"Eden Log" [F 2007]


Das unterirdische Höhlensystem aus Aluminiumverkleidungen, Videoinstallationen und Schlammverkrustungen ist in Franck Vestiels Regiedebüt jener katakombenartige Schauplatz, wo der für die meisten Szenen namenlose Protagonist nicht weiß, was er darin zu suchen hat. Stück für Stück arbeitet er sich rein intuitiv zur Oberfläche der Außenwelt heran, Level für Level, Etage für Etage. Hört sich nervenzerreißend an, die Klaustrophobie unmittelbar am eigenen, im Sofa eingekuschelten Körper zu fürchten. Und es ist auch konsequent ohne Wissensvorsprung gefilmt, sodass wir mit der Hauptfigur gleichermaßen verwirrt mit den selben Fragezeichen über dem Kopf durch ein Labyrinth robben, dessen Ausgang wir genauso wenig kennen wie dieser fremdartige Typ hinter, neben oder vor uns. "Eden Log" repräsentiert sich selbst als eine Melange aus kunstästhetischer Extremerfahrung, schleierhaftem Biochemie-Projekt und übel gesinntem Monsterspuk à la "Silent Hill", sehr, sehr sperrig und sehr, sehr stockend aus der Programmkinophilosophie, weil die Kunst dem Film solange auf den Kopf schlägt, bis er mit der Stirn geradeso noch aus dem Sand zu erahnen ist. Und ja, wer sich damit rühmen kann, vollends verstanden zu haben, was der Regisseur von einem wollte, hat meinen vollsten Respekt. Denn ich habe nicht verstanden, was der Regisseur von mir wollte. Ich habe "Eden Log" als die schlimmste Form der prätentiösen Experimentaldiarrhöe vernommen, die krampfhaft bemüht aus ebenso blau-grauen wie pulsierend-flackernden Lichtquellen erzählen will (okay), aber die wenigen verkrüppelten Einfälle einer zusammengeklaubten Videospiel-Narrative entnimmt, aus der weder Tempo, Timing noch überhaupt eine Geschichte heimlich um die Ecke guckt (nicht okay). 
Kunst darf in der Rezeption gern anstrengen, Kunst sollte nach Möglichkeit jedoch nicht ausschließlich um Aufmerksamkeit, Hintergründigkeit und Andersartigkeit werben und dabei so verzweifelt tun, ihren nichtssagenden Inhalt derart beängstigend bedeutungsschwanger aufzuladen, dass sich hinter jeder Kameraeinstellung ein komplexes Zeichen verbirgt, dass auf keinen Fall übersehen werden darf, obwohl dort nichts Relevantes existiert. Das nennt sich für mich Anmaßung – Zeugnis einer Ego-Groteske jenseits des Einfühlungsvermögens fürs Filmemachen. "Eden Log" ist arschlahm, widerwärtig artifiziell, schauspielerisch paralysiert auf Kotzbrockenmentalität und tangiert animationstechnisch – dem Budget geschuldet – genau die Windows-Bildschirmschonergrafiken mitsamt ihren Rohren und Röhrchen, die sich stufenweise auf dem Bildschirm vergrößern. Als solches taugt der Film. Tragfähig auf knappe 100 Minuten ist das nicht. Wenn wenigstens was dahinterstecken würde. Es steckt allerdings nichts dahinter, außer mehr vorzugeben als man ist. Sonst nichts, gar nichts, nicht der leise Furz einer Idee. Stattdessen… kriechen. Eine Qual, mit zu kriechen. Man weiß nicht, wohin dieses Kriechen abzielt, worin der Sinn zu finden ist, wenn man kriecht, aber nicht den Ort der Bestimmung kennt. Menschen als Nahrungsquelle für einen Baum als Energieversorgung? Weiter. Bis zum Unterleib bewaffnete Wächter? Weiter. Mutanten? Mehrfach gesehen, weiter. Ein an die Wand geklebter Architekt, aus dessen Bauchgegend irgendwas mutiert? "Alien", weiter, langsam wird's erschreckend trostlos. Nun ja, man merkt vielleicht, dass alle Kreativität erstunken und erlogen ist. Vestiel erweist sich als Blender, der seine erzählerischen Motive plagiiert. Und hierin soll er also eine tiefere Bedeutungsebene implementiert haben? Was ist denn hier "tief". Und was ist "bedeutsam"? Ich habe keine Ahnung, deshalb krieche ich einfach weiter, ohne jemals eine Antwort darauf zu bekommen, warum ich mir das angetan habe. Offene Frage, passt. 
1/10

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