DÖW
Der Relaunch der Homepage ist ein guter Anlass das
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes
hier ins Herrgottswinkerl aufzunehmen.
Dazu einige persönliche Bemerkungen:
Wer sich Anfang der 70er Jahre als Jugendlicher für geschichtlichen Entwicklungen zwischen 1933 und 1945 interessiert hat, stieß häufig auf eine Mauer des Schweigens. Im Gegensatz zu heute war die Anzahl der einschlägigen Bücher auch noch relativ gering. Ich konnte für ein Geschichtsreferat damals gerade Dr.Kurt Zentners Illustrierte Geschichte des Dritten Reiches bekommen, um mich über die Grundlinien der Entwicklung zu informieren. Joachim Fests Wälzer "Hitler" war zwar ebenfalls gerade erschienen, aber ziemlich trocken und mehr Biografie als Geschichtsunterricht.
Da stieß ich erstmals auf das DÖW im Alten Rathaus in der Wipplingerstrasse. Die Dauerausstellung wäre nach heutigen Gesichtspunkten als extrem altmodisch zu bezeichnen, jedoch vermittelte sie einen guten Eindruck von den Strömungen, die sich damals in Österreich der "Heimkehr ins Reich" widersetzten.
Überdies konnte ein "Unterstufler" ganz zwanglos ein Gespräch mit einem Mensch führen, den man heute als Zeitzeuge bezeichnen würde.
Ich wurde ernst genommen, jedoch in keinerster Weise indoktriniert.
Selbstverständlich hielt sich im DÖW die Anzahl der politisch rechts stehenden in sehr engen Grenzen, aber im Vordergrund stand der Zugang zu Informationen.
Ich las dort stundenlang in den Prozessakten der Nürnberger Prozesse, konnte später, als ich Interviews mit ehemaligen KZ-Insassen führte, Dokumente einsehen, die ihre Angaben ergänzten, .... alles natürlich mit den Möglichkeiten eines Minderjährigen, aber ernstgenommen und informiert von den dortigen Mitarbeitern.
Ein nachträgliches Danke dafür, dass ich Jahrzehnte später allen, die meinten, dass man sich damals nicht informieren konnte, qualizifiert widersprechen kann.