„In 80 Büchern um die Welt“ ist der Titel eines sehr schönen und informativen literarischen Reiseführers, der den Leser natürlich sofort an das Buch „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne erinnert. Doch handelt es sich hier nicht um einen einzigen Abenteuerroman, viel mehr um einen aussergewöhnlichen Text-Bild-Band, der uns einlädt, in und mit Büchern um die Welt zu reisen. Das Besondere an diesem Werk ist die Tatsache, dass uns nicht ein Autor durch die Welt führt, sondern gleich eine ganze Autorengruppe, nämlich die belesenen und vielgereiste Absolventen des Aufbaustudiengangs Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Eine Reise beginnt in der Regel mit dem Einchecken bei Flughafen oder Bahnhof und hier ganz stilgerecht mit einem Vorwort, welches der Autor und Essayist Feridun Zaimoglu nicht besser eröffnen hätte können, als mit diesem alten und sehr schönen deutschen Sprichwort:
„Reisen wechselt das Gestirn, aber weder Kopf noch Hirn.“
„In 80 Büchern um die Welt“ bietet eine besondere literarische Weltreise, die in die Kontinente Europa, Asien, Ozeanien, Afrika, Südamerika und Nordamerika führt. Innerhalb dieser Kontinente entdeckt der Leser Orte und Länder, die er vielleicht bereits besucht hat, die er aber auch ganz neu erobern kann, nicht nur durch einen direkt gebuchten Flug oder Zug, sondern auch durch ein Buch bzw. durch einen Roman.
Man spürt sofort beim ersten Durchblättern die Reise- und Leselust der Autoren, die uns auf diesen Weg ganz intellektuell, aber auch spielerisch neue Kulturen und Menschen näherbringt. Die Werke, die uns um und durch die Welt begleiten, wurden sehr bewusst und gut überlegt ausgewählt. Es handelt sich dabei um 80 grosse Romane des 20. Jahrhunderts. Dabei entdecken wir die Literatur wieder, die man sicherlich zu manchem Pflicht-Werk zählen könnte, oder die bereits als Schullektüre Lust auf andere Städte gemacht hat, wie zum Beispiel „Paris – Ein Fest fürs Leben“ von Ernest Hemingway oder „Die Stimmen von Marrakesch“ von Elias Canetti.
Doch mit diesem ungewöhnlichen literarischen Reiseführer stöbern wir auch eher unbekannte Autoren auf, die sicherlich nur selten einen Platz in der heimischen Bibliothek finden. Denken wir zum Beispiel an folgende Werke:
„Geh nicht fort“ von Margaret Mazzantini: Ein Roman, der im Rom der Jahrtausendwende spielt und sich um einen erfolgreichen Chirurgen namens Timotheo dreht, der in einer sehr grossen Lebenskrise steckt.
„Die Reise nach Petuschki“ von Wenedikt Jerofejew: Die Geschichte des Trinkers Wenedikt, der mit einem Koffer voller Alkohol seine Zugreise von Moskau nach Petuschki unternimmt und dabei schwer ins Philosophieren gerät.
„Ketala“ von Fatou Diome: Ein bewegendes Schicksal einer senegalesischen Frau, die eigentlich nach dem Abitur Literaturwissenschaft studieren möchte, dann aber von ihrem Vater gezwungen wird, einen wesentlich älteren Mann zu heiraten und nur noch Ehefrau und Mutter sein kann.
Jedes dieser 80 vorgestellten Bücher erweckt Neugierde und Wissensdurst! Wir erkunden das Land bzw. die Stadt, in welcher der Roman spielt. Gleichzeitig erfahren wir auch etwas über den Autor des Romans und bekommen Informationen über das vorgestellte Werk. Zitate, schöne Fotos und länderspezifische Literaturtipps runden diesen lebendigen Text-Bild-Band noch zusätzlich ab.
„In 80 Büchern um die Welt“ ist ein sehr anregendes und inspirierendes Buch für Weltenbummler und solche, die es noch werden wollen. Es macht nicht nur Lust auf Reisen, sondern auch auf Bücher und Lesen. Denn Lesen ist – wie wir alle bereits wissen – eine ganz besondere Reiseart: die Augen wandern von Buchstabe zu Buchstabe und von Wort zu Wort. Der Gedanke fliegt und der Geist schwebt in anderen Welten. Die Autoren, sprich die Absolventen der Uni München, haben dem Bücherliebhaber und Reisefreudigen ein wunderschönes, kompaktes und sehr ansprechendes Buch geschenkt, das uns zu literarischen „Kurztrips“ rund um den Globus verführt und den Duft von fernen Ländern einatmen lässt!