Zunächst einmal: Es wird viel zu oft viel zu schnell mit dem Finger auf Kinder gezeigt, die ihre rundlichen Körperformen länger behalten und später in die Höhe schießen, es gibt auch viel zu oft giftige Worte von Erwachsenen gegen weibliche Jugendliche, die sich von knabenhaft zu weiblich gerundet entwickeln in der Pubertät.
Entsetzt hat mich immer schon, wie dicke Jugendliche in den Medien vorgeführt werden, egal, ob man sie dabei filmt, wie sie sich den Magen verkleinern lassen oder wie sie verzweifelt einen Partner suchen, oder auch, indem man unter scheinbarer Hilfsbereitschaft ihnen dabei zusieht, wie sich quälen, Hunger leiden und abrackern und sich vor der Waage fürchten – all das müssen ja Erwachsene schon erleiden, wenn sie so verzweifelt und/oder naiv sind, sich zu einer der “Wir machen die Fetten mal lächerlich, sie haben es nicht besser verdient” – Shows anzumelden. Die Moderatorin einer dieser menschenverachtenden Shows ist Christine Theiss und das Interview über die neuen Folgen von The biggest Loser zeigen, dass diese Frau ein sehr enges Weltbild hat, indem dicke Kinder einzig dick sind, weil die Eltern sie mästen, und nur Dünne ein menschenwürdiges Dasein führen können, weil, sonst würde es ihre Show ja nicht brauchen.
Wenn sie sich über die dicken Kinder aufregt, zeigt sie zugleich mit dem Zeigefinger auf die Eltern. Doch es gibt viele verschiedene Gründe, warum ein Kind sich am liebsten von salzigen, süßen und fettigen Sachen ernährt, die weich sind und/oder kleine Häppchen, die nicht viel gekaut werden müssen. (Übrigens ernähren sich auch viele dünne Kinder so, nur wird ihnen niemand vorschreiben, was sie nicht essen dürfen, weil man gemeinhin nur das Dicksein als Negativfolge einseitiger Essgewohnheiten wahrnimmt und andere negative Folgen ignoriert.) Es ist nicht abzustreiten, dass manche Kinder lieber Süßes als Gemüse und lieber Chips als Vollkornbrot essen. Warum das so ist, hängt keineswegs ausschließlich vom Vorbild von Eltern ab, wie man immer glaubt, sondern vor allem von einem Gen, welches W issenschafter der kanadischen McGill University und der University of Toronto entdeckt haben. Dieses Gen beeinflusst die Produktion des Botenstoffes Dopamin, welcher die Geschmacksempfindungen beeinflusst. Kinder, besonders Mädchen, die eine Genvariante besaßen, welche die Dopaminproduktion hemmt, waren eher für Junk Food zu haben, als andere ohne diese Variante. Zudem spielt auch noch die emotionale Befindlichkeit eine Rolle.
Vielleicht sollte man darauf mehr Rücksicht nehmen, als den verunsicherten Teenager und den liebesbedürftigen Kleinkindern verstehen zu geben, dass sie von allen verachtet und vorgeführt werden dürfen, weil sie es ja nicht besser verdient haben….