Eh? Eh ist tot. Und was ihr bestimmt noch nicht über Nagarjuna wusstet ...

[Ich erkläre nach den Zitaten, warum das nicht nur Literaturtipps sind ...]
"I am now, for the moment, a retired tourist. Through sheer imcompetence, I gave up."
(Marian Engel: life in letter. Toronto 2004)
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"... alle Leute haben schäbige, zum Scheitern verurteilte Ideen, alle Leben sind schäbig 
und zum Scheitern verurteilt, egal wie ..."
(Matias Faldbakken: The Cocka Hola Company. München 2005)
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"Nicht der Körper ermüdet, sondern der Blick ist wund. 
Er ist nicht zufrieden mit dem, was er sieht, was er hört. Was ihn schmerzt, ist Wehmut."
(Tahar Ben Jelloun: Tag der Stille in Tanger. Reinbek 1991)
***"Sie empfing ihn halbnackt auf ihrem Bett, zog ihn an sich und gab mit deutschen Worten durchsetztes Stöhnen von sich. (...) Als er aus dem Zimmer der Dame kam, 
kritzelte er einen Satz in seinen Notizblock und ging sich dann waschen:
Dienstag: Sie spricht Deutsch, ihre Brüste hängen, und sie hat schwere Beine. 2 von 10!"
(Tahar Ben Jelloun: Die erste Liebe ist immer die letzte. Reinbek 1997)
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"Penis und Hoden heißen im Arabischen 'Atem' (naffs), 'Seele' (rough), 'Leben'."
"Ein hassass ist derjenige, der sich den Beischlaf wünscht und allenfalls dafür bezahlt. Etymologisch kommt das Wort hassass vom Verb 'fühlen': der hassass ist derjenige, der etwas empfindet."
(Tahar Ben Jelloun: Die tiefste der Einsamkeiten. Stroemfeld/Roter Stern 1986)
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"Dass sich Deutsche im Ausland selten darüber freuen, einem anderen Deutschen zu begegnen, ist für Araber ein Phänomen. Geschieht so etwas unter ihresgleichen, fallen sie sich zwar nicht sofort in die Arme, aber sie begegnen sich in der Regel mit Neugier und Respekt."
(Dennis Gastmann: Atlas der unentdeckten Länder. Reinbek 2016)
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"... denn auch die Anmut asiatischer Jungfrauen ist als Kulturwert nicht zu verachten ..."
(Günther Anders: Visit Beautiful Vietnam. Pahl-Rugenstein 1968)
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"Du bist krank, Guido. Was Krankhafteres ist mir überhaupt noch nicht untergekommen. Du bist ein verfickter Spinner."
(Howard Jacobson: Im Zoo. München 2012)
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Eh ist also tot. Ihre Freunde schrieben ihren Namen "A" oder "Aey". In meinem Notizbuch, wo ich die Namen meiner Sexgespielinnen aufliste, die Anzahl meiner Orgasmen und die Kosten, ist sie auf Rang 3 derer gewesen, mit denen ich am häufigsten Sex in meinem Leben hatte (180 mal). Als ich sie Ende März das letzte Mal sah, deutete außer ihrer Alkohol- und Zigarettensucht nichts auf einen schnellen körperlichen Verfall hin. Sie war erst 32. Aus Gründen der Diskretion kann ich nur die "offizielle" Todesursache nennen, die ihre Verwandten ihrem langjährigen italienischen Freund gaben: Metastasen. Auf jeden Fall hätte sie länger leben können, wenn sie früher richtig diagnostiziert worden wäre. Ich erinnere mich, dass sie einige Zeit lang über Schmerzen in der Brust hinter der Brustwarze klagte, diese Seite musste dann vorsichtig angefasst werden. Auf Nachfrage erzählte sie - so verstand ich es -, dort schon einmal eine Drüsenstörung gehabt zu haben. Wenn ich geahnt hätte, wie es körperlich in ihr aussah, hätte ich selbst stärker auf einen Arztbesuch gedrängt. Ich habe hier wohl mal erzählt, wie ich eine ständig Hustende in meinem vormaligem Hotel ins Hospital brachte und bei ihr eine TB festgestellt wurde (die man monatelang medikamentös behandeln muss). Im Gegensatz zu dieser Frau war Eh schwer in Ordnung, die Diskretion in Person, die Nicht-Wissen vorgab, wenn sie zwischen die Stühle hätte geraten können, und sich in nichts einmischte. Ein Italiener hatte sich also schon vor 14 Jahren in sie verknallt und war wohl an ihrem Bett, als sie starb. Sie hatte einen makellosen Apsara-Körper, der so aussah wie auf den Reliefs in Angkor. Keine Tätowierungen, keine Schwangerschaftsstreifen (sie konnte nach eigener Aussage keine Kinder bekommen). Und der Sex war gut. Sie liebte meine Dildos, die sie nur auf der Klitoris benutzte, ich habe ihr ein paar geschenkt. Es mag vielleicht ungehörig klingen, das in dieser kruden Art des Nachrufs zu erwähnen.   Einige werden sich erinnern, dass ich vor ein paar Jahren schon einmal eine noch recht junge Thai plötzlich im Tempel bei der Einäscherung wiedersah. Es stellt sich natürlich die Frage, ob das Verhalten von Männern mit dem frühen Tod dieser Frauen etwas zu tun hat. Ich habe hier über die Jahre so viele Geschichten von Typen gehört, die rücksichtslos gegenüber den Freudenmädchen sind (insbesondere was die Verwendung von Kondomen angeht), dass ich sehr vorsichtig bin bei meinen eigenen Annäherungen an Männer, ob nun Thais oder Ausländer (die hier Falang genannt werden). Ich gehöre also zu den Deutschen, die sich nicht unbedingt freuen, andere Deutsche im Ausland zu sehen (siehe oben). Ich gehöre auch zu denen, die durch den Penis atmen, die Frauen mit Hängebrüsten eine 2 von 10 geben könnten und deren Blick etwas wund ist, weil er nicht mehr zufrieden ist mit dem, was ihm angeboten wird. Und jetzt das. Eh war eine Frau, die bei mir Orgasmen hatte. Ihr Tod ist ein Verlust für mich, auch wenn sie zuweilen von einem Thai-Freund abgeholt wurde, dem ich erklären musste, dass ich sie ihm nicht wegnehme, weil er sonst dauernd Kontrollanrufe bei ihr gemacht hätte. Ich würde gern auf ihre morbide Facebook-Seite verlinken, aber erstens finde ich die nicht mehr (sie war die witzigste von allen Websites der mir bekannten Freudenmädchen, und ganz ohne Selfie-Selbstbespiegelung wie die meisten anderen); zweitens gehört sich das wohl nicht, denn auch aus dieser Seite ging nicht hervor, wie sie hauptsächlich ihr Geld verdiente (ich glaube, es haben auf den Facebook-Seiten ihrer Freundinnen bisher nicht mal eine Handvoll Ausländer kondoliert, von denen einige lediglich Bekannte waren und keine Bettgenossen). Nun also darf wieder die Wehmut schmerzen. Denn ich bin ein hassass. Ein (Sex)Tourist aber bin ich nicht mehr.
Ich bin zur Einäscherung in das Dorf der Provinz Buriram gereist, aus dem Eh stammte. Anwesend waren zwei weitere Frauen, die ich häufiger gevögelt habe, eine davon ihre Cousine. In einem der wenigen Augenblicke, wo Eh ihre Diskretion einmal aufgegeben hatte, steckte sie mir leise, die Worte fast verschluckend, ich hätte diese Cousine (emotional) verletzt. Das wunderte mich, denn diese Cousine kam mir im Laufe der Zeit zunehmend wie eine Autistin vor, die überhaupt nicht merkt, wenn sie ihrerseits verletzt. Aber das eine schließt das andere wohl nicht aus. Es ist jedenfalls wahr: Ein guter Fick lässt so manches vergessen (und übersehen). Wäre das nicht schon immer so gewesen, gäbe es uns schon nicht mehr.
Falls jemand nicht zu wehleidig ist, hier der Link zu einem Ritual, wie es wohl die meisten meiner Leser/innen noch nicht gesehen haben (man benötigt einen Facebook-Account, um es zu sehen, ich hab es technisch leider nicht anders hinbekommen und hoffe, der Link funktioniert noch). Am Tage nach der Verbrennung der Leiche wird die Asche nach Knochen durchsucht, die dann in einem Gefäß in einer Nische des Tempels hinter einer marmorartigen Gedenkplatte (mit Bild und Lebensdaten der Verstorbenen) verschlossen werden. Auf einem der Fotos unter obigem Link ist übrigens der leibliche Vater der Verstorbenen Eh zu sehen, der seit Längerem buddhistischer Mönch ist und zu den beiden Personen gehörte, denen man ihre Trauer am deutlichsten anmerkte (die andere war eine ganz in Schwarz gekleidete Frau).
Manche entsinnen sich vielleicht: Ich hatte einmal vor, eine solche Nische in Pattaya für die vor ein paar Jahren verstorbene Wan zu bezahlen, deren Verwandte dafür zu arm waren, und davon berichtet. In ihrem Fall ist allerdings die Schwester mit der Asche verschwunden, und ich hatte die Gedenkplatte mit dem Foto bis zu meinem letzten Umzug ein paar Jahre in meinem Zimmer stehen (ohne Asche/Knochenreste ist die Gedenknische für Thais sinnlos).
Ich erinnere mich gerade, wie ich ca. 2014 mit Eh und zwei weiteren Freudenmädchen in einer Karaoke-Bar war. Eine hatte ihren Ehemann dabei, der dort selbst als Animierbube für weibliche Gäste - mit rot geschminkten Lippen - seinen Einstand feierte. Trotz Facebook und Nachrichten, die sich heutzutage in Windeseile verbreiten, war von diesen aber niemand in den Tempel angereist. Wahrscheinlich hätte ich dann meine Tränen nicht mehr unterdrücken müssen (was übrigens auch die Eltern von Eh geschickt taten, weil das dort offenbar so üblich ist), sondern angesichts all der jungen Frauen, mit denen ich geschlafen hatte, ständig in mich reingegrinst. Wie dicht das alles beieinander liegt. Und wahrscheinlich wäre das ganz im Sinne Ehs gewesen, von der ihre beste Freundin, die sich - selbst an Lupus erkrankt - am rührendsten um alles kümmerte, sagte, sie würde ihr Lachen vermissen.
Der pensionierte Tourist
***
Und nun zu der wohl wenig bekannten Geschichte um Nagarjuna. Wer hätte das gedacht: In jungen Jahren versuchte er sich mit drei Freunden unsichtbar zu machen, um sexuelle Freuden auskosten zu können. Sie erlernten diese Kunst von einem Magier, stahlen sich in den Harem des Königs und trieben es dort mit einigen Schönheiten. Ein kluger Beamter klärte den König auf, es müsse sich bei dem Täter entweder um einen Geist oder um einen Zauberer gehandelt haben. Er riet, Pulver zu verteilen, denn bei einem Magier würde man Fußspuren finden, bei einem Geist nicht (man glaubte, ein solcher käme und ginge ohne jegliche Form). Der König entdeckte schließlich Spuren ... 
[Die Geschichte findet sich im Fu-fa-tsang yin-yuan chuan (T. 50, 317b-c).]  

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