Dieses Wochenende fand die Eat&Style Hamburg im Schuppen 52 statt. Lokale und überregionale Hersteller präsentierten ihre Produkte, Kochexperten und Food Stylisten gaben Workshops und gegessen und probiert werden durfte zur Genüge.
Die Location, der „Schuppen 52 – Gerresheim im Hafen“ wurde 2014 mit dem Location Award ausgezeichnet und bot eine charmante Atmosphäre -nicht zu klein und nicht zu groß. Die Parkplatzsituation ist etwas schwierig (typisch Hamburg), mit Glück fand man einen kostenlosen Parkplatz in der Umgebung, ansonsten gab es ausreichend Stellplätze vor dem Gebäude (gegen 5€ Gebühr). Dank der car2go Kooperation des Veranstalters war Car-Sharing auch eine gute Alternative.
Direkt am Eingang waren kleine Stände mit „Start up Ausstellern“, Hersteller, deren Produkte noch nicht lang auf dem Markt sind und denen ich die Leidenschaft und den direkten Bezug zum Produkt ansah.
Apfelsaft wie frisch aus Omas Garten: leev
Einer dieser Aussteller war „Leev – sortenreiner Apfelsaft aus Hamburg“. Christina, eine von 3 Köpfen des leev-Teams, erklärte mir, dass es die Säfte seit knapp einem Jahr gibt und dass sie sich bei der Produktion nach der Verfügbarkeit der Äpfel richten. Wenn eine Sorte nicht mehr erhältlich ist (bei ihrer Mosterei aus dem Alten Land), dann wird deren Saftproduktion gestoppt bzw. unterbrochen. Ein sehr löblicher Ansatz. Zudem werden 2 Cent pro Flaschen dem Bienenschutz „Bee sharing“ gespendet, damit die Apfelbäume (und andere Bäume und Pflanzen) auch weiterhin blühen.
Auf Konservierungsmittel, Farbstoffe oder Zuckerzusätze verzichtet leev ganz um dem Anspruch an pure Säfte gerecht zu werden und das habe ich auch geschmeckt: leev schmeckt wie frisch gepresst (aufgrund meiner Fructoseintoleranz konnte ich leider nur eine Sorte probieren). Erhältlich sind die leev Säfte im Webshop und in und um Hamburg, z.B. bei Vincent Vegan im Food Truck und in vielen Hamburger EDEKA Märkten.
Milchgetränke von cow cow
Neben frisch gepresstem Apfelsaft erinnere ich mich noch gut an Omas Kakao zum Abendbrot. Auch während meiner Schulzeit war ich bekannt dafür, täglich ein Päckchen Kakao zu trinken. Heute bin ich eher skeptisch, wenn ich auf die Zutatenlisten dieser Milchgetränke schaue. Doch dann kam cow cow, ein Hamburger Start up, das Trinkschokolade revolutionierte: „Wir machen Trinkschokolade, das heißt wir schmelzen echte Schokolade in Biomilch.“ So der Werbeclaim.
Zugegeben, ich hatte cow cow schon einmal probiert (die Verpackung und die Tatsache, dass geschmolzene Schokolade und echte Bourbon Vanille verwendet werden, hatten mich neugierig gemacht), doch auf der eat&style Hamburg ließ ich es mir nicht nehmen, alle 3 Sorten im direkten Vergleich zu kosten. Alle haben geschmeckt, wobei „white“ und „mocha“ meine Favoriten waren. Neben richtig guter Trinkschokolade gab es am cow cow Stand auch inspirierende Gespräche.
Knusperreich – ofenfrische Bio Cookies
Etwas abgelegen, aber nicht zu überriechen war der Stand von Knusperreich. Für 2€ gab es hier ofenfrische Bio Cookies mit viel Liebe (zum Detail). Trotz der goldenen Cookieregel
Nicht vergessen: am besten gleich essen!
Konnte man sich eine individuelle Cookie-Dose zusammenstellen (10€) und mit nach Hause nehmen. Ich war zu neugierig und wollte lieber direkt probieren.
Die Hamburger Cookie-Dose hat mir sehr gut gefallen und der Schoko-Cookie sehr gut geschmeckt. Knusperreich zeigte viel Liebe zum Detail, sowohl im Grafischen als auch beim Backen. Kein Wunder, dass sich am Stand bei der eat&style Hamburg immer eine Schlange bildete…
Teepause mit (meinem) Lieblingstee
Am Stand von Lieblingstee.de war es bunt und lustig. Oliver bot uns verschiedene Teesorten an. Von vier Sorten waren allerdings 3 mit getrockneten Früchten. Als ich ihm von meiner Fructoseintoleranz erzählte, kamen wir schnell zur Entscheidung, dass ich besser den Chai probiere. Doch um ehrlich zu sein, war ich für die Königin gekommen.
Lieblingstee.de vertreibt (online und offline zumindest auch schon in Köln und Berlin) zwei verschiedene Matchatees, das „Wunder-Puder“ und die „Matcha Königin“. Ersteres eignet sich gut zum Kochen, Backen und für die Zubereitung von Matcha Latte und die Königin ist Premium Matcha zum puren Genuss. Nun habe ich Matcha bereits in verschiedenen Varianten probiert, pur war es mir jedoch stets etwas zu intensiv/bitter. Die Königin hat mich jedoch überzeugt! Sie schmeckte vergleichsweise überraschend mild und ich könnte mich an den Geschmack durchaus gewöhnen. 22€ für 30g ist im Vergleich zu 12€ für 30g Wunder-Puder natürlich eine Ansage, aber Matcha ist eben kein günstiges Vergnügen. Andererseits, wenn ich bedenke, dass ein fancy Cappuccino bei einer großen Coffeeshop-Kette über 3€ kostet…
Teefans sollten auf jeden Fall schauen, ob sie nicht den ein oder anderen Lieblingstee für sich entdecken. Das Gespräch mit Oliver war nicht nur nett und unterhaltsam, sondern er gab mir auch das Gefühl, dass es bei ihrem Konzept um mehr als „nur Tee“ geht. Die Kölner Teemarke ist z.B. auch sozial sehr engagiert und arbeitet mit der Kölner Tafel zusammen.
Wach, wacher, koawach!
Beim Heldenmarkt Hamburg hatte ich sie das erste Mal gesehen, im Veganz Hamburg habe ich sie auch schon entdeckt und nun begegneten sie mir erneut auf der eat&style Hamburg: die Produkte von koawach.
Guarana war mir schon oft als natürlicher Wachmacher angepriesen worden. Tatsächlich fühlte ich mich nach meiner ersten Guarana-Cola ziemlich (nachhaltig) belebt. Die meisten kaowach Produkte verbinden Guarana mit Kakao und mit Blick auf die Zutatenliste kommt meistens auch nicht viel mehr dazu: je nach Sorte etwas Zucker und/oder Gewürze (keine Lebensmittelzusatzstoffe). Einige Sorten sind zudem bio-zertifiziert. Bei der großen Auswahl konnte ich mich gar nicht entscheiden, was ich probieren sollte, darum bekam ich gleich drei Kostproben: zimt-kardamon, klassik und pur (in dieser Reihenfolge und das war auch gut so, da es von süß zu bitter ging). Klassik war mein Favorit. Im Gespräch mit Astrid Lätsch erfuhr ich, dass die koawach Gründer Heiko und Daniel am Dienstag bei „Die Höhle der Löwen“ (VOX) auftreten werden. Ein Grund mal wieder einzuschalten.
Übrigens war ich nach der eat&style noch im Fitnessstudio und hatte das Gefühl, dass ich mein Laufband etwas schneller eingestellt habe…
Wissen, wo es herkommt
Immer wieder plädiere ich für den Blick auf’s Etikett. Neben den Zutatenlisten recherchiere ich mittlerweile auch oft die Hersteller. Zu häufig verbergen sich Großkonzerne hinter scheinbar eigenständigen Marken. Auch Bio-Siegel stehen längst nicht automatisch für Nachhaltigkeit. Oft höre ich
Der Unterschied zwischen Bio-Bauern und konventionellen Landwirten ist, dass Bio-Höfe nachts spritzen, wenn es niemand sieht.
Wenn ich (es mir leisten) kann, kaufe ich gern demeter Produkte und regional, am besten beim Bauern um die Ecke. Wenn ich von demeter spreche, blicke ich häufig in fragende Gesichter. Fürwahr, der demeter-Verband könnte ein wenig aktiver in Sachen Aufklärung und Marketing-Maßnahmen werden. Umso schöner, dass es einige Stände auf der eat&style Hamburg zu sehen gab.
Kalieber Fleisch- und Wurstwaren sind zwar weder bio- noch demeter-zertifiziert, doch im Gespräch mit Mirko Dhem (einem Mann mit Hern lt. Visitenkarte) wird besonderer Wert auf das Verhältnis zum Tier bzw. Schlachter gelegt. Zudem entschied sich Kalieber bewusst dagegen, die Produkte in Supermärkten anzubieten und vertreibt Schweinekram Produkte vom Schwein lieber eigenständig über den Webshop. Zugegeben, ich bin kein großer Fleischesser und noch weniger esse ich Wurstwaren wie Schinken oder Salami. Doch die Fenchelsalami und der Schinken vom Bunten Bentheimer Schwein waren sehr mild und schmeckten mir.
Clockers – die lokale Überraschung des Tages
Wenn ich in Hamburg ausgehe, dann meist auf St. Pauli. Nicht selten bin ich dabei in der Paul-Rosen-Straße unterwegs. Dass es dort eine Bar namens Clockers gibt, war mir jedoch nicht bekannt. Ebenso wenig wusste ich vom hauseigenen Clockers Gin (und das, obwohl ich Gin sehr gern trinke). Dank der eat&style Hamburg weiß ich das jetzt alles und vor allem bin ich auf den Clockers Geschmack gekommen. So sehr, dass ich mir direkt eine kleine Ginflasche kaufte.
Fever-Tree Tonic Water habe ich in Deutschland bislang selten serviert bekommen, kenne es aber aus London. In Kombination mit dem Clockers Gin empfand ich den Gin Tonic als überraschend mild.
Der Clockers Gin wurde so kreiert, dass er ohne weitere Zutaten wie Kräuter oder Obst schmeckt, weil man diese Zutaten zu Hause nicht immer frisch zur Hand hat.
Der sympathische Barkeeper beantwortete alle Fragen und behielt trotz relativ großem Andrang (immerhin gab es kostenlose Ginproben) entspannt. Jetzt wo ich weiß, dass es das Clockers, eine Bar mit Gin-Affinität bzw. eigener Hausmarke in meinem Hamburger Lieblingsbezirk gibt, werde ich dort bestimmt schon sehr bald aufschlagen.
Die Abschlusswürze
Für etwas Würze zum Schluss sorgten Spice for life und my chips box.
Die Berliner Marke „Spice for life“ bietet biologisch angebaute und sozial verantwortliche Gewürze, Gewürzmischungen und Fruchtpulver. Ob exotisch oder klassisch, die Produkte hatten ein intensives, natürliches Aroma und beeindruckt hat mich auch die Kaufberatung: Neben Fragen gab es auch Einschätzungen zum „Gewürztyp“ – und wie würzt Ihr so?
Auch my chips box hatte spannende Gewürz- und Geschmacksrichtungen: Ingwer & Zitrone Chips zum Beispiel. Oft höre ich, dass Menschen Produkte in denen Ingwer enthalten ist, zu stark nach Ingwer schmecken. Wenn Du dazugehörst, probier mal die Ingwer & Zitrone Chips, hier dominiert eher die Zitrone. Der Knüller waren für mich allerdings die Joghurt & Heidelbeere Chips. Diese Geschmacksrichtung konnte ich mir bei Chips einfach nicht vorstellen. Trotz Fructoseintoleranz griff ich auch hier zu und tatsächlich konnte ich beides rausschmecken. Wer sich seinen individuellen Chipsgeschmack kreieren möchte, sollte bei my chips box vorbeischauen. Bald wird es hier übrigens die Möglichkeit geben, Sorten mit Kartoffeln und Gemüse (z.B. Rote Bete oder Wirsing) zu bestellen.
Eat&Style Hamburg 2015 – Fazit
Der Besuch hat sich für mich gelohnt. Ich habe nicht nur überraschend zwei alte Bekannte getroffen, sondern auch einige spannende Produkte kennengelernt und verkostet.
Als Konsequenz werde ich Trinkschokolade nun wieder öfter zu mir nehmen, gekühlt von cow cow und warm von koawach. Letzteres auch dann, wenn ich besser in Schwung kommen möchte. Alternativ geht das auch mit Matcha und dass dieser pur nicht immer bitter schmecken muss, hat mir die Matcha Königin von Lieblingstee bewiesen.
Das Clockers hat mir wieder einmal gezeigt, wie oft ich noch unachtsam durch die Welt laufe und das Gutes manchmal näher liegt als man/ich denkt/denke.
Natürlich gab es noch viel mehr Produkte auf der eat&style Hamburg und auch die zahlreichen Workshops und Performances habe ich hier ausgelassen, doch ich bin sicher, da werden andere Foodblogger einen guten Einblick geben. Übrigens gab es auch die Möglichkeit selbst den Backlöffel zu schwingen: beim Stand von lecker.de wurden einige süße Versuchungen hergestellt. Doch auch daran bin ich vorbeigegangen -allerdings nicht ohne mir die aktuelle „Mutti“ mitzunehmen.
Schön, dass es so viele tolle regionale Produkte gibt, die auf der Eat&Style Hamburg mit Leidenschaft präsentiert wurden!
Allgemeiner Hinweis
Gabelartist war als akkreditierter Foodblog auf der Eat&Style Hamburg unterwegs. Der Inhalt der Berichterstattung ist frei gewählt.