Duelle und Demütigungen: Will man so DSDS retten?

Erst verlässt Bohlen den Saal während der schräge Joey singt. Nun soll ausgerechnet der gegen Mädchenschwarm Luca in den Sing-Ring. Ja, es gibt jetzt Duette. Jeden Tag eine neue Schlagzeile. Kann das alles die Quote anschieben? Das Genre kränkelt generell. Casting war gestern.

Unterschiedlicher können diese DSDS-Kandidaten kaum sein. Der eine krächzt schiefer als eine Jungkrähen-Bande – und hat eigentlich nur Plan von einer Sache: verplant sein. Name: Joey. Marke: Schräger Vogel. Der andere ist ein Goldkehlchen – und Doppelgänger von Justin Bieber. Und damit wäre sein Schicksal auch schon zementiert: Posterboy an Teeniezimmer-Wänden. Name: Luca.

Ihre Gemeinsamkeit: Sie wollen beide DSDS gewinnen. Fakt ist: Dieter Bohlen will Joey nicht mehr auf der Bühne sehen. Dem Juror geht dessen Gesang nämlich ganz schön auf die Ohren, hat bei Joeys Auftritt sogar den Saal verlassen. Geschmacklos? Herablassend? Ja, aber wie! Denn warum lässt er den 18-Jährigen erst soweit kommen? Warum hat er nicht gleich gesagt: Lass das Mikrofon mal stecken und geh’ zur Schule.

Es gibt so einige Kandidaten, bei deren Gejaule sogar Katzen die Kurve gekratzt hätten. Bohlen ging nie, hob nicht mal kurz den Hintern. Nur in dieser Staffel ist’s theatralisch. Doch es geht noch weiter: Nun sollen der glatte Luca und der schräge Joey auch noch in einem Duett gegeneinander antreten. Duett? Künstlich erzeugte Final-Situationen könnte man auch sagen – um die Show vielleicht etwas spannender zu machen, gilt übrigens für alle Kandidaten. Da hofft der Sender wohl, dass die Fans auch wirklich alle einschalten, dass neue hinzukommen – weil: Das gab’s ja so noch nie. Nö, in fast 10 Jahren DSDS nicht. Da fragt man sich: Was ist denn das eigentlich für eine Nummer? Der Anschluss an die richtige Quoten-Nummer?

Duelle und Demütigungen: Will man so DSDS retten?

(c) RTL / Stefan Gregorowius. "Alle Infos zu "Deutschland sucht den Superstar" im Special bei RTL.de: http://www.rtl.de/cms/sendungen/superstar.html

Das hofft man vielleicht. 4,86 und 4,77 Millionen Menschen drückten in den letzten beiden Wochen auf das RTL-Knöpfchen der TV-Bedienung. Anfang des Monats taten das noch gut eine Million Zuschauer mehr. Und in den Jahren zuvor? Hach, das waren die goldenen DSDS-Zeiten. Nun ist die Castingshow in die Jahre gekommen. Aber nicht nur diese: Was ist eigentlich mit “Germany’s Next Topmodel“? Das einzige, was man liest: Sinkende Quoten. Und “Das perfekte Model“? Uff, lieber nicht darüber reden. Macht VOX ja auch nicht.

Doch eigentlich ist es fast ein Wunder, dass dieser Trend nicht schon eher eingeläutet wurde. Denn nach mehr als zehn Jahren dürfte Deutschland mittlerweile durchgecastet sein.

Und jeder weiß, nach welchem Schema F diese Shows laufen: Es werden rührselige Geschichten vorgetragen, die Tränchen kullern. Eijeiei, das ist teilweise so peinlich, da vergräbt man seinen Kopf schon mal tief in einen Kissenberg, um bloß nichts zu hören und zu sehen. Zu all der Jammerei gibt’s auch noch ein festes Kandidatenprofil: Zicken, schräge Vögel, Streber, Sunnyboys, Talente und Nullnummern. Auf dass es schön laut knallt. Doch das hat mittlerweile auch der Letzte geschnallt.

Deswegen an RTL und Produktionsfirmen: Macht doch mal einen Cut. Denn ihr werdet sehen: Auch der ultimative Showdown zwischen zwei absolut gegensätzlichen Typen wird die Quote nicht hochreißen – jedenfalls nicht auf lange Sicht. Ach, ich vergaß: DSDS Kids steht ja schon in Startlöchern: Am 5. Mai geht’s los. Na dann, sinkendes Casting-Schiff, mit voller Kraft voraus in den Quotentod!


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