Es hat Tage gebraucht, ehe ich zu diesem Thema etwas schreiben wollte. Auch wenn ich nicht zu den Menschen gehöre, die laut Medien „ohnmächtig“ nach Japan schauen; in einer Art Wachkoma also. Nein, die Bilder aus Japan haben mich schon erreicht; wenngleich ich nicht wusste, was ich mit ihnen anfangen soll. Zumal, andauernd sieht man – über´s Jahr verteilt – wie japanische Ingenieurskunst immer neue Bereiche durchdrängt, seien es Pflegeroboter in Altersheimen, sprechende Elektrohündchen für Autisten oder immer perfektere Harpunen für Ihre Gourmetflotte. Und dann muss man zuschauen, wie aus Hubschraubern quasi Wassereimer auf nahezu freiliegende Brennstäbe gekippt werden. Es ist auch ein faszinierendes Dilemma einer dermaßen auf Hochtechnologie und Fortschrittsglauben basierenden Gesellschaft, die jetzt in ihren Grundfesten – ja, ich wage die Phrase – erschüttert wurde; genauso wie ein Volk und die Welt darauf zurückgedrängt wird, dass wohl nicht alle Heilsversprechen (von) der Moderne eingelöst werden können, und all die „Blütenträume reifen“
Ich bin weder Atomkraftgegner noch -lobbyist; (ich fahre auch Auto, obwohl jährlich weltweit Hunderttausende dadurch umkommen). Und, ich halte Atomwaffen nach wie vor für bedrohlicher als Atomreaktoren. Sicher, eine zukünftige Energiegewinnung ohne Atomkraft wäre auch für mich 1. Wahl; aber solange dies weltweit kein Thema ist, überwiegt die Skepsis ob all des Aktionismus allerorten. Klar, die alten Meiler (welch Euphemismus schon dieser Begriff, bei dem sich jeder ehrbare Köhler übergeben müsste, von Horst einmal abgesehen) … nun, diese Reaktonäre gehören ins nukleare Altersheim abgescho …, äh abgeschaltet; ohne Frage: sicher ist immer sicherer. Doch nehmen wir einmal an, sämtliche fortgeschrittenen Industrienationen würden sich weiterer atomarer Forschung und Technik verschließen: und dann passieren in den nuklearen Schwellenländern ähnliche Unfälle wie derzeit; doch es gäbe gar keine Expertise mehr, grenzüberschreitend zu helfen, einzugreifen, zu unterstützen …? Hm, aber das ist nur eine Überlegung. Oder, ein 2. Gedanke, wieweit wären wir bereits im (fossilen) Ressourcenverbrauch fortgeschritten – mit allen ökonomischen und ökologischen Konsequenzen – wenn es nicht ca. 50 Jahre „friedliche Nutzung der Kernenergie“ (so hieß es immer so anheimelnd) gegeben hätte? Egal, es ist vielleicht müßig darüber zu streiten, wie über viele andere menschlichen Irrtümer auch. Wahrscheinlich ist dieser kurze Abstecher in die Kernforschung nur ein wissenschaftlicher Neandertaler – eine zeitlich limitierte Verästelung in der Wissenschaft, die sich irgendwann selbst erübrigt, weil sie sich nicht evolutionär durchsetzen kann oder sollte; wer weiß das schon. Organismen lernen aus ERfahrung, aus Fehlern und Erfolgen; was von dieser Dreieinfaltigkeit menschlicher Erkenntnis triumphieren wird, bleibt erst einmal abzuwarten. Und sicher, ja, es wäre(n) uns vermutlich einige Sorgen und manchem viel Leid erspart geblieben, wenn Otto Hahn im Wald Bäume gespalten hätte und nicht Atome im Labor. Aber so ist er nun mal, der Mensch: Erkenntnis geht ihm über alles, darüber steht bei manchem nur noch die Rendite. Also, Atome … nein, danke!