Ein Abenteuer mit Happy End

Besitzerin des Gimbacher Hofs gab eine Grabung in Auftrag, um den Standort der Kapelle zu finden

Die Archäologen haben auf dem geschichtsträchtigen Gelände einen Volltreffer gelandet.

Von Barbara Schmidt

Ein Abenteuer mit Happy End

Während Techniker David Sarnowski (vorne) eine Zeichnung der Funde anfertigt erklärt Grabungsleiter Frank Lorscheider seiner Auftraggeberin Margret Schiela den Stand der Arbeiten.

Fischbach.  Schiela und ihren verstorbenen Mann Heinz trieb eine Frage schon viele Jahre um, die ihre Familie schon länger beschäftigt. “Irgendwie sind wir ja mit dem Gedanken groß geworden, dass hier eine Kapelle steht” – die Frage sei eben nur gewesen: “Wo?”

Die Besitzerin des Gimbacher Hofs hat jetzt Gewissheit. Auf ihre Veranlassung hin – und auch auf ihre Kosten – hat das Landesamt für Denkmalpflege nämlich eine Wiesbadener Fachfirma beauftragt, auf dem Gimbacher Hof eine Grabung durchzuführen. Und Archäologe Frank Lorscheider ist in kurzer Zeit fündig geworden.

Das ist auch der guten Vorarbeit von Richard Vogt zu danken. Mit Hilfe einer geoelektrischen Kartierung hat er die möglichen Standorte der Kapelle, nur einen Steinwurf weit vom Hofgut entfernt, auf mögliche Spuren von Bauwerken hin untersucht. Das lieferte den Archäologen die entscheidenden Hinweise, wo die Grabung anzusetzen wäre.

Ein Fachwerkbau

Zutage kam zunächst ein Gebäudefundament mit beinahe quadratischem Grundriss. Für einen Steinbau, wie die Kapelle es war, seien die Grundmauern-Reste allerdings zu schmal, erläutert Archäologe Lorscheider. “Es handelt sich hier um die Unterkonstruktion eines Fachwerkbaus”, lautet sein Urteil. Für die Forscher war schnell klar: Das kann nur die ehemalige Eremitage sein, eine Einsiedelei, in der ein Mönch lebte, der die Kapelle und die Wallfahrt betreute.

Das Alter des Hauses konnte durch sogenannte Beifunde, vor allem Keramiken, recht klar bestimmt werden. “Das Gebäude geht zurück auf das 14. Jahrhundert”, ist sich Dr. Udo Recker vom zuständigen Landesamt für Denkmalpflege mit Frank Lorscheider einig. Auch für den Laien ist zumindest erkennbar, dass die Steine, die unter der Wiese im Garten des Hofgutes so lange verborgen lagen, zu einem Haus gehört haben müssen.

“Ein Abenteuer”, sagt Margret Schiela lächelnd, sei dieses Unternehmen, das sie mit Spannung verfolgt hat. Und sie freut sich, dass Archäologe Lorscheider an seiner zweiten Grabungsstelle “einen Volltreffer” landen konnte, wie er selbst es formuliert. Denn auch die Kapelle, deren Abbruch 1830 doch recht gründlich gewesen sein muss, kann nun wieder einem Ort zugeordnet werden. Seitlich der Eremitage hat Richard Vogt einen Mauerzug in der Erde ausmachen können. Sechs Meter lang – so, wie es auch die Kapelle nach alten Aufzeichnungen gewesen sein soll.

Chor-Mauer freigelegt

Lorscheider setzte seine Grabung am Ende der Mauerstrecke an. Und tatsächlich konnte er erneut eine mittelalterliche Mauer aus der gleichen Erbauungszeit wie die Eremitage ausgraben. “Der Chor-Abschluss der Kapelle, der leicht trapezoid angelegt war”, erläutert der Archäologe. Wieder waren es Beifunde, die das Alter einwandfrei belegten. Sargnägel und Knochenreste, die außerhalb der Kapelle gefunden wurden, werten die Fachleute als “ein letztes Kriterium”, dass hier tatsächlich eine Kirchlein stand.

Seine größte Bedeutung hatte es in der Zeit, als der Gimbacher Hof zu Kurmainz gehörte. Im 18. Jahrhundert bestimmte Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn die Eremitage und ihre Kapelle zum Sitz der von ihm gegründeten Eremitenkongregation. Sie reichte in der Blütezeit bis nach Kurpfalz und Baden. Auch die bereits seit dem Mittelalter tradierte Wallfahrt zum Gnadenbild der heiligen Dreifaltigkeit, das – nun in der Fischbacher Pfarrkirche – noch immer Ziel von Pilgern ist, nahm in dieser Zeit großen Aufschwung. Die bis in die Gegenwart reichende Tradition macht es für die Fachleute umso bedeutender, nun eindeutig sagen zu können, wo sich dieser einst so wichtige Ort befand. Auch Margret Schiela ist zufrieden. “Für uns war es einfach an der Zeit”, hat sie mit ihrer Familie gern die Chance ergriffen, ein großes Stück mehr für die Nachwelt verstehbar zu machen, auf welch geschichtsträchtigem Grund man sich hier bewegt. Die Mauern werden nach sorgfältiger Dokumentation übrigens wieder unter der Erde verschwinden. Besucher des “Gimbi” sollen hier aber demnächst eine Info-Tafel finden.

via Ein Abenteuer mit Happy End | – Höchster Kreisblatt – Main-Taunus.


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