Holmer Knudsen’s No. 2, Pfeife: Shamerock
Letztens erst habe ich über solch einen “Zwitter-Tabak” geschrieben; einen, bei dem nicht so ganz klar ist, ist das ein aromatisierter Engländer oder ein engländisierter Aromat. Doch während ich beim “Independence” von Beginn an relativ begeistert war, brauchte ich für den Holmer Knudsen 2 schon etliche Pfeifen, um mit ihm warm zu werden. Und so ganz genau kann ich nicht einmal erklären, weshalb das so ist.
Es ist für den Tabakmischer ganz sicherlich schwer, eine gute Balance zwischen den beiden Polen zu finden. Und wenn das beim “Independence” wunderbar gelungen ist, hab ich damit bei diesem hier ab und an ein Problem. Der Tabak ist sehr unterschiedlich mit jedem Rauchen, in jeder Pfeife.
Es macht einen ungeheuren Unterschied aus, ob man den Tabak mit oder ohne Filter raucht; kaum zu glauben, dass es sich um den gleichen Tabak handelt. Mit Filter überwiegt der Aromat. Der wird ergänzt durch eine Spur rauchiger Latakia-Würze. Ohne Filter, gerade auch aus kleinen Köpfen ist es ganz das Gegenteil: man hat einen ordentlichen Engländer in der Pfeife, der eine gewisse Aromatisierung nicht verhehlt.
Seltsam.
Dan Pipe beschreibt den Tabak so:
Ein süß-würziger Blend auf der Basis von reifem Virginia mit einem delikaten Honig-Casing, das die naturgegebene Süße des Virginia noch reicher erscheinen läßt.
Dazu ein fein-herber Orienttabak und eine Prise vom rauchigen Latakia, der aber nie in den Vordergrund drängt.
Ein angenehm sanft-würziger süß getönter Genuß mit kühlem Rauch.
und spricht damit definitiv nur den Filterraucher an. Denn wie gesagt: da stimmt der Eindruck, dass man einen sanft-süßen Aromaten mit ein wenig Würztabak raucht. (Wobei ich die Aromatisierung nicht mit Honig in Verbindung bringen würde; sondern eher mit Anklängen von Waldfrucht.) Wenn man den kalten Rauch über die Zunge streichen läßt, bleibt auch beim filterlosen Rauchen eine Idee davon.
Der Tabak duftet aus der Dose schon appetitlich – wenn man denn Latakia mag, denn den verhehlt der Geruch nicht. Das schön anzuschauende Tabakbild wird von einem relativ dunklem Virginia getragen; hat aber auch tiefschwarze Anteile. Er ist einfach zu stopfen und verglimmt ohne Probleme und ganz ohne Aufmerksamkeit zu heischen in Pfeifen jeglicher Größe zu einem kleinen Häufchen dunkelgrauer Asche. Das zeigt, dass der Tabak von guter Qualität ist.
Im Raumduft ist der Latakia-Anteil schon gut erkennbar – natürlich kein Vergleich zu einem Latakia-Hammer wie der letztens beschriebene Artisan - die Süße ist vernehmbar; aber eher sanft.
…Ihr seht, ich versuche, einem endgültigen Urteil zu entkommen… und es fällt mir tatsächlich schwer, eines zu finden. Ich find den Holmer Knudsen’s No. 2 wirklich spannend; aber ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich noch einmal eine Dose davon kaufen wollen würde. Vermutlich greife ich eher zum ”Independence”, dessen irische Aromatisierung mir einfach auch mehr zusagt.
Also: Der Tabak ist gut. Aber nicht so ganz zu 100% mein Geschmack. Trotzdem möchte ich ihn denen empfehlen, die neugierig auf solch einen “Tabak zwischen den Welten” sind.