Kürzlich war ich beim Projekttag E-Mobility des „Network of Automotive Excellence“ (NoAE), wo Cirquent mit seinem Ladestellenmanagement-System Just Plug vertreten war. Ich habe dort sehr viele und sehr interessante Gespräche geführt. Das Interesse an Lösungen verschiedenster Art war sehr hoch, auch das an unserem IT-System Just Plug. Während des Tages hielt ich die Augen und Ohren aber vor allem zu diesen zwei Fragen offen:
1. Wirkt sich die derzeitige Atomenergie-Debatte auf E-Mobility aus?
2. Wie ist der Stand von E-Mobility derzeit?
Meine Eindrücke zu der ersten Frage:
Zur Atomdebatte hatte ich offen gestanden Skepsis bis Frustration erwartet angesichts der aktuellen Atomstrom-Debatte und ihrer möglichen Auswirkungen auf E-Mobility. Die aktuellen Entwicklungen spielten aber gar keine Rolle in den Gesprächen, mir begegnete eher Gelassenheit. Eine typische Antwort auf meine Frage:
Die kommenden E-Auto Käufer sind sogenannte Early Adopter. Sie sind Vorreiter im Sinne von Ökobewusstsein und nur wenige seien „Technik-Freaks“. Sie würden daher von vornherein sowieso nur Ökostrom für ihre Vehikel beziehen. Ob das so stimmt, wissen wir nicht wegen mangelnder Erfahrungswerte. Aber diese Argumentation erscheint möglich. Dann gäbe es mehrere Alternativen, bis E-Autos den Massenmarkt erreichen. Eine davon ist, dass sowieso alle E-Autos von den Nutzern mit Öko-Strom betankt werden. Eine andere gegensätzliche wäre, dass das kollektive Bewusstsein zu sauberem Strom bis dahin wieder ein komplett anderes ist. In beiden Fällen wirkte sich die Entwicklung der Atomkraft tatsächlich nicht direkt aus.
Vieles hängt dabei davon ab, wie sich der Staat positioniert. In Luxemburg gibt es beispielsweise bald eine E-Auto Förderung, bei der die Käufer nachweisen müssen, dass sie seit mindestens sechs Monaten einen Öko-Stromvertrag haben. Dann erst fließt der staatliche Zuschuss von mehreren tausend Euro. Bei den Zuschüssen in Frankreich dagegen spielen diese Aspekte überhaupt keine Rolle. Wie sich die deutsche Regierung dazu stellt, ist noch nicht bekannt.
Wir werden diese Entwicklung also weiter beobachten und wenden uns der zweiten Frage zu:
Viel prominenter scheint mir die Problematik der Insellösungen zu sein, wenn es um den aktuellen Status zu E-Mobility geht. Ein Unbehagen und eine gewisse Ratlosigkeit gibt es bei dem Thema. Die Branche weiß, dass E-Mobility nicht funktionieren kann ohne offene Standards und Infrastrukturen. Aber immer noch arbeitet jede Initiative irgendwie für sich. Bei E-Mobility wird wohl aber der Verbraucher von Beginn an keine Insellösungen akzeptieren. Das wäre ja auch tatsächlich ein Rückschritt im Vergleich zu den etablierten Tankstellennetzen in Europa. Wer mit einem konventionellen Auto an jede Tankstelle in Europa fahren kann und Bargeld, EC oder Kreditkarte zückt, erwartet das bei der Strombetankung genau ebenso.
Meine These: Die Insellösungen sind derzeit der größte Hemmschuh. Teure Autos, geringe Reichweiten und lange Ladezeiten ergänzen die Gemengelage, die dazu führt, dass E-Mobility für die Verbraucher gefühlt vor sich hin dümpelt – auch wenn es viele privatwirtschaftliche Initiativen und staatliche Programme gibt. Es gibt bei E-Mobility keinen einfachen Ansatz mehr, so scheint es. Laut BITKOM wollen viele Bürger eine Kaufprämie, aber der Verband vertritt dazu eine andere Meinung. Von ganzheitlichem Ansatz und intelligenten Verkehrssystemen ist die Rede. Dem ist zuzustimmen! Dennoch bleibt die Frage, wie man die vielen guten Einzelinitiativen so bündelt, dass ein solch ganzheitlicher Ansatz sich durchsetzen kann. Mich dem Ruch der Eigenwerbung aussetzend, finde ich das IT-System Just Plug die richtige Antwort: Ein offenes System, von vornherein übergreifend konzipiert, in Österreich und Japan getestet und herstellerunabhängig. Nur so kann es funktionieren.
Gar nicht übel, so ein E-Auto
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