten seit Jahren betrügt wieder an das Gute in Menschen zu glauben anfinge.

Ich rollte langsam vom Bürgersteig, sie setzte ihre Reise fort, verschwand nach wenigen Augenblicken hinter einer Ecke und ließ mich mit einem Gedankensturm im Kopf alleine. Ich ließ die Zeit revue passieren. Die kleinen Unfälle, Zeitdruck, Hetzte…alles für den Arsch denn ausgerechnet sie, die schönste Frau, die ich seit Wochen sah, demonstrierte mir mit ihrem Lächeln wie das Leben zu handhaben ist. Und das von einem Rollstuhl aus, der sich optimal dazu eignet das Leben in der Mitte zu brechen und die Hoffnung auf Glück zu vernichten. Trotzt der Behinderung dachte sie aber offenbar nicht daran die Welt in Schutt und Asche zu legen nur weil etwas in ihrem Leben mächtig scheiße gelaufen ist. Ihre Invalidität hinterließ keine Spuren an ihrem Gesicht und als ich in den Innenspiegel schaute sah ich einen Jammerhaufen. Nur weil ich etwas fallen ließ, gegen Tür gelaufen bin, mir die Vögel den Wagen voll geschissen haben und paar Müllwagenautos den Weg versperrten. Toll oder? In dem Moment bedauert ein Mensch die Unfähigkeit sich mit Anlauf in den eigenen Arsch zu treten. Ich fuhr davon und der Rest des Tages lief ohne jegliche Vorkommnisse. Ich dachte seitdem oft an sie…die Frau im Rollstuhl, die mit ihrem Lächeln die Katastrophenflut stoppte und dafür sorgte, dass ich zumindest für paar Stunden die Welt mit anderen Augen sah. Sicherlich werde ich sie vergessen, den manchmal stressigen Alltag verfluchen und mich ärgern wenn eine Kleinigkeit nicht läuft. Aber zu wissen, dass irgendwo da draußen Engel sind, die uns den richtigen Weg zeigen ist ein verdammt gutes Gefühl.


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