Es geistert gerade wieder mal ein Bakterium durch die Nachrichtenagenturen – das “EHEC”. Laut Medienberichten sind daran in Norddeutschland mehr als 80 Menschen damit infiziert.
Was verbirgt sich hinter der Abkürzung? Wo kommt das Bakterium vor? Wie gefährlich ist es?
Zunächst einmal – es ist nichts Neues. Die Abkürzung “EHEC” steht für “Enterohämorrhagische Escherichia Coli”. E. Coli kennt man landläufig als Bakterien, die im Darm vorkommen, dort die Verdauung unterstützen, Vitamin K produzieren und das Darmschleimhaut-Immunsystem trainieren. Es sind also im allgemeinen gute Bakterien, die für ein Funktionieren des menschlichen Organimus sehr wichtig sind. Wie bei vielen anderen Bakterien hat es aber auch hier schwarze Schafe in der Coli-Familie. Bakterienstämme, die krankmachend – der Fachmann sagt dazu “pathogen” - sind. Hierzu gehört der Stamm der Enterohämorrhagischen Escherichia Coli. Enterohämorrhagisch bedeutet, dass das Bakterium im Magendarm-Trakt (entero) “wirkt”, und zwar hämorrhagisch, also Blutungen erzeugend. Das Bakterium verursacht blutige Durchfälle, und kann sich an die Darmwand anhaften und so länger im Darm verbleiben. Ein Teil der EHEC-Bakterien besitzen zudem ein Gen für die Produktion eines Giftstoffes, der für Nerven und Nieren toxisch ist, und das macht sie für den Menschen, insbesondere für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, sehr gefährlich.
Je nachdem, wie gut das Immunsystem des Menschen ist und mit welchem EHEC-Stamm sich dieser Mensch infiziert hat, verläuft die Infektion unterschiedlich. Es gibt Erkrankungsverläufe, die der Befallene gar nicht spürt und die für ihn ungefährlich sind. In anderen Fällen tritt nach einer Zeit von 1-3 Tagen eine Entzündung des Magen-Darmtrakts (“Magen-Darm-Grippe”) auf, die im weiteren Verlauf zu blutigem Durchfall führen kann. In schweren Fällen treten Nierenschäden bis hin zu Nierenversagen auf durch Zellschädigung und Blutgerinnung in den Nierenarteriolen.
Wie wird eine EHEC-Infektion behandelt?
Eine Therapie mit Antibiotika ist problematisch, da diese Bakterien schnell Resistenzen entwickeln. Bei massiven Durchfällen ist der Ausgleich des Salz- und Flüssigkeitsverlustes die wichtigste therapeutische Maßnahme. Schwere Krankheitsverläufe sind im Krankenhaus zu behandeln, damit auftretende Komplikationen, insbesondere bei empfindlichen Personen (Säuglinge, Kleinkinder, alte Menschen, abwehrgeschwächte Personen), rechtzeitig erkannt und behandelt werden können (Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit).
Wo kommt das Bakterium vor?
Es kommt natürlicherweise bei Wiederkäuern (Schafe, Rinder) vor, und davon kann man auch die Quellen ableiten, durch die sich der Mensch infizieren kann: Rohmilch, rohes Fleisch, aber auch rohes Gemüse und Obst.
Obst und Gemüse vor Verzehr zu schälen oder zumindest gründlich zu waschen, kann helfen, eine Ansteckung zu verhindern. Außerdem sind Hygienemaßnahmen wie Händewaschen wichtig, um eine Ansteckung von Mensch zu Mensch zu verhindern.
Wie häufig ist eine Erkrankung in Deutschland?
Eine Infektion mit EHEC ist in Deutschland meldepflichtig. Im Jahr kommt es zu rund 1000 Erkrankungen (Quelle: Robert-Koch-Institut). Bisher wurden in diesen Jahr 257 Fälle gemeldet - ob die derzeit gemeldete Häufung außergewöhnlich ist oder vielleicht nur durch die Medien aufgebauscht wird - das mag man wohl abwarten. Vielleicht verdrängt ja die Aschewolke des Vulkans Grimsvötn auf Island die Bakterien bald wieder auf die hinteren Zeitungsseiten…