E-Commerce: Preisschwankungen im Online-Handel wirklich willkürlich?

Dieser Tage machte eine Meldung der ZDF WISO Redaktion die Runde, in der sich die WISO Redakteure darüber erstaunt zeigten, dass im online Handel keine allgemeingültigen Muster bestehen und nie so genau erkennbar ist, wann ein Produkt besonders günstig ist, siehe dazu bspw. http://www.heise.de/newsticker/meldung/WISO-Preisschwankungen-im-Online-Handel-willkuerlich-3101959.html.
Gut gebrüllt Löwe kann man da nur sagen :-( Liegt doch die Erklärung dafür auf der Hand. Erstens ist es nicht Sinn und Zweck des online Handels so billig wie möglich zu verkaufen. Wer das möchte, der muss schlicht weg beim Billigheimer um die Ecke einkaufen gehen und den online Handel online Handel sei lassen. Auch im online Handel kostet gute Beratung nun mal Geld bzw. bedingt entsprechend qualifiziertes Verkaufspersonal, was nun mal nicht zu Mindestlohnbedingungen zu bekommen ist. Es ist nun einmal nicht jedem gegeben aus dem Lamäng heraus einem Kunden in PARIS mal eben schnell die Alleinstellungsmerkmale eines Schatz 1881 Wetterinstrumentes aus Dänemark erklären zu können. Dazu bedarf es a) eines entsprechenden Dolmetschers und b) Kenntnis über feinmechanische Wetterinstrumente. Dito Fragen der Einfuhr und Verzollung von Produkten aus Island und Norwegen in die EU usw. usf. Die hat nun mal nicht jeder ad hoc auf Tasche.  Wir erlebten ja gar vor Jahren die Assistentin eines Steuerberates im Süden von POTSDAM nahe eines bekannten Einkaufscenters, die der Meinung war, Norwegen gehöre zur EU und deshalb falle keine Einfuhrumsatzsteuer an. Anzunehmen dass die Lohnkosten dieser Dame sehr sicher unter denen einer qualifizierten Fachkraft gelegen haben. Logisch, dass dieser Steuerberater seinen Kollegen den Markt mit seinen Dumpingangeboten kaputt machte, was wiederum auf die Kosten eines online Händlers Einfluss hat, der sich eben einen ordentlichen Steuerberater gönnt.
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Zweitens unterliegt der online Handel ganz anderen Regeln als der stationäre Handel. Während der stationäre Handel im Normafall regelmässig beim Grosshandel zu festen Preisen einkauft, ist dies nun mal im online Handel total anders. Erst kürzlich hatten wir den Fall, dass sich eine Kundin bitter böse bei uns darüber beschwerte, dass plötzlich eine der beliebten Ronneby Bruk Gusseisenpfannen aus Schweden billiger war, als sie kurz zuvor bestellte. Das ist richtig! Nur unterliegt nun einmal der Einkauf beliebiger Produkte in Schweden dem schwankenden Wechselkurs zwischen schwedischer Krone und Euro. Ein Blick in diese Wechselkurshistorie zeigt, dass dieser sehr volatil ist und mal schnell in die eine wie die andere Richtung ausschlägt. Bei anderen Währungen ist dies nicht anders. Ein Blick auf den Wechselkurs Euro zu Renminbi aus China zeigt, dass dagegen der Wechselkurs zur SEK geradezu vorbildlich stabil ist. Da aber nun einmal viele online Händler direkt in China bestellen, weil bspw. die Masse aller Elektronikprodukte Made in China sind, kann schon entscheidend sein, ob der online Händler montags früh um 08:00 MEZ oder erst am Montag nachmittag sagen wir um 14:00 MEZ bestellt. Schon hat man eine ganz einfache Erklärung, warum ein und dasselbe Produkt bei online Händler A vielleicht 200 Euro und bei online Händler B nur 130 Euro kostet.
Drittens spielen gerade im online Handel die Transportkosten eine sehr sehr große Rolle. Auch wenn natürlich viele online Händler versandkostenfrei versenden ist und bleibt dies nur Augenwischerei. Irgendwie muss jeder online Händler seine Versandkosten decken und dabei ist es wirklich Jacke wie Hose, ob er den Preis hoch setzt, um dann versandkostenfrei zu liefern oder ob er den Preis sehr niedrig ansetzt, um dann in Abhängigkeit des Versandgewichtes die Versandkosten zu berechnen. Am Ende des Tages kommt beides auf das gleiche heraus.
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Last not least spielen natürlich die Lohn- wie die Nebenkosten eine enorme Rolle. Die Beschäftigung von Mitarbeitern im online Handel ist nun einmal in Schweden, Polen oder Lettland viel viel preiswerter als in Deutschland. Während bspw. viele deutsche Krankenkassen zu Jahresbeginn ihre Beiträge hoch setzten, was natürlich Einfluss auf die Lohnkosten hat, gab es so etwas in Schweden nicht. Wenn sich dann noch heraus stellt, dass allein die Gebühren für Müll, Wärme, Strom usw. usf. in POTSDAM wesentlich über denen des schwedischen ORREFORS liegen und natürlich in ORREFORS Lagerfläche quasi nichts kostet, dann ist doch bspw. logisch und total selbst erklärend, warum bspw. ein online Händler in POTSDAM bei gleichen Einstandspreisen wie ein online Händler im schwedischen ORREFORS teurer anbieten muss.
Das erklärt ja auch, dass mittlerweile speziell im Vergleich Kalmar Län in Schweden zum Land Brandenburg in Deutschland der Effekt zu verzeichnen ist, dass Angestellte wie Unternehmer zwar in ORREFORS, das liegt in Kalmar Län, nominal weniger im Brutto, dafür aber eben mehr im netto haben. Wenn Sie bei einem angenommenen Einkaufspreis beim Hersteller von einem Euro nur anteilig einen Nebenkostenanteil von 20 Cent haben, dann ist doch logisch, dass Sie billiger anbieten können als jemand, der einen Nebenkostenanteil von 30 oder mehr Cent hat.
So einfach ganz simpel ist die Welt des online Handels liebe WISO Leute. Vielleicht hättet Ihr mal nicht welche Crawler auch immer welche online Shops auch immer abkrabbeln lassen sollen, sondern Euch anstelle dessen ins Auto gesetzt um mal mit ein, zwei, drei online Shop Betreibern zu reden. Soviel kann man doch wohl als GEZ Zahler erwarten oder etwa doch nicht? In Schweden ist so was jedenfalls das normalste dieser Welt. Da gehört oben genanntes zum kleinen Einmaleins eines jeden Crashkurses zum Thema: "Mein online shop und ich oder so".

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