Meine heutigen Abendgedanken
Ihr Lieben,
gestern schickte mir einer meiner zahlreichen Patenkinder in aller Welt sein Zeugnis, das er bekommen hat. Mischa ist 11 Jahre alt und geht in der Nähe von St. Petersburg zur Schule.
In seinem Zeugnis steht, ins Deutsche übersetzt, ein Satz, der mich sehr gefreut hat:
„Mischa ist ein aufgeweckter und aufgeschlossener Junge!“Ich musste beim Lesen etwas lächeln, denn bei einem unserer größten deutschen Dichter, Johann Wolfgang von Goethe, stand fast genau derselbe Satz im Zeugnis, als er damals ein junger Bub war.
Warum ich darauf hier eingehe in meinen Abendgedanken, hat mit den Worten „aufgeschlossen“ und „aufgeweckt“ zu tun.
Jemand, der „aufgeweckt“ und „aufgeschlossen“ ist, muss also vorher geschlafen haben und eingeschlossen gewesen sein, sonst könnte er ja nun nicht „aufgeweckt“ und "aufgeschlossen“ sein. Und, wenn wir richtig hinhören, entdecken wir hier eines der größten Geheimnisse, was unsere Kinder und Enkelkinder betrifft:
In unseren Kindern und Enkelkindern ist ein großer Schatz verborgen, der Schatz der Talente, der Begabungen, der Fähigkeiten und dieser Schatz ist in unseren Kindern und Enkelkindern eingeschlossen.
Das, was unsere Kinder und Enkelkinder können, was sie zu leisten vermögen, was sie an Menschlichkeit und Gutem in sich tragen, das schläft noch.
Wir Eltern, wir Großeltern, wir Verwandten, Freunde, Bekannten, Lehrerinnen und Lehrern haben die wunderbare Möglichkeit, durch unsere Liebe und unsere Zuneigung die Schatzkammer im Inneren unserer Kinder und Enkelkinder aufzuschließen. In vielen Biografien von Menschen, die Großes in ihrem Leben geleistet haben, lese ich immer wieder einen Satz:
„Ich hatte jemand, der mich ermutigt hat, der an mich geglaubt hat, der zu mir gestanden hat, auf den ich mich verlassen konnte."
Wenn wir unsere Kinder und Enkelkinder ermutigen, an sie glauben, zu ihnen stehen und sie sich auf uns verlassen können – und das gibt natürlich auch für jedes andere Kind, das uns im Alltag begegnet - dann erwacht das Gute, das Menschliche in dem Kind, dann erwacht die Freude am Leben in ihm, dann erwacht sein Selbstbewusstsein, dann erwacht seine Freude daran, etwas selbst auszuprobieren.
Und das Resultat ist dann ein „aufgewecktes“ und „aufgeschlossenes“ Kind.
Mein ganzes Streben wird sein, solange ich noch lebe, mitzuhelfen, dass man noch von möglichst vielen Kindern sagen kann:
„Er/sie ist ein „aufgeschlossenes“ und „aufgewecktes“ Kind.
Ich wünsche Euch nun eine gute erholsame Nacht und grüße Euch herzlich aus dem abendlichen Bremen im Scheine einer Kerze.
Euer aufgeschlossener Werner
Beide Fotos wurden von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt.
