Eigentlich wollte ich früher zu dieser Besprechung kommen, aber inzwischen sollte ich ja auch wissen, dass ich pünktliche Blogartikel eigentlich vergessen kann. Also jetzt wieder mit etwas Verspätung: Die zehnte Folge der sechsten Staffel, von Tom MacRae. Der hat bisher die Cybermen-Doppelfolge der zweiten Staffel zur Serie beigesteuert – und man kann beruhigt feststellen, dass diese neue Folge deutlich besser geworden ist.
Wie immer ist diese Besprechung nur für Leute, die die Episode schon gesehen haben – absolute Spoilergefahr! Nur für die bisherigen Folgen, nicht für die weitere Staffel – und das so bitte auch in den Kommentaren handhaben.
The Good
- Große Emotionen sind etwas, das ich in Doctor Who während der Moffat-Zeit schwer vermisst habe, hier wird das wieder ganz hochgefahren, und zwar auf hervorragende Weise. “The Girl Who Waited” zelebriert Amy und Rorys Liebe mit großen Szenen und setzt darauf noch tragische, herzensbrechend-grausame Entscheidungen – eine Kombination, die dazu führt, dass die Folge nicht nur schlichtweg richtig gut ist, sondern bei nahe am Wasser gebauten Leuten wie mir auch zu vielen Tränen führt. Hin und wieder sollte Doctor Who einfach solche Folgen haben, Danke Tom MacRae.
- dafür verantwortlich, dass die Emotionen auch so gut rüberkommen sind auch die wirklich tollen schauspielerischen Leistungen von Arthur Darvill und vor allem Karen Gillan in dieser Episode. Gerade Karen hat mich in der fünften Staffel noch sehr genervt mit ihrem “aufgerissene Augen ist das einzige, was ich zum Schauspielern brauche”-Prinzip, aber hier ist sie einfach wunderbar in ihrer sehr schön differenzierten Darstellung der jungen und alten Amy.
- die Folge glänzt auch durch wirklich schönes Design – von der schlichten Elegant der Kindness Facility zu dem märchenhaften Design des Gartens. Eigentlich ist das ein Punkt, den ich den allermeisten Folgen der Moffat-Ära zuschreibe: Die Produktionsdesigner leisten wirklich große Dinge mit dem gekürzten Budget, hier sieht nie etwas billig aus, sondern trotz weniger Geldmitteln immer sehr edel.
- erst eine Weile nach Ende der Folge hab ich bemerkt, dass dies die Doctor-Light-Folge der Staffel war. In den RTD-Staffeln war das immer ganz offensichtlich, hier fiel das eigentlich kaum aus, weil der Doctor doch immer wieder mal präsent war und die Handlung sich ganz um unsere Companions drehte – nett gemacht.
- Wo wir beim Doctor waren: Der wird diese Folge mal wieder von keiner allzu guten Seiten gezeigt. Hier ist er fast schon ein wenig out-of-character in seiner Grausamkeit gegenüber der alten Amy, aber ansonsten find ich das immer gut, wenn er nicht nur der strahlende Held ist.
The Bad
- irgendwo zwischen den schönen Emotionen steckt eine Menge Sci-Fi und Zeitreisenparadoxe und anderer Technobabble – und ich kann nicht behaupten, dass ich beim ersten Sehen das alles hundertprozentig überrissen hab. Es ist sicherlich nicht so kompliziert, dass ich es nicht bei genauerem Aufpassen verstehen würde – aber will ich überhaupt genauer aufpassen? Ich hab bei Zeitreiseparadoxen, gerade in der Moffat-Ära, immer die Angst, dass sie sich bei genauerer Betrachtung als Quatsch entpuppen. Und ich fürchte, dass “Sometimes knowing you own future is what enables you to change it” einfach nicht reicht als Erklärung…
- Die übermäßige Zeitlupe während den Kämpfen um zur Tardis zu kommen wirkt nicht episch, sondern einfach etwas lächerlich. Was sich Regisseur Nick Hurran da wohl gedacht hat? Diese Regiefehlentscheidung ist jetzt nicht so schlimm, dass sie sich negativ auf die Folge auswirken würde, aber nötig wär das auch nicht gewesen…
- Und erneut: Im Kontext von Moffats Handlungsbogen ist die Folge einfach nicht stimmig. Die ganze Geschichte dreht sich um Amy und Rory, um ihre Liebe zueinander und ihre Beziehung – und kein einziges Mal wird ihre gemeinsame Tochter erwähnt? Die übrigens nach wie vor eine grausame Kindheit mit Gehirnwäsche durchlebt, was Amy und Rory weder zu ändern versuchen, noch dem Doctor in irgendeiner Weise übel nehmen. Das ist einfach dämlich. Aber, es gilt wie schon bei “Night Terrors”: Das ist keine Kritik an dieser Episode an sich, sondern an Steven Moffats Unfähigkeit, einen in sich stimmigen Handlungsbogen zu schaffen.
The WTF?
- Wie auch schon bei “Night Terrors”: Es gibt hier sehr, sehr wenig WTF-Handlungsbogenzeugs. Ich kann nicht behaupten, dass mich das stört…