Momentan stecke ich in einer intensiven “Zurück zur Natur, zum alten Küchenwissen und zur Langsamkeit”-Phase. Hin und wieder kommt das einfach über mich und dann kann ich Stunden damit zubringen, geistesabwesend in einem Kochtopf zu rühren oder ein altes Brotrezept auszugraben, bei dem der Teig über Stunden und Tage hinweg immer wieder gehätschelt werden will. Ich liebe diese zeitaufwendige und doch sehr entspannende Geschäftigkeit wohl vor allem deshalb, weil sie den perfekten Ausgleich zu meinem viel zu hektischen Alltag bietet.
Zudem bieten sich dadurch unzählige Möglichkeiten, den Kindern Wissen weiterzugeben. Welche Pflanzen sind essbar und wovon muss man die Finger lassen? Wie entsteht aus ganz banalen Zutaten ein köstlicher Caramel-Brotaufstrich? Was geschieht, wenn Zucker und Hefe zusammenkommen? Meistens sind die Kinder mit grosser Begeisterung dabei, sie riechen, probieren, fragen nach und experimentieren selber. Neulich aber habe ich es wohl ein wenig übertrieben mit meiner Begeisterung. Ich setzte mich gerade intensiv mit der Blasenbildung beim Backferment auseinander und starrte immer wieder minutenlang ins Glas um zu überprüfen, ob sich eine Veränderung erkennen liesse.
Endlich, nach vielen Stunden zeigten sich die ersten drei Bläschen. “Kinder, kommt mal her”, rief ich begeistert. “Schaut euch mal diese Bläschen an.” Die Jüngsten drei hörten gar nicht erst hin, aber immerhin folgten Karlsson und Luise meinem Ruf. Sie hatten wohl gerade nichts Besseres zu tun und so kamen sie in die Küche geschlurft, um mit ihrer Mama ins Glas zu starren. Viel wussten sie zu meinen Bläschen nicht zu sagen, aber in ihrem Blick las ich, dass sie mich für vollkommen durchgeknallt hielten. Mein Versacht wurde heute Nachmittag bestätigt, als sie von jemandem sprachen, den sie für ziemlich irr halten: “Weisst du, Karlsson, das ist wie bei der Mama mit ihren Bläschen…”, sagte Luise und die zwei warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
Mist, ich glaube, meinen Status als allerbeste, unfehlbare, bewundernswerte und allwissende Mama habe ich eingebüsst. Früher oder später musste es wohl so kommen…