Drogen in der Leistungsgesellschaft

Das schaff´ ich doch mit Meth

„Der Münchner Zoll stellte knapp 20 Kilogramm Crystal Meth sicher. Die Droge ist die Verheißung auf besser, schneller, vitaler schlechthin.

Kein Wunder, dass gerade heute viele Menschen das Zeug schnupfen, die am Wochenende durchbrennen und unter der Woche leistungsfähig sein wollen. Wurden 2009 in Deutschland 364 erstauffällige Konsumenten gezählt, waren es zwei Jahre später 1.693. Und obwohl die Zahl der Drogenkonsumenten 2012 gesunken ist, nahmen gut 50 Prozent mehr Menschen als im Jahr zuvor erstmals Crystal.

Crystal trifft den Nerv der Zeit. In Deutschland genauso wie in Japan, wohin die 20 Kilogramm geschmuggelt werden sollten, die der Zoll am Münchner Flughafen aufgegriffen hat. Denn es stillt das Verlangen nach ständiger Optimierung. Die Droge verheißt, Arbeit, Vergnügen, Kreativität, also all das, was heute verlangt wird, unter einen Hut zu kriegen. Wer eine Nacht durchtanzen will, schluckt Ecstasy. Aber wer durchhalten will, nimmt Crystal Meth.

Aber die Zähne fallen erst spät aus. Dann, wenn der Egotrip Gefühle wie Einfühlsamkeit und Freude längst abgetötet hat. Die gruseligen Fratzen sind der Ausdruck eines eh schon kaputten Lebens. Die Vorher-nachher-Fotos aus den USA schrecken Konsumenten deshalb kaum ab. Wir sollten lieber die Ursache des Konsums hinterfragen: Ob immer mehr gelernt und geleistet werden muss. Ob wir wirklich so weitermachen wollen.“

Quelle und gesamter Text: http://www.taz.de/Drogen-in-der-Leistungsgesellschaft/!116327/


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