Ein Dorf bekommt Murugananthams Bindenmaschine (Indien IV)

Heute fahren wir mit Muruganantham in ein kleines Dorf nördlich von Coimbatore, wo erstmals eine seiner Bindenmaschinen installiert werden soll. Obwohl das Dorf nur 70km außerhalb der Stadt liegt, benötigen wir über 2 Stunden dorthin.

Von Göttinnen, die keine Binden mögen…

Bereits bei der Abfahrt erzählt uns Muruga, dass es kurzfristig eine Änderung gibt: Die Bindenmaschine kann nicht wie geplant installiert werden, sondern muss ins Nachbardorf gebracht werden, da der Bürgermeister verboten hatte, die Maschine zu installieren, da dies den Zorn der Götter (bzw. sogar der Göttinnen!) auf das Dorf lenken könnte. Im Gespräch mit Muruga stellt sich dann auch heraus, dass viele Männer einfach nicht möchten, dass ihre Frauen einer Arbeit nachgehen. In der angrenzenden Ortschaft sieht man das scheinbar weniger eng, hier kann die Maschine in einer Garage aufgebaut werden. Sofort sind auch jede Menge schaulustiger Männer sowie sechs Frauen zugegen, die in den nächsten Tagen von Muruga eine Schulung zur Bedienung der Maschine erhalten sollen, um anschließend Binden für die Frauen im Dorf produzieren und gleichzeitig das Wissen weitergeben zu können. Ziel ist, dass die Frauen die Binden untereinander verkaufen und gegenseitig aufklären, wie die Nutzung der Binden funktioniert und dass sie sich nicht länger von den bestehenden Mythen rund um Menstruation einschüchtern lassen sollen.

Ein Dorf bekommt Murugananthams Bindenmaschine (Indien IV) Ein Dorf bekommt Murugananthams Bindenmaschine (Indien IV)

… und menstruierenden Plantagenarbeiterinnen

Da der Aufbau der Maschine etwas Zeit in Anspruch nimmt, fahren wir weiter ins nächste Dorf, wo wir den Mann, der die Installation der Maschine verhindert hat, zur Rede stellen wollen. Dieser möchte allerdings nicht vor der Kamera sprechen. Stattdessen treffen wir auf eine Gruppe von Plantagenarbeiterinnen, mit denen wir über ihre Einstellung zum Thema Menstruation und Monatshygiene sprechen – natürlich alles mittels unserer Übersetzerin, da die Dorfbewohner nur Tamil – die regionale Sprache – sprechen. Die Frauen sind erstaunlich offen mit uns, sie erzählen uns über ihre Menstruationsbeschwerden und dass es ihnen sehr helfen würde, Binden selbst herstellen zu können und somit immer verfügbar zu haben. Sie bedanken sich bei uns, dass wir den weiten Weg auf uns genommen haben, um ihr Land und ihre Kultur kennen zu lernen. Alle sind wahnsinnig interessiert an uns und ein Mädchen, das gerade mal 3 Sätze Englisch spricht, versucht, eine Konversation mit uns zu führen.

Plantagenarbeiterinnen

Von Speisen auf Bananenblättern…

Dann fahren wir wieder zurück ins Dorf, um Mittag zu essen. Im einzigen Restaurant des Ortes nehmen wir ein typisch indisches Essen zu uns: Jeder erhält ein Bananenblatt, das gleichzeitig Untersetzer und Teller ist. Es wird nach Benutzung abgewaschen und wieder verwendet, ist somit zu 100% ökologisch, allerdings vielleicht nicht ganz so hygienisch. Es wird dann von jedem Gast selbst nochmals mit Wasser abgewaschen. Anschließend serviert der Kellner aus verschiedenen Töpfen jeweils einen Schöpfer voll Reis; dazu gibt es drei verschiedene Saucen – die meisten davon ziemlich scharf und alle vegetarisch. Schließlich sind die meisten Inder aus religiösen Gründen Vegetarier. Gegessen wird das Ganze mit den Fingern, wobei wir von dem Rumgegatsche verschont bleiben, indem wir Löffel zur Verfügung gestellt bekommen. Es schmeckt vorzüglich und wir bezahlen für das Essen nicht mal 1 Euro.

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… und Menschen, die Geld als das sehen, was es ist: ein Haufen Papier

Mittlerweile ist die Temperatur auf einiges über 40 Grad angestiegen, der Schweiß rinnt uns in Bächen den Körper herunter – auf der Stirn der Inder ist hingegen keine einzige Schweißperle zu erkennen. Vor der Abfahrt filmen wir noch das Dorfleben und möchten einem Jungen, der uns hilft, das Kamerastativ zu tragen, zum Abschied etwas Geld geben, aber er möchte keines. Auch der Rikschafahrer, den wir am Vortag für ein Shooting benötigten, wollte keine Bezahlung. Ob es an der Kultur, der Religion oder daran liegt, dass nur wenige Touristen den Weg in diese Ortschaften finden – eines ist klar: In Punkto Gastfreundschaft und Abkehr vom Materialismus können wir uns von den Indern so einiges abschauen…

Morgen werden wir die Produktion von Binden mit der Maschine live erleben. Es bleibt spannend!

Deine erdbeerwoche-Botschafterinnen

Bettina & Annemarie



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