Sängerin Dota Kehr veröffentlichte heute mit ihrer Band Dota, ehemalig Dota und die Stadtpiraten, ein neues Album. Moment, was? Ich würde jetzt nicht darauf schwören, aber ich glaube DOTA fasst all das irgendwie zusammen. Die Band heißt DOTA. Ende aus. Bei Spotify findet man allerdings alles der Band unter Dota Kehr, also nicht beirren lassen! Eins weiß ich jedenfalls sicher: Das neue Album der Band heißt »Die Freiheit«* und ist seit heute für die öffentlichen Ohren zugänglich.
DOTA – »In Freiheit«
Zwischen Tanz und Trübsal
Song »Raketenstart«
Ihr kennt die Band DOTA vielleicht schon von meinem #Wortkunst Revival! Ich stellte euch die Single-Auskopplung »Raketenstart« vor und erzählte euch von einem Zwiespalt: »Raketenstart« lädt von der ersten Sekunde an zum Tanzen ein. Man summt mit und kommt nicht um ein Fußwippen drumherum. Auch die ersten Zeilen des Songtexts sprechen erstmal nicht dagegen, sein Tanzbein zu schwingen. Raketen mag ja irgendwie jeder. Doch dann realisiert man, wozu man da eigentlich tanzt – Ein Apokalypse-Szenario, von dem sich nur die Reichen über Raketen retten können. Hmm… Vielleicht doch nicht so zum Tanzen geeignet, doch irgendwie hört der Rhythmus nicht auf, in den Gliedern zu kribbeln. Man kommt um ein ironisches Abfeiern des Songs nicht herum und muss wohl leider mit einem fetten Grinsen im Gesicht die Zeilen mitsingen:
»Wir hab’n die Katastrophe kommen seh’n
Und den Griff nach der Macht mit viel Witz kommentiert
Hatten geglaubt, dass das System sich selbst reguliert«
– DOTA in »Raketenstart«
Heute hat sich gezeigt, dass der Kontrast kein Zufall ist. Dieser irritierende Charakterzug zieht sich durchs ganze Album.
Song »Bunt und Hell«
Angefangen mit dem ersten Song »Bunt und Hell«: Der Songtitel lässt einen freudige Zeilen über irgendwas Buntes und Helles erwarten, doch am Ende handelt das Lied von der hässlichen und lauten Stadt. Doch zart und flott zieht Dota Kehr aus dem offensichtlich so Negativen das Bunte, Helle, Leise und Schöne. Ich liebe den vorsichtigen und melancholische Stil des Songs und mag, wie in offensichtlich allem Hässlichen auch was Schönes stecken kann – »Ich hab’s funkeln sehn.«
Song »Prinz«
In »Prinz« besingt Dota Kehr trocken, rational und gleichgültig die offensichtliche Tatsache, dass irgendwo ein Traumprinz auf sie wartet. Logisch dabei, dass sie nicht alleine auf ihn warten möchte. Am Ende sind vielleicht einfach alle Beziehungen nur ein Zeitvertreib und man wartet sein Leben lang auf den Richtigen.
Song »Zwei im Bus«
»Zwei im Bus« ist ein Song, bei dem man aus zwei Gründen genau hinhören sollte. Zum einen wird ein wichtiges Thema besungen und zum anderen wird eine Geschichte mit Witz erzählt. Ich musste wirklich manchmal laut loslachen, doch am Ende habe ich über ein tatsächlich Problem gelacht. Wie reagiert man auf rassistische Witze? Und wie gehe ich mit diesem rassistische Witze reißendenden Menschen um?
»Bleib ich jetzt höflich… hmmm… oder scheiß ich auf höflich… hmmm…«
»Vielleicht komm’n ein paar Freunde von ihm,
sitzen auf dem Sofa, essen Kekse, neigen zu Gewalt«
»Wie diskriminiert man jetzt korrekt diesen Rassist, das heißt, wenn er einer ist und woher weiß man das mit Sicherheit?«
»Ist ein Witz nur ein Witz oder wirklich ein Problem?«
– DOTA in »Zwei im Bus«
Zwischen »Zwei im Bus« und »Orte«
Ironie wird in »Die Freiheit« groß geschrieben, aber es geht hin und wieder auch straight und direkt. Im Title Track zum Beispiel braucht es gerade mal 1:17 Minuten und 3 Sätze, um eine klare Botschaft zu übermitteln. Echt voll deep.
»So viel Freiheit, ich bin überfordert.
Was mach‘ ich daraus?
Ich such mir einen Yogalehrer, der mir sagt, wann ich einatmen soll
und wann aus«
– DOTA in »Die Freiheit«
Zwischen den Zeilen
Unterm Strich lässt DOTA einen zu Apokalypse-Szenarien tanzen und zu Rassismus-Problemen lachen. Als würde die Band uns mit ihrer Musik austricksen und durch ihre Ironie und clever gewählten Widersprüchen zum Nachdenken anregen. Letztendlich kann ich davor nur meinen Hut ziehen, denn ich durchlebe sämtliche Stimmungen, Gefühle und Gedanken beim Hören von »Die Freiheit«* und bin auch irgendwie ein wenig überfordert.
© Titelbild: Annika Weinthal
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