Kaum verbrennt ein durchgeknallter Pastor im "Dove World Outreach Center" (Gainesville, Florida) vor ein paar Dutzend Mit-Durchgeknallter einen Koran - tut sich nichts. Statt weltweiter Proteste gibt es 1 500 Klicks auf ein verwackeltes Filmchen im Internet. Sonst herrscht zwei Wochen lang Schweigen im Walde. Nobody cares about the Mann mit Backenbart und unglücklich gewähltem Namensvetter
Womit am 20. März niemand rechnen konnte: "In der islamischen Welt hatte die Nachricht dennoch die Runde gemacht." (Süddeutsche Zeitung) Holla, der Provokateur provoziert also unter Ausschluss der westlichen Öffentlichkeit, doch am Hindukusch wird das Notstromaggregat angeworfen, damit nicht alles umsonst war. Oder sollte doch "Öl ins Feuer" (dpa etc.) gegossen worden sein? Wie auch immer: Jones, der unsympathische Jesus-Freak, hat ein Buch verbrannt - und wird stante pede zum Auslöser blutiger Proteste ernannt. Zwölf Menschen sterben "bei Demonstrationen" (Frankfurter Rundschau), außerdem werden sieben UN-Mitarbeiter getötet (Letzteres ist eindeutig und vorstellbar, Ersteres eher nicht). Der "Feind des Korans (Frankfurter Rundschau) löst jedenfalls "blutige Proteste aus" (Spiegel und alle anderen). Kurz: Ein Buch wird verbrannt, niemand schert sich darum, 14 Tage danach brennt die Luft in Afghanistan. Kein Grund für Nachfragen.