Ein Fass ohne Boden

Ein Fass ohne Boden

Als neulich die Anregung (danke Melanie!) herein kam, Newcomern eindeutig zu vermitteln, dass Hochsensibilität keine Krankheit ist, stürmte erst einmal eine ganze Kaskade widerstreitender Gefühle auf mich ein. Allen voran so etwas wie Enttäuschung über mich selbst, weil ich dieses “Basic” in meinem Blog-Überschwang einfach vergessen hatte. Nachdem sich die Emotionen wieder geglättet haben, bin ich nachdenklich geworden und in mich gegangen: Wie war das eigentlich früher bei mir?

Ich erinnerte mich an Dinge, die ich lange verdrängt hatte. Mir fiel ein, dass ich eine ganze Zeitlang die Furcht gehegt habe, ich könnte an einer sehr schlimmen Krankheit leiden, so etwas wie Krebs zum Beispiel. (Ich fühlte mich immer so schlecht und bei Arztbesuchen war nichts zu finden.) Sehr deutlich empfand ich, dass ich nicht in Ordnung war, ohne dass ich es genau hätte benennen können, was dieses “nicht in Ordnung” bedeutete. Mir schien aber, ich sollte “anders” sein, mehr so wie andere. Ich hatte Angst vor anderen Kindern und mir war schmerzlich bewusst, dass andere Kinder keine Angst vor mir hatten. Am allermeisten “nicht in Ordnung” war, dass ich es einfach nicht ertrug, anderen Leuten ins Gesicht zu sehen. Und ich mochte auch nicht, dass andere mich ansahen. Das war einfach nicht normal, ein furchtbarer Makel.

Am meisten Angst hatte ich vor meinen eigenen Gefühlen. Sie kamen wie eine Naturgewalt über mich und schienen mich vollkommen zu verschlingen. Ich empfand mich selbst einerseits als vollkommen haltlos, andererseits als Fass ohne Boden, in das alles tief, tief hinein fiel – und sich irgendwo ablagerte, ohne dass ich einen Zugriff darauf hatte. Schon früh begann ich deshalb, meine Wahrnehmung in Frage zu stellen, meine Gefühle zu ignorieren und die Bedürfnisse anderer immer wichtiger zu nehmen als meine eigenen. Das tat ich so lange und so konsequent bis ich tatsächlich krank wurde und eine Fibromyalgie bekam – eine typische Krankheit für HSP wie es scheint – und damit die Aufgabe, mich wieder meinen eigenen Gefühlen zu nähern, sie wahrzunehmen und mich entsprechend zu verhalten. Eine riesige Aufgabe – aber nicht unüberwindlich.

Heute schaue ich auf das Mädchen von damals zurück und habe sehr, sehr viel Mitleid mit ihr, weil sie es so schwer hatte. Sie wusste nicht, dass Hochsensibilität keine Krankheit ist. Sie wusste nicht, dass Hochsensibilität einfach nur eine besondere Disposition des Nervensystems ist, die dazu führt, dass die Wahrnehmung und Verarbeitung von Reizen feiner und genauer ist als die weniger sensibler Menschen. (Wussten Sie, dass schon Pavlov und Jung glaubten, dass hochsensible Menschen ein genetisch unterschiedliches Nervensystem besitzen?) Sie wusste nicht, dass ihrem Körper weniger Energie zur Verfügung steht als anderen Menschen. Sie wusste vor allen Dingen nicht, dass es für manche Menschen schlicht zu aufregend sein kann, anderen Menschen ins Gesicht zu sehen. Sie wusste nicht, wie wichtig es für sie ist, ihre Wahrnehmung anzuerkennen und zu schätzen – und sie wusste ebenfalls nicht, welchen Stellenwert sie Stressmanagement in ihrem Leben einräumen sollte. Genau genommen ist Stressmanagement das A und O. Meine bevorzugte Methode ist EFT (Emotional Freedom Techniques), eine Meridian-Klopftechnik, die die Erlebnisverarbeitung im Gehirn positiv beeinflusst. Aber natürlich ist jede andere Methode, die Sie runterbringt und Ihnen weiter hilft, eine gute Methode.

Wenn ich die Brücke schlage von dem Mädchen, das ich einst war, zu der Frau, die ich heute bin, dann kann ich sagen, dass ich heute (dank der intensiven Auseinandersetzung mit meiner Hochsensibilität) kein Fass ohne Boden mehr bin. Ich bin mir selber nicht mehr ausgeliefert. Ich bin alles andere als haltlos. Im Gegenteil: Ich stehe fest mit beiden Füßen auf der Erde und fühle mich als Teil von ihr. Und ich habe die Gewissheit: Ich bin gut so. Ich soll genau so sein -und ich bin Teil einer riesengroßen hochsensiblen Gemeinschaft – und das fühlt sich einfach wundervoll an. Falls Sie gerade dazu gestoßen sind: WILLKOMMEN!

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Herzliche Grüße,
Ihre Monika Richrath


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