Ein Flüstern in der Nacht von Moya Simons

Kurzinformation:

Preis: 12,99 EuroGebundene Ausgabe: 304 SeitenVerlag: cbj (22. Oktober 2012)Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 10 Jahren

 


Ein Flüstern in der Nacht von Moya Simons

Die Handlung:
Deutschland, 2. Weltkrieg.
Rachel ist fünf, als sie mit ihrer Familie in eins der zahlreichen Judenhäuser ziehen soll. Eines Tages passiert dann das, wovor alle Angst hatten. Soldaten kommen um ihre Familie abzuholen. Rachel versteckt sich unter der Spüle und die letzten Worte ihres Vaters waren:"Sei still wie ein Mäuschen."
Seitdem spricht Rachel nicht mehr. Eine deutsche Familie entdeckt sie in ihrem Versteck und nimmt sich ihr an. Wird Rachel wieder sprechen können und wird sie ihre Familie jemals wieder sehen...?
Meine Meinung:

 Dieses Buch hat mich sehr berührt.

Am Anfang konnte ich mich jedoch nicht mit dem Schreibstil anfreunden. Es wurden ständig Absätze gemacht, in denen das Thema gewechselt wurde. Im einen Absatz erzählt Rachel noch über ihre Schleifen und im nächsten beschreibt sie, wie sich der Krieg immer mehr zuspitzt. Der Lesefluss wurde dadurch erheblich gedämmt.

 Der Schreibstil an sich ist anfangs sehr kindlich und einfach gehalten. Da das Buch aus Rachels Sicht geschrieben ist, bekommt der Leser die Eindrücke und Gefühle einer 5-Jährigen mit. Sie versteht z.B. nicht die Gründe des Kriegs und warum das Essen auf einmal immer weniger wird. So konnte ich mich nicht wirklich mit Rachel identifizieren. Doch mit der Zeit ändert sich das. Sie wird älter und beginnt die Dinge auf eine andere Weise zu hinterfragen. Es kommt mehr Tiefe in die Geschichte hinein, was nicht zuletzt auch an Rachels Erlebtem liegt.

 Auch löst sich der abgehackte Schreibstil mit der Zeit auf. Je älter Rachel wird, desto flüssiger wird er und desto mehr Eindrücke und Gefühle werden beschrieben. Das Buch wird zunehmend interessanter.

 Rachels Verwandlung von einem sorglosen kleinen Kind zu einer gutherzigen und nachdenklichen jungen Frau, die viel in ihrem Leben erlebt hat, regt einen zum Nachdenken an und ist auch im Schreibstil wiederzufinden. Dass ein so junges Mädchen so viel Leid erleben musste und es ein Wunder ist, dass sie noch lebt, hat mich sehr berührt.

Man fragt sich während des Lesens immer wieder, ob Rachel wieder sprechen wird, ob sie ihre Familie wiedersehen wird und hofft mit ihr, dass sie in ihrem Versteck nicht entdeckt wird. Es werden viele Emotionen beim Leser ausgelöst und ungefähr ab der Hälfte des Buches musste ich nur noch Weinen (Seien es Freuden- oder Trauertränen)

Man ist in einem Strudel aus Gefühlen, die einen nicht mehr loslassen!

Dieses Buch zeigt auch, dass das Menschliche sogar in diesen grausamen Zeiten nicht völlig ausgestorben ist. Sei es die Familie, die Rachel versteckt hat und somit ihr Leben für ein kleines jüdisches Mädchen riskiert hat, sei es die deutsche Frau, die Rachels Mutter heimlich Lebensmittel zugesteckt hat oder sei es der Soldat, der wegschaute. All das ist der Beweis, dass die Menschen nicht alle böse und rücksichtslos in diesem schlimmen Krieg waren. Diese vielen Grauschattierungen lassen einem richtig warm ums Herz werden und geben einem Hoffnung.

Rachel ist ein ganz normales Kind. Sie interessiert sich für Schleifen und ist neugierig, was ihre Schwester in ihr Tagebuch schreibt. Doch man merkt, dass sie an den Ereignissen wächst. Sie wird ernster, denkt nicht mehr naiv und versteht immer mehr. Ich habe Rachel sehr in mein Herz geschlossen und konnte mich später auch sehr gut in sie hineinversetzen.

Jeder Charakter ist einfach, und doch interessant, geschildert. Jeder hat eine markante Eigenschaft oder Merkmal an sich. Sei es Rachels rebellische Schwester Miri, ihr trauriger Cousin Erich oder ihr gutherziger Vater. Sie alle haben mich mit ihren Gesten und Taten berührt und mich wollen lassen, dass das Buch nicht zu Ende geht und ich sie dann nicht mehr "sehe".

Doch neben dem Fiktiven enthält dieses Buch auch viel Wahres. Man lernt viel über den 2. Weltkrieg und doch geschieht das eher nebenbei. Die Autorin fügt auch Jahreszahlen in das Geschehen, sodass der Leser ungefähr weiß, in welchem Stadium der Krieg sich befindet und wann alles vorbei sein wird. Man lernt sozusagen ganz nebenbei noch ein bisschen Geschichte.

Auch ist hinten im Buch ein Glossar mit den Jahreszahlen. Dort werden die Ereignisse vom Buch noch einmal aufgegriffen und als Fakten wiedergegeben.

Aufbau & Gestaltung:

Die Kapitel im Buch sind sehr lang. Dafür wurden aber viele Abschnitte im Text gemacht, sodass es nicht zu anstrengend ist.

Das Cover zeigt Rachel. Was mich enttäuscht hat, sind die Schuhe. Ich dachte, dass sie im Buch eine wichtige Rolle spielen würden, aber da hatte ich falsch gelegen. Stattdessen hätte ich lieber den längsten Schal der Welt, den Rachels Mutter gestrickt hatte und Miris Tagebuch, beides Gegenstände, die sie vor den Nazis noch retten konnte, auf dem Cover gesehen. Dass das Cover in schwarzweiß gehalten ist, finde ich sehr passend, da das Buch in der Vergangenheit spielt und es da schon angedeutet ist.

Fazit:

Ein Buch, das einen berührt und einem die Schrecken des Holocausts vor Augen hält. Ein Buch, das zeigt, dass nicht einmal die Kinder verschont geblieben sind und ein Buch, das beim Leser zahlreiche Emotionen auslöst. Ein Buch, dessen Hauptprotagonistin man ins Herz schließt und sich ein Happy End wünscht. Ein Buch, das einen nicht mehr loslässt!

Ein Flüstern in der Nacht von Moya Simons

5/5 Daumen hoch

Vielen Dank an Blogg dein Buch und den cbj-Verlag für dieses berührende Rezensionsexemplar!
(Das Cover-Recht liegt beim cbj-Verlag!)


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