Drecksau

8. März 2014  |   Verfasst von Chris

Drecksau Kritik Review FilmkritikDas ist mal ein Film,bei dem die Vorfreude meinerseits richtig groß war. Leider hatte ich zwar, wie so oft, erst zum DVD-Start das Vergnügen, da er im Kino jetzt nicht der größte Kassenschlager war und daher nur in einigen Städten lief. Aber ganz ehrlich, von einem Film, der auf so einem derben Roman basiert,  habe ich das auch nicht wirklich erwartet! Der Grund warum ich mich jedenfalls so auf den Film gefreut hatte, lag nicht etwa am Trailer, nicht an den Schauspielern, sondern einzig und allein an jener Romanvorlage von Irvin Welsh. Schon vor Jahren gelesen, finde ich es zwar nicht sein bestes Buch, was aber nichts Schlechtes heißt,sondern nur, dass ein paar andere wie Trainspotting eben noch ein Tick besser sind!:-)

Inhalt:

Bruce Robertson (James McAvoy) ist genau das, was man sich nicht unter einem Poizist vorstellt. Im Gegenteil, der Begriff Freund und Helfer könnte nicht weiter entfernt liegen.  Drogen, Sex und Gemeinheiten bestimmen sein Leben. “Drecksau” ist da wahrlich ein ganz passender Begriff. Um in seinem Edingburgher Poizeirevier die Beförderung zu erhalten, schreckt er vor nichts zurück, um die anderen Anwärter, darunter sein “Freund” Ray (Jamie Bell) auszustechen.

Fazit:

Unverfilmbar hört man doch recht häufig, wenn es bei einem Roman um die Frage geht, wie dazu wohl der Film aussehen könnte. Und beim Buch “Drecksau” von Irvin Welsh war auch das die landläufige Meinung, wenn eine Verfilmung ins Gespräch kam. Und nicht ohne Grund, immerhin benutzte Welsh hier einen besonderen erzählerischen Kniff, indem er mit zunehmender Dauer des Romans immer öfter einen Bandwurm zu Wort kommen ließ, der es sich im Körper des Hauptprotagonisten gemütlich gemacht hatte. Wie um alles in der Welt sollte man so etwas in Bildern plausibel darstellen, fragte auch ich mich also, nachdem ich gehört hatte, dass nun definitiv eine Verfilmung kommt. Regisseur John S. Baird sah sich ebenfalls vor eben dieses Problem gestellt und löste es nicht perfekt, aber doch zufriedenstellend. Der Wurm kommt zwar minimal kurz vor, wäre mir aber ohne Kenntnisse des Romans wahrscheinlich gar nicht groß aufgefallen. Dafür übernimmt ein kauziger Psychiater (klasse gespielt von Jim Broadbent) die Rolle der surrealen Gedankengänge vom Hauptdarsteller Bruce Robertson, der aber im Gegensatz zum Bandwurm im Buch, kein eigenständiges Denken entwickelt. Auch andere Bereiche wurden aus dem Buch etwas abgeändert, wie zum Beispiel Amsterdam gegen Hamburg ausgetauscht, was ich jetzt aber nicht sonderlich schlimm fand. Lediglich der Schluss hat mich etwas gestört, denn der ist im Buch doch nochmal eine ganze Spur böser geraten. A propos böse, im allgemeinen ist der Roman deutlich derber und härter, aber dass man das nicht alles eins zu eins übernehmen konnte, war klar. Das soll aber nicht heißen, dass Bruce im Film ein Engel ist, Drecksau passt immer noch ganz gut!:-) Im Allgemeinen haben sich die Macher nämlich doch einiges getraut und sind wenige Kompromisse eingegangen.

Aber das nur mal vorweg für die Buchkenner und auch da sage ich, man kann einfach nicht alles haben! Vor allem nicht, wenn der Rest des Films so klasse ist und einfach richtig Spaß macht. James McAvoy ist im Nachhinein für mich wirklich die perfekte Besetzung der Rolle des unfassbar gemeinen und widerwärtigen Bruce und das hätte ich nach seinen bisherigen Filmen eigentlich nicht gedacht. Weltklasse wie er die verschiedenen und immer extremen Facetten spielt. Aber auch die anderen Schauspieler wie Jamie Bell, der schon erwähnte Jim Broadbent, Eddie Marsan und die Frauenrollen im Film sind erste Sahne. Gut finde ich es übrigens auch, dass McAvoy immer wieder direkt in die Kamera spricht und so uns als Zuschauer bei seinen kranken und perversen Spielereien förmlich zu Komplizen macht.

Der Soundtrack, der ja bei der bisher (und für mich immer noch) mit Abstand besten Irvin Welsh – Verfilmung Trainspotting unglaublich gut ist, gefällt mir bei Drecksau auch wirklich sehr gut. Es kommen viele Lieder und die sind verdammt cool und passen perfekt zu den jeweiligen Szenen. Auch damit konnte der Film voll bei mir punkten.

Insgesamt war ich nach meiner Skepsis aufgrund der schwierig umzusetzenden Buchvorlage sehr positiv überrascht. Drecksau überzeugt mit perversen, witzigen und dramatischen Momenten, ist nicht eine Sekunde langweilig und hat dazu noch richtig gute Schauspieler zu bieten. Zarte Gemüter dürfte er ein bißchen verstören, denn einiges ist doch sehr derb und krank gestaltet. Dennoch glaube ich auch hier, dass diejenigen, die den Roman nicht kennen, noch ein Stück begeisterter sein werden. Von mir daher keine absolute Spitzenwertung, aber dennoch ist das ein Film, den ich mir sicherlich noch häufig mit Freude anschauen werde.


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