E-Plus will sein Netz verkaufen – warum nicht an die Kunden?
Die Schlagzeile des Wochenendes: Ein bekanntes Hamburger Nachrichtenmagazin berichtet, daß Netzanbieter E-Plus sein Funknetz an Investoren verkaufen und anschließend von dort wieder zurückmieten wolle.
Wartungsarbeiten an einer E-Plus Antenne (Foto E-Plus-Gruppe)
Nun so neu, wie es die Hamburger darstellen, ist die Geschichte nicht. Insider hatten ganz prinzipiell diese Option schon vorher in Newslettern und Diskussionszirkeln intensiv diskutiert. Was finanziell klamme Gemeinden mit ihren Wasserwerken oder Stromnetzen schon (oft erfolglos) versucht haben, könnte vielleicht auch im Mobilfunk funktionieren?
Etwa so: Sie verkaufen Ihr seit Generationen vererbtes Häuschen an einen Investor und mieten es von dort gleich wieder zurück. Sie zahlen künftig eine monatliche Miete, die ist überschaubar. Unvorhersehbare Ausgaben für Schäden am Haus oder an der Technik (z.B. eine neue umweltschonendere Heizung) fallen dann (theoretisch) für den Mieter erst einmal weg.
Nur: Finanzinvestoren können rechnen. Sie interessiert in aller erster Linie die maximale Rendite. Sie würden vielleicht notwendige Investitionen schieben und vermeiden, wo immer es geht, weil so ein Netz nun einmal ziemlich teuer ist, wenn es etwas taugen soll.
Sicher ist das zwar nicht unbedingt. In der Schweiz hat beispielsweise ein Finanzinvestor den zweiten Netzbetreiber “Sunrise” gekauft und investiert derzeit wie wild in neue schnellere Technik. Vielleicht, weil die Manager ein stabiles Netz zu schätzen wissen? Aber würde das auch bei E-Plus so sein? Wir würden es uns wünschen.
Laut Nachrichtenmagazin habe E-Plus Chef Thorsten Dirks bereits mit potenziellen Investoren gesprochen, aber konkrete Infos gibts – wie immer in solchen Situationen – nicht.
Ich hätte da einen anderen Vorschlag:
Verkauft das Netz den Kunden!
Wie wäre es denn, wenn E-Plus das Netz an die eigenen Kunden verkaufen würde? Die Kunden wären vielleicht sogar bereit, in ihr “eigenes” Netz zu investieren und bekämen ein Gefühl, was Netzqualität wirklich kostet. Natürlich würden die Kunden ein Mitspracherecht fordern, also wenn “meine Station um die Ecke” die Schwindsucht hat, dann möchte ich das schon gerne wissen, wie lange sie ausfällt und was daran gearbeitet wird. Auch könnten die Kunden dann darüber abstimmen, welche Gegenden als nächstes ausgebaut werden sollten, ein “demokratisches Volksnetz” sozusagen. Hätte doch was.
Doch was würde so ein Netz den einzelnen Kunden kosten? Bei 21 Millionen Karten im E-Plus-Netz käme da schon was zusammen. Wenn pro Karte sagen wir mal 100 Euro eingesammelt werden könnten, wären das schon mal 2,1 Milliarden Euro. Nettes Sümmchen. Dafür sollte man eine Menge Netztechnik bekommen können.
Sicher, so super günstig, wie das E-Plus derzeit angeboten wird, wäre es dann vielleicht nicht mehr. Aber vielen Kunden sollte die Chance, einen “eigenen Netzbetreiber” zu besitzen, doch etwas “wert” sein. Denn falls E-Plus am Ende das notwendige Geld ausginge und im Rahmen einer “Konsolidierung” nur noch 3 Anbieter im deutschen Markt übrig blieben, wäre die Zeit der “günstigen” Tarife früher oder später auch vorbei. In Österreich ist das bereits passiert und wer genau hinschaut, merkt, wie die scheinbar traumhaften Angebote immer mehr von Fußnoten und Falltüren durchzogen und damit im Endeffekt teurer werden.
Und damit wäre auch nichts gewonnen.
Schlagwörter: E-Plus, Finanzinvestoren, Konsolidierung, Netz, Verkauf