Die nächste Nacht campten wir auf einem freien Campingplatz nördlich von Napier zusammen mit mit Flo und seiner Freundin Julia, die mittlerweile auch ihren Weg ins Vielbesserland gefunden hat. Zusammen wanderten wir zum Sonnenuntergang über einen gleinen Berg zum Meer, aßen gemütlich Abendessen und Frühstück zusammen auf unserer blauen Plane und verabredeten uns für ein weiteres Treffen in der Gegend von Taupo. Dann trennten sich auch schon wieder die Wege und wir fuhren weiter durch eine nun sehr viel interessantere Landschaft. Gleich als erstes unterquerten wir eine riesige alte Eisenbahnbrücke. Das Wetter war sonnig und wir waren froh, als wir in Gisborne ankamen. Unser erster Weg führte uns ins iSite (Informationszentrum in jedem Dorf, meinstens das modernste Gebäude). Auf dem Rasen daneben im Schatten eines Baumes machten wir uns eine kleine Suppe zum Mittag. Anschließend informierten wir uns über die nahe gelegenen günstigen Campingplätze und wurden die Straße hinunter geschickt. Der von Maori geführte gut ausgebaute Platz lag gleich hinter einem Ziegenschaugelände und hatte ein modernes Haupthaus mit super Küche und Toiletten (15 Dollar/Person).
Gleich nach dem Frühstück ging es weiter, zuerst ein kurzes Stück landeinwärts zu einer natürlichen Steinrutsche, der Rere Rockslide. Hier geht es einen Fluss über eine Breite von ca. 10 Meter ca. 30 Meter hinab in ein Becken. Der Steinuntergrund ist nicht ganz eben und es gibt zwei größere Stufen, die auf der rechten Seite höher sind, als auf der linken (also links rutschen!). Jere entschied schnell für sich, dass er das seiner Hüfte nicht zumuten möchte und ich war auch erst einmal davon überzeugt, dass das ohne ein Bodyboard oder einen Reifen zu schmerzhaft werden könnte. Es war auch niemand sonst da, außer die Bauarbeiter, die grad ein paar Bäume in der Nähe fällten. Auf Hinweisschildern am Parkplatz wurde darauf hingewiesen, dass man sich ernsthaft verletzen könnte, doch nach einer kleinen Bedenkzeit wollte ich es dann doch ausprobieren. Ich nahm unsere Isomatte und faltete sie zwei mal, so dass sie etwas mehr polsterte und kletterte über glitschige Steine zur Mitte des Flusses. Mit den Füßen voran tastete ich mich an die Kante. Der Untergrund war durch die Algen eher weich und man konnte die Füße am Anfang zur Stabilisierung auf dem Algenteppich entlangrutschen lassen. Das obere Stück ist eher langsam, doch dann nimmt man schnell Fahrt auf und muss aufpassen, dass man sich nicht herum dreht und das Gleichgewicht verliert. Durch den Angstfaktor machte es wahrscheinlich doppelt so viel Spaß und ich rutschte noch drei weitere Male.
Zurück nach Gisborne und weiter nach Norden ging es bis zum östlichsten Punkt Neuseelands, dem Eastcape. Hier kann man theoretisch als erster Mensch auf der Erde ( auf dem Festland, denn es gibt noch ein paar östlichere Inseln) den Sonnenaufgang des neuen Tages sehen. Wir übernachteten auf einem Dünencampingplatz, deren Verwalter nicht da waren und wir dadurch auch kein Geld zahlen konnten, direkt an der Schotterstraße, die vor zum Leuchtturm führte. Am nächste Morgen klingelte um 4:30 Uhr der Wecker und ein Blick nach draußen zeigte, dass wir wohl den ganzen Tag keine Sonne zu Gesicht bekommen werden. Ein gleichmäßiger Regen, dichter Nebel und Wolken krochen um den Van herum. Wir entschieden, die Augen wieder zu zu machen, doch nach 20 Minuten ließ uns doch die Neugier nicht in Ruhe und so zogen wir uns schnell an, machten uns abfahrtfertig und fuhren die Schotterpiste nach vorne. Obwohl es noch über 40 Minuten bis zum Sonnenaufgang waren, schien der Nebel schon erleuchtet zu sein. Wahrscheinlich wurde das Licht der Sonne schon irgendwie aus höheren Gegenden herunterreflektiert. Am Fuße des Leuchtturms bereitete uns ein Hinweisschild auf einen 25 minütigen Aufstieg vor, den wir in 12 Minuter hoch rannten, um ja nicht zu spät dran zu sein, falls man doch irgendetwas sehen konnte. Völlig außer Atem sahen wir einiges, aber nicht die Sonne. Der schöne weiße Leuchtturm blinkte in den Nebel und in allen Richtungen sah man nur verschiedene Grautöne. Wir starrten in die Ferne, sahen einen helleren grauen Streifen, der vielelciht der Horizont war. Ab und zu konnte man durch die sich schnell bewegenden Nebelschwaden das Meer unten sehen und nach einer Weile tauchte auch die kleine Insel East Island direkt vor der Küste auf. In der nächsten Sekunde war wieder alles grau. Auch wenn wir den Sonnenaufgang nicht sahen, waren wir immerhin die ersten, bei denen es hell wurde. Und die Nebelküste war auch sehr schön.
Bevor wir in diesem trüben Wetter weiterfuhren, legten wir uns noch einmal für ein paar Stunden im Van schlafen. Die ganze Fahrt bis nach Whakatane war nebelig und verregnet und dadurch nicht groß abwechslungsreich. Wir fuhren immer wieder an Küstendörfern und natürlich zahlreichen Marae (Maori Versammlungshaus mit Schnitzereien) vorbei, die es ja hier alle 200 Meter gibt. In Tikitiki besuchten wir eine Kirche, die innen wie ein Marae mit geschnitzten Figuren und Bastmatten gestaltet war. Auf den kurvigen Straßen wurde wegen Erdrutschen und kaputtem Straßenbelag viel gebaut und wir lernten die Regenvariante der Bauarbeiter mit dem Stop/Go-Schild in der Hand kennen: Der Bauarbeiter sitzt im Auto, das Schild neben sich, und fasst nur aus dem Fenster, um das Schild zu drehen.
In Whakatane holten wir uns unsere Kontoauszüge und stellten fest, dass wir mit unseren Finanzen selbst mit viel Camping und Dosenessen nicht mehr den kompletten geplanten Australien- und Thailandaufenthalt überstehen würden. Ein leichter Galgenhumor machte sich breit und wir spazierten durch die Stadt, um eine preiswerte Unterkunft zu finden. Da wir wieder Wäsche waschen mussten, suchten wir uns ein Hostel, auf dessen Parkplatz man im Van übernachten kann und trotzdem Küche, Bäder etc. benutzen durfte. Etwas depressiv überlegten wir, welche Möglichkeiten wir hatten.
Wir schritten gleich zur Tat und hatten Glück, dass im Karubi Backpackers das Internet kostenlos genutzt werden durfte. Wir überlegten uns, dass wir Neuseeland noch beenden wollen. Um in der letzten Woche in Auckland, wo wir unseren Van verkaufen wollen, nicht einfach nur zu warten und Geld auszugeben, entschieden wir uns, noch einmal zu wwoofen und somit Geld für Unterkunft und Lebensmittel zu sparen. Für Australien überlegten wir uns zwei verschiedene Strategien: Wir meldeten uns bei „HelpXchange“ (www.helpx.net) an, einer Webseite, die das gleiche System wie das Wwoofing verfolgt, jedoch 20 Euro Mitgliedschaft kostet. Hierrüber suchten wir uns Familien in und um Sydney, die unsere Hilfe brauchen könnten, so dass wir die gesamte Zeit in Australien arbeiten und uns in der Umgebung von Sydney umschauen könnten (und den Sommer mit Strand genießen, während in Deutschland der tiefe Winter herrscht). Die Alternative dazu ist, dass wir direkt vor Silvester (einziger freier Flug) schon wieder aus Sydney abfliegen und entweder länger in Thailand bleiben oder auch insgesamt früher zurück fliegen. Wir werden abwarten, wie unsere Anfragen ans Reisebüro und die Wwoofingfamilien ausfallen.