Neulich in der Kneipe ums Eck:
So ein Bierchen in Ehren hin und wieder kann ja nun nicht wirklich schaden und man trifft sich ja auch gerne mal in geselliger Runde. Manchmal kann einem sowas aber auch ganz schön madig gemacht werden. So erzählte kürzlich eine eigentliche „Bierkollegin“, während sie sich ein Sprudelwasser bestellte, auf Biertrinken solle man doch besser verzichten. Der Alkohol!! Ungesund!! Und Purine!! Nur für den Fall, dass man sich purinarm ernähren muss …
Weiter erzählte sie von ihrem Hund. Sie habe sich jetzt endlich einmal ausgiebig mit der Ernährung ihres Vierbeiners befasst und dabei sei sie darauf gekommen, was es alles wirklich Wichtiges zu beachten gäbe. Und wie fahrlässig doch die meisten mit diesem wichtigen Thema umgehen würden.
Naja, dem konnte ich natürlich teils zustimmen (als Ernährungsberaterin für Hunde) aber – was das jetzt mit dem Bier genau zu tun haben sollte, das war mir dann doch schleierhaft.
„Na, ist doch logisch!!“ Kam die Antwort. „Alles was der Gesundheit nicht zuträglich ist, sollte man meiden.“ Sie habe jetzt auch einen ganz konkreten Ernährungsplan, den sie strikt einhalten würde, erzählte sie. Sie hätte nämlich genauestens ausgerechnet, welche Nährstoffe sie in welchen Mengen brauche. Dann hätte sie genau ausgerechnet, wie viel sie von welchen Nahrungsmitteln pro Woche zu sich nehmen müsse, um diese Bedarfswerte genau abdecken zu können.
„Hm, ok, “ sagte ich. „Das verstehe ich soweit. Aber wie geht das denn dann z.B., wenn man mal im Restaurant essen gehen will?“ … „Nee, “ sagte sie, „Essen gehen ist nicht mehr. Das würde doch den Plan total über den Haufen werfen!!“ „Ja und Partys?“ fragte ich. „Wie machst du das bei Partys?“ „Ach“, meinte sie, „das ist einfach. Ich bringe einfach meine eigenen Snacks mit und auch meine eigenen Getränke.“ …
Ernährung nach Plan
Welcher Mensch kommt auf die Idee, sich nach einem genauestens und speziell erstellten Ernährungsplan zu ernähren? Wer meint, eine gesunde Ernährung müsse genauestens errechnet werden, alle Werte müssten streng berücksichtigt werden? Wer wiegt seine Mahlzeiten genauestens ab? Wer nimmt seine Nahrungsmittel nach ihren Bestandteilen, Nährwerten, Fettgehalten, usw. auseinander? Wer bitteschön macht sowas???
Fanatismus in der Hundeernährung
Ein gutes Beispiel für den Fanatismus, der in der heutigen Zeit in der Hundeernährung herrscht, sind in meinen Augen z. B. die sogenannten Hardcore-Barfer (ja, die dürfen jetzt auch alle über mich herfallen ). Was ist das für ein Wahn, der da herrscht? Wer sich einmal anschaut, was in sogenannten Barfer-Foren abgeht, der bekommt echt einen Schreck!!
Alles muss errechnet werden, die Bedarfswerte müssen exakt eingehalten werden, man kennt die Fettgehalte der Fleischsorten auswendig, die Gemüse- und Obstsorten werden auf ihren Vitamingehalt hin auseinander genommen, der Kalziumgehalt wird genauestens berechnet. Jedes Haar, das falsch liegt, wird als Alarmzeichen gewertet, es könne irgendetwas unausgewogen sein.
Unausgewogenheit
Wie viele Menschen kommen auf die Idee, ihre schlecht sitzende Frisur könne in Zusammenhang stehen, mit einem Nährstoffmangel? Wer schaut sich jeden Tag seinen Haufen an und analysiert, ob dieser für eine gute Nahrungszusammenstellung spricht? Wer schiebt seinen mangelnden Appetit auf die falschen Nährstoffe in den Nahrungskomponenten?
Wer isst trotz Widerwillen seine wöchentliche Portion Leber, obwohl er diese zum k … findet (oder hungert, wenn er sie nicht runter bekommt)? Wer würde seinen Kalziumbedarf nach genauester Berechnung, genauestens abgewogen, als Pulver täglich über sein Essen streuen (und sich sorgen, wenn mal die Hand gezittert hat und zu viel gestreut wurde)? Wer würde sein Fleisch beim Metzger so aussuchen, dass der exakte gewünschte Fettgehalt eingehalten wird? Wer würde sich sein Steak auf dem Teller verkneifen, weil er ja erst vorgestern eins hatte?
Ganz ehrlich, ich finde das echt nicht normal!! Kein normaler Mensch ernährt sich so (Krankheiten ausgeschlossen). Wieso sollte es nötig sein, seinen Hund so zu ernähren? Welcher Wolf in der freien Wildbahn rennt mit Rechentabellen rum? Oder macht sich Sorgen, weil es 4 Wochen lang kein Rehfleisch gibt? Wie viele Wölfe sterben an Nährstoffunterversorgung?
Unsere Großeltern würden (und tun es sicher auch zum Teil) sich kaputt lachen, über solche Vorgehensweisen. Wo ist die natürliche Verbindung zu unserem Freund Hund hin? Kein Mensch brauchte früher einen Lehrgang, um einen Hund halbwegs normal (und gesund) zu ernähren. Instinktiv wusste jeder in etwa was für einen Hund (und erst recht für einen Mensch) gesund und zuträglich ist.
Heute wird sich gestritten bis aufs Blut, ob ein Hund nun Getreide verwerten kann oder nicht. Ob Knochen gut sind für Hunde oder nicht. Früher bekam er eine Scheibe Brot und danch einen fetten Knochen. Und es ging ihm prima. Da hatte aber sicher vorher niemand ausgerechnet, wieviel Kalzium in dem Knochen ist und ob auch das Verhältniss zum Phosphor stimmt. Und überlegt, ob das Getreide im Brot nun Gluten enthält oder nicht …
Und gleich noch ein paar Fragen: Wie viele Hardcore-Barfer gehen gerne zu Mc-Donalds? Wie können sie das in Einklang bringen mit dem Fanatismus, mit dem sie die Hundeernährung gestalten? Wie rechtfertigen sie die gerauchte Zigarette? Oder das Eingangs erwähnte Bierchen? …
Und zum Schluss noch eine provokante Frage: Angesichts der Tatsache, dass es Millionen Menschen weltweit gibt, die tagtäglich zu wenig zu essen haben (geschweige denn die Komponenten ihrer Nahrung auswählen könnten), wie kann man das in Einklang bringen mit solch einem Brimborium um die Ernährung seines Hundes …
Wir hoffen, der Beitrag hat dir gefallen und sagen bis zum nächsten mal.
Bis dahin wünschen wir dir und deinem Hund eine schöne Zeit, macht es gut …