Dummheiten á la BILD am Sonntag

von Lutz Bucklitsch

Eine persönliche Betrachtung….

Bildquelle: Tagesschau.de
Bildquelle: Tagesschau.de

Als am Sonntag, nach vier Monaten Haft, endlich die beiden Kollegen der BILD am Sonntag wieder in Berlin eintrafen, war ich froh. Endlich in Sicherheit, endlich dürfen diese beiden Journallistenkollegen wieder in Freiheit ihr Leben genießen, nach vier Monaten Haft in einem iranischen Gefängnis.

Ein weiterer Höhepunkt dieses medialen Ausflugs in eine Welt der Unterdrückung, wo Folter, Mord und Vergewaltigung an der Tagesordnung stehen, war die Reise von Guido Westerwelle nach Teheran. Siebeneinhalb Jahre zuvor war der letzte deutsche Außenminister im Iran gewesen. Und das hatte seine Gründe!

Und zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt machte sich Westerwelle nach Teheran, empfangen durch seinen Amtskollegen, wie auch  dem Pseudo-Präsidenten Ahmadinejad und allen iranischen Medien.  Gefeiert wurde diese Szenerie mittlerweile mehrmals am Tag in den Medien im Iran. Endlich kommt ein wichtiger Politiker in die Höhle des Löwen. Unterläuft damit allen Warnungen und Absprachen der politischen Bündnisgenossen.

Und das alles nur um zwei Journalisten in die Heimat zu holen.

Aber warum ist das überhaupt alles passiert? Warum sind zwei scheinbar völlig uninformierte deutsche Journalisten in den Iran geflogen, um dort ein Interview mit dem ältesten Sohn von Frau Ahstiani zu machen und deren Rechtsanwalt? Alles nur mit einem Touristenvisum, ohne Akkreditierung im Iran, ohne Anmeldung.

Höhepunkt dieses Intermezzos war die telefonische Übersetzung durch eine im Iran dem Tode ausgesetzte Frau, Mina Ahadi, jener Frau, die hier in Deutschland, aus der Sicherheit heraus, als Vertreterin einer Organisation von Ex-Muslimen, die  Politik gegen den Islam macht. Diese Frau, die zusätzlich noch Aktivistin einer kommunistischen Organisation ist, die im Iran als terroristische Vereinigung gilt. Nebenbei sei angemerkt, diese Gruppe wird auch hier in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet.

Ein weiterer Punkt sei hier angeführt, der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags, Döpfner, entschuldigte sich brieflich beim iranischen Justizminister, dieses Entschuldigungsschreiben nahm Westerwelle persönlich mit nach Teheran.

Wofür entschuldigt sich dieser Mann eigentlich, wie zuvor bereits der Aufsichtsratsvorsitzende des Verlags? Etwa das deutsche Journalisten ihren Beruf ausüben? Die Peinlichkeiten in diesem miesen Spiel um die Macht sind kaum zu toppen.

Quelle: Spiegel/ap
Quelle: Spiegel/ap

Man darf dann schon fragen, was einen international anerkannten Zeitungsverlag, eine international anerkannte deutsche Sonntagszeitung, eine aus erfahrenen Journalisten bestehende Redaktionsleitung veranlasst, zwei deutsche Journalisten unter diesen Bedingungen in den Iran reisen zu lassen. Wie naiv, nein wie dumm muss man eigentlich sein, um eine solche Aktion durchzuführen? Zeitungen, wie die BILD am Sonntag arbeiten weltweit in vielen Netzwerken mit, zum Beruf des Journalisten gehört es, eigentlich gut informiert zu sein. Aber hier scheint keiner dieser Kollegen jemals etwas über den Iran gelesen zu haben, scheinbar sind die letzten 20 Monate an diesen Kollegen ohne deren Kenntnisnahme vorbeigerauscht. Das ist ein Armutszeugnis für den deutschen Journalismus!

Ich nenne dieses Verhalten, diese Reise und deren Folgen für die iranische Bürgerrechtsbewegung einen eklatanten Verrat! Nie wurde einer Bürgerrechtsbewegung mehr Schaden zugefügt, nie wurde der deutschen und internationalen Politik ein größerer Bärendienst erwiesen, als durch diese dümmliche Reise der BamS-Kollegen.

Der Kontakt zu Mina Ahadi ist schon sehr grenzwertig, weil eben diese Frau, auch und insbesondere in der iranischen Community links liegen gelassen wird. Keiner möchte eigentlich wirklich mit ihr zu tun haben. Wer so fahrlässig das Leben des ältesten Sohnes von Ashtiani und das Leben des Anwalts aufs Spiel setzt, der diskreditiert sich eigentlich von selbst. Solche Dinge sind unverzeihlich!

Und nach der glücklichen Rückkehr, wird es Zeit, hier in Deutschland, dieses Thema endlich anzupacken und die Verantwortlichen im Axel Springer Verlag zur Rechenschaft zu ziehen. Wieso hier die Standesorganisationen der Journalisten, DJV und Verdi, schweigen, bleibt unergründlich.

Dem Ansehen der Bundesrepublik Deutschland, wie auch der iranischen Bürgerrechtsbewegung ist jedenfalls schwerster Schaden durch diese unsinnige und dümmliche Reise entstanden.

Schuld daran trägt der Axel Springer Verlag und die Redaktionsleitung der BILD am Sonntag!

Und damit dürfte dann auch das Thema Iran wieder aus den Medien verschwinden, weil die letzten Monate Iran nur dann zur Sprache kam, als es um die beiden Kollegen ging, nicht aber weil dort tagtäglich die Menschenrechte mit Füssen getreten werden.


Siehe auch:
Die heikle Iran-Mission der BamS-Reporter vom NDR
Ein weiterer Beleg für die Verflechtung der herrschenden Kreise – Springer hat wie Bertelsmann überall seine Finger im Geschäft von den Nachdenkseiten

Von nun an darf nachgefragt werden im Bloghaus



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