Edelmetalle: Aurum, Quo Vadis?

Nachdem der Preis für Gold im September 2011 ein Allzeithoch von rund 1920 Dollar pro Unze erreicht hatte, ging es ein Jahr später nach ziemlich durchwachsenen 12 Monaten plötzlich steil bergab. Doch seit Juli diesen Jahres scheint sich das beliebte Edelmetall wieder gefangen zu haben. Es stellt sich nur die Frage, wohin der Preiskorridor zukünftig noch geht.

In den letzten 10 Tagen konnte sich der Goldpreis wieder etwas erholen. Um knappe 94 Euro pro Unze ging es in diesem Zeitraum bergauf. Ob es sich um den Beginn einer mittelfristigen Trendwende handelt, ist derzeit kaum zu sagen. Langfristig gesehen war es jedoch bislang nur sehr selten von Nachteil, ein paar Unzen physisches Gold sein Eigen zu nennen.

Das Papiergoldproblem

Wie beim Papiergeld auch, gibt es beim Gold derzeit ein kleines Inflationsproblem. Und zwar in Sachen "Papiergold" (mehr dazu im Goldjournal). Denn, je mehr von diesen Zettelchen mit Ansprüchen auf physisches Gold zirkulieren, umso weniger (Unzen) echtes Gold kann auch darauf verteilt werden. Immerhin ist das physische Gold im Gegensatz zu Papierzetteln nicht beliebig vermehrbar. Und dennoch kaufen sowohl Anleger als auch Spekulanten diese Papiere.

Allerdings werden diese Goldzertifikate gerne an den Börsen gehandelt, und bestimmen dadurch den Preis für das echte, physische Gold mit. Angesichts des nominalen Wertverhältnisses von Papiergold und physischem Gold sogar zu sehr. Während nämlich die Nachfrage nach Münzen, Barren und Schmuck aus Gold nach wie vor so hoch ist, dass teilweise Lieferengpässe auftreten, drücken die Papierverkäufe den Preis.

Nachfrage in China und Indien ungebrochen hoch

Bisherige Schätzungen gehen davon aus, dass alleine Chinesen und Inder in diesem Jahr jeweils 900-1000 Tonnen physisches Gold kaufen werden. Allein im zweiten Quartal stieg der Verkauf von Münzen und Barren an diese Länder laut "World Gold Council" um ganze 78 Prozent auf 507,6 Tonnen. Und im November beginnt die Hochzeitssaison der Hindu, welche zu dieser Zeit besonders gerne Gold verschenken. Da dürfte der enorme Wertverfall der indischen Rupie allerdings auch zu einem kleinen Dämpfer führen.

Auf lange Sicht jedoch wird die Goldnachfrage auch in diesen Ländern unverändert stark bleiben. Denn anders als in den westlichen Staaten ist der aktuelle Goldpreis für die Menschen weitestgehend nebensächlich. Man kauft dort kein Gold um damit auf Kursgewinne zu spekulieren, sondern rein als langfristige Wertanlage: Wenn man Geld übrig hat, kauft man Gold. Wenn man Geld braucht, verkauft man es einfach wieder. Unabhängig vom Preis.

Mittel- bis langfristige Prognose

Angesichts der Tatsache, dass die Inflation (und ggf. die Steuern) die Zinserträge weitestgehend "aufgefressen" haben, und die Spareinlagen in Sachen realer Kaufkraft dahinschwinden wie Butter in der Sommersonne, bleibt auch in Europa die Goldnachfrage sicher noch länger stark. Zumal auch die EZB angekündigt hatte, das Zinsniveau noch eine längere Zeit möglichst niedrig zu halten. Hinzu kommt, dass weder die Staatsschuldenkrise beendet ist, noch die toxischen Papiere aus den Bilanzen der Banken verschwunden sind. Da nehmen viele Menschen lieber kurzfristige Kursverluste beim Gold in Kauf, als beim Bankendomino um die Ersparnisse umzufallen (siehe auch hier).

Aber auch die aktuelle Geldpolitik der FED schafft nicht gerade viel Vertrauen in den Dollar (siehe auch hier). Macht sie mit der Flutung der Finanzmärkte mit monetärer Liquidität weiter, wird der US-Dollar noch weiter an Kaufkraft verlieren (inflationiert). Drosselt sie die Geldzufuhr zu stark, könnte das zu massiven Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgen. Im Endeffekt ist es also ziemlich egal, welchen Weg die FED beschreitet – auf längere Sicht wird das Gold (zumindest in US-Dollar pro Unze) sicher noch deutlich zulegen. Zumal auch die Unruhen und Kriege im Nahen Osten dazu beitragen, dass zumindest die vermögende Schicht in Sachen Finanzen auf Nummer sicher geht.

Bis Ende 2013 könnte der Goldpreis durchaus noch auf 1.400-1.500 Dollar steigen, für 2015-2020 hängt es davon ab, ob eine Flucht aus den Goldzertifikaten (mangels realer Deckung) den Preis nicht nochmal in den Keller drückt. Je nachdem, wie es mit dem US-System weitergeht, könnte der Preis auch auf 5.000-10.000 Dollar steigen. Nur: Wie viele Euro, Yuan oder Franken das dann sein werden, kann absolut niemand sagen.

 

Artikelbild: Wikimedia, Apollo2005 CC-BY-SA 3.0


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