Du bist, was du isst. Ich will Etrog sein!

 

Auch das schönste Sukkot-Fest ist irgendwann vorbei und man fragt sich: Was passiert jetzt mit dem Etrog?

Spätenschlossene finden auch noch in letzter Sekunde alles für das Fest - nur nacher Zurückgeben geht nicht

Spätenschlossene finden auch noch in letzter Sekunde alles für das Fest - nur nacher Zurückgeben geht nicht

Der Rest der Lulaw-Staude gibt zwar eine mehr oder weniger schöne Deko an der Wand ab – macht durch Blattverlust hin und wieder auf sich aufmerksam; aber der Etrog?

Länger als drei Wochen würde ich es mich nicht trauen, ihn herumliegen zu lassen.

Wegwerfen? Kommt für mich nicht infrage. Ich weiß zwar nicht, was ich damit machen soll, bringe es aber nicht zustande Lebensmittel wegzuwerfen.

Eine Alternative wäre es zu warten bis er sich selbst dazu entschließt seinen Besitzer davon zu überzeugen, doch bitte entsorgt zu werden, aber das läuft nur auf einen „legitimierten Bruch von Prinzipien“ hinaus…

Was also tun?

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir meine liebe Freundin und fleißige Mitleserin Malka einmal erzählt hat (ich hoffe, dass ich sie richtig wiedergebe, sonst wirst du mich schon ausbessern ;) ):

Es begab sich, dass sich eine jüdische Familie nur mit Müh‘ und Not über Wasser halten konnte. Viele Kinder, deren Mägen gesättigt werden sollten standen wenig umsatzstarker Arbeit gegenüber – und der Vater und Ehegatte – ein religiöser, wenngleich nicht sehr gebildeter Mann versuchte seine Mischpoche so gut es nur ging über Wasser zu halten. Er hatte eine tüchtige Frau, die auch ihren Teil dazu beitrug, um es den ihren so gut wie möglich gehen zu lassen.

Irgendwann geschah es, dass ein entfernter Verwandter verschied, der auch dieser Familie einen Teil seines Erbes überließ. Nicht so viel, dass man davon leben könnte, aber doch genug, um davon zumindest zeitweilig überleben zu können.

Es stand gerade das Sukkot-Fest an und während die Frau überlegte, ob und welche schmackhaften Gerichte sie servieren könnte, machte sich der gottesfürchtige Ehemann auf den Weg in die Stadt.

Der Allmächtige hatte ihnen zu Gutem verholfen, also wollte er es Ihm gleichtun und kam mit einem wunderschönen Lulaw-Strauß zurück. Auch der Etrog konnte sich sehen lassen – er sah aus, wie aus dem Paradiese! (Etrog gab‘s auf den Märkten um 10 Schekel (~2 Euro) besondere Exemplare machten zumindest 35 Schekel aus!)

Während er seinen Stolz auf sich selbst kaum verbergen konnte war seine Frau alles andere als glücklich darüber, dass er das kleine Vermögen anstatt für Lebensmittel für die Staude ausgegeben hatte. So passierte, was passieren musste: Es kam zu einem bitteren Streit zwischen Mann und Frau.

Irgendwann reichte es ihm, dass er sich für seine Tat, auf die er doch so stolz war rechtfertigen sollte, nahm den Etrog und fraß ihn auf.

Die Frau war ob der merkwürdigen Situation doch sehr verdutzt, aber der Streit wich einem Waffenstillstand und da es schon recht spät geworden war beließen sie es dabei und gingen schlafen.

Doch die ersten Minuten im Bett waren für den gläubigen Juden nicht von Ruhe geprägt. Man kann den Etrog doch nicht einfach so herunterschlingen! Schon gar nicht, bevor das Fest zu Ende ist! Oder doch? Nein! Das kann nicht sein!

Nach einigem Hin und Her – selbstverständlich ohne eine zufriedenstellende Antwort zu finden beschloss er Ha‘Schem darum zu bitten, ihm doch die Antwort zu geben, damit er Ruhe finden möge und schlafen könne. Die Antwort hat ihm das zwar nicht gebracht, aber immerhin die nötige innere Ruhe um guten Schlaf zu finden.

Erst der nächste Morgen brachte die gewünschte Erleuchtung mit sich: Er kam zum Entschluss, dass er Recht hatte.

Warum? Das Erbe war futsch, aber immerhin er war satt, da er den Etrog gegessen hatte.

"Und? Wie riecht's?" - "So... als ob man davon satt werden könnte"

Also sitze ich vor meinem Etrog und überlege, was damit geschehen sollte. Nachdem er schon einige Tage ohne konkrete Verwendung herumgelegen ist, bin ich zu dem Entschluss gekommen, ihn zu verspeisen und herauszufinden, wie hoch der Wahrheitsgehalt der Geschichte ist… Ob man von der Frucht wirklich satt wird.

Also folgt hier eine kurze Dokumentation über den Geschmack und über den Aufbau eines Etrogs:

Wie im vorigen Artikel geschrieben ist der Etrog eine sehr alte Art und zeichnet sich möglicherweise durch viele Dinge aus… Nicht aber durch besondere Kultivierung.

Während eine Zitrone oder Orange recht schnell geschält werden kann war ich beim Etrog einmal verdutzt… Ein Messer genommen, mit diesem großzügig geschnitten… Und immer noch Schale.

Bist du deppat! Das Teil hat eine Schale... Damit kann man ja jemanden erschlagen!

Bist du deppat! Das Teil hat eine Schale... Damit kann man ja jemanden erschlagen!

Kann das sein? Ungefähr 1/3 der Gesamtfrucht geht nur für Schale drauf? Ein Bissen bestätigt meine Befürchtungen: Ja, es kann sein. Bääh!

Schale... Definitv - sowas spür' ich

Schale... Definitv - sowas spür' ich

Einige hätten das blöde Teil wahrscheinlich weggeworfen, ich hege aber den Verdacht, dass diese Frucht eventuell gar kein Fruchtfleisch hat, sondern tatsächlich nur aus Schale besteht!

Messer weg und Klauenwerkzeug ausgepackt.

Die Tiefenbohrung geht weiter und – wieder wird meine Erwartung zunichte gemacht. Anstatt auf Öl stoße ich auf Fruchtfleisch. Immerhin ein Erfolg.

Harte Schale... vorläufig noch kein Kern, da kein Fruchtfleisch

Harte Schale... vorläufig noch kein Kern, da kein Fruchtfleisch

Der Geschmack… naja – über Geschmack lässt sich streiten. Ein Etrog schmeckt so, als ob man eine Zitrone essen würde. Vielleicht nicht ganz so sauer, aber dafür mit mehr Kernen… Während also über 1/3 der Frucht aus Schale besteht zeigt sich auch das Fruchtfleisch von seiner besten Seite und ist mehrheitlich aus Kernen aufgebaut.

Du bist, was du isst. Ich will Etrog sein!

"Die Frucht schmeckt nicht... Was sagst du, Shlomo?" "Miau?"

Nunja… Wenn man also alle nicht-essbaren oder ungenießbaren Bestandteile abzieht kommt man zum Schluss, dass das Hungerproblem dieser Welt sich höchstwahrscheinlich nicht durch Etrogim lösen lässt. Was jedoch nicht zwangsläufig heißt, dass die Geschichte fehlerhaft ist. Ein prächtiger Etrog ist wahrscheinlich größer als eine Grapefruit, im Idealfall könnte die Schale weniger dick sein als meine und wenn man miteinkalkuliert, dass der Herr aus voriger Geschichte eher an das Hungern gewöhnt ist, als an Festbuffets kann man davon ausgehen, dass ihn der Verzehr tatsächlich gesättigt hat.

Aber das nur nebenbei:

De Facto ist die Moral von der Geschicht‘:
Hast du Hunger – leg zu an Gewicht.

 


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