Dortmund nimmt sich eine Auszeit: "Tatort: Schwerelos"

Dortmund nimmt sich eine Auszeit: Es ist ein Tatort der Auszeiten. Der Dortmunder Stamm-Drehbuchautor Jürgen Werner nimmt sich eine, Haudrauf-Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann) ist diesmal seltsam ruhig unterwegs – und Thomas Arnold als Rechtsmediziner Jonas Zander hat still und heimlich wohl ausgedient. Doch damit nicht genug. „Schwerelos“ ist auch eine Ausgabe vom Suchen und Finden.

Dortmund nimmt sich eine Auszeit:

© WDR/Thomas Kost

Aylin Tezels Kommissarin Nora Dalay sucht in der Luft beim Base-Jumping ihr Heil und die Flucht aus ihrem tristen After-Beziehungsalltag. Sie hatte jüngst abgetrieben, ein mit Kollege Kossik (Stefan Konarske) gezeugtes Kind. Wie gut, dass Kommissarin Bönisch (Anna Schudt) ebenfalls auf der Suche ist. Im Krankenhaus fragt sie, ob man ihren vermissten Sohn dort gefunden hat. Zufälligerweise wird zeitgleich ein schwer blutender Mann eingeliefert. Leo Janek ist dem Tode geweiht, er war Base-Jumper und schwer abgestürzt. Wie sich herausstellt: Der Vater eines 8-jährigen Sohnes wurde Opfer einer fiesen Herumschnibbelei an seinem Fallschirm. Wer war's? Einer seiner Base-Jumping-Freunde (Albrecht Schuch, Merle Wasmuth), der Schwager (Constantin von Jascheroff) oder doch seine Frau (Inez Björg David)? Schulden, Eifersucht, Motive gibt’s genug – nur Spannung sucht man in „Schwerelos“ vergebens.
Das liegt vor allem daran, dass Autor Benjamin Bräunlich und Regisseurin Züli Aladag den Fall im Kreis drehen lassen und die leidenden Kommissare in den Fokus stellen. Bereits zu Beginn wird klar: Krimi gibt’s keinen, stattdessen viel Drama. Bönisch sucht im Krankenhaus, Faber spielt nachts alleine Tennis, Kossik haut sich in einer Disco die Hucke voll, um Ablenkung zu finden. Statt Mord drücken die Macher auf die Tränendrüse. Später steigt Dalay mit einem der Verdächtigen nicht nur aus einem Flugzeug mithilfe eines Fallschirms ab, sondern auch noch mit ihm in die Kiste. Bönisch bleibt tränenüberströmt mitten auf der Straße stehen, und Kossik wird derweil verrückt vor lauter Eifersucht. Der Fall, dessen Ausgang nicht überrascht, spielt nur im Hintergrund und liefert bloß den Rahmen. Den muss es ja einfach geben, ist ja ein Tatort. Dalay lächelt dann nach ihrem Fallschirm-Sprung sogar. Und ist auch schön für die Optik: Mit einem breitflächig inszenierten und ausgebreiteten Fallschirm-Sprung kann man eben auch gut Sendezeit füllen. Gebraucht hätte es den nicht.

Dortmund nimmt sich eine Auszeit:

© WDR/Thomas Kost


Und Faber? Der sonst so Schimanski-ähnliche Poltergeist kümmert sich diesmal rührend um den achtjährigen Sohn des Toten. Als die Maschinen im Krankenhaus abgestellt werden, nimmt er ihn auf den Arm und tröstet. Der achtjährige Martin hat ein Baumhaus im Garten gebaut, sein Vater wollte mit ihm auch mal Fallschirm springen – aber er tat es nie. Da erzählt ihm Faber, dass auch seine Tochter mal so ein Bauhaus hatte. Eine schöne Szene.Auch diese ruhige, einfühlsame Seite des Peter Faber überzeugt – weniger überzeugend dagegend ist die Szene später, wo auch er nochmal auf die Tränendrüse drückt. Da sitzt er auf dem Sofa der Witwe und erzählt von seiner toten Familie. Das soll wohl emotional mitreißen, aber es nervt. Ja, wir wissen's: In Dortmund herrschen jetzt auch Rostocker Verhältnisse.
"Meine Tochter hatte auch mal so ein Baumhaus."
Was sich Werner in seinen bisherigen fünf Fällen mühsam aufgebaut hat, die Schicksale der Kommissare wie in amerikanischen Serien horizontal weiter entwickelt, das baut Bräunlichs Buch nicht weiter aus. Die Geschichten münden diesmal in einem einzigen emotionalen Chaos und drehen sich ebenfalls im Kreis. Während Werner Fall und Kommissare nebeneinander klug konzipiert ablaufen ließ, entscheidet sich Bräunlich für die falsche Variante. Das ist zu viel privates Kommissars-Drama, zu wenig Krimi.

Dortmund nimmt sich eine Auszeit:

© WDR/Thomas Kost

Und da die zu kurz kommenden Gags, die bislang Gang und Gebe waren in der Ruhrpott-Metropole, diesmal nicht einmal mehr zünden wollen, ist „Schwerelos“ der falsche Titel. „Schwermütig“ hätte besser gepasst. Hoffentlich eine einmalige Auszeit der guten Unterhaltung.  
BEWERTUNG: 4,0/10Titel: Tatort: SchwerelosErstausstrahlung: 03.05.2015Genre: KrimiRegisseur: Züli Aladay
Darsteller: u.a. Jörg Hartmann, Anna Schudt, Aylin Tezel, Stefan Konarske, Inez Bjoerg David, Constantin von Jascheroff

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