Dornenvögel

706481_web_R_by_Waldili_pixelio.deKeine Angst, das wird jetzt kein biologischer Vortrag. Wer hätte das auch schon von mir erwartet? Unwahrscheinlicher wäre es nur noch, wenn ich etwas über Chemie oder Physik schreiben würde. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich so gar keine naturwissenschaftliche Begabung besitze? Nein, was ich meine, ich habe an den Feiertagen „Die Dornenvögel“ gesehen, mal wieder nach zig Jahren. Und es war schon witzig für mich, das nach einer Zeit noch mal zu sehen, weil ich das als Kind oder im Jugendalter öfters mal gesehen habe. Kommt es mir nur so vor oder liefen damals sämtliche Filme in einer Art Dauerschleife? „ET“ da, „Vom Winde verweht“ hier, zu allen möglichen Feiertagen immer dasselbe. Es gehörte schon irgendwie dazu als eine Art Highlight der Feiertage.

Aber zurück zum Film, ich fand ihn früher wohl ganz toll, so verboten und lang, ja ich glaube lang beschreibt es am besten. Im Nachhinein, nicht dass ich Pater Ralph de Bricassart jemals attraktiv gefunden hätte, damals war ich vielleicht zu jung und jetzt vielleicht nur zu reif. Aber schauen wir uns mal die inneren Werte an und da hat er jetzt nicht ganz so viel zu bieten. Im Grunde ist das ein Mann, der sich nicht entscheiden kann, das gibt er auch zu. Alternativ betrachtet, was hätte er denn gemacht? Schließlich hat er lange Zeit studiert ohne etwas gelernt zu haben oder andersrum nicht gelernt, obwohl er viel studiert hatte. Und ich glaube auch gesellschaftlich wäre das nicht ganz so günstig angekommen, wie man sich das vielleicht wünschen würde, wenn man so eine große Liebesgeschichte liest oder sich anguckt. Ich habe übrigens das Buch nicht gelesen, vielleicht werde ich das auch noch tun.

Was ich persönlich noch viel interessanter fand als die Liebesgeschichte, war die Entwicklung beziehungsweise das Verhalten, die Motivation der weiblichen Hauptfigur. Warum hat sie sich in einen Priester verliebt? Und meine Erklärung war persönlich, dass ich glaube, sie hat Liebe gesucht und sie war aber auch daran gewöhnt, dass man die Liebe zwar sucht, aber sie niemals erhält. Und deshalb musste es ein Priester sein, weil er nicht in der Lage war, ihr diese Liebe zu geben so wie die Liebe ihrer Mutter, die sie auch nicht hatte. Warum konnte die Mutter ihr die Liebe nicht geben? Vor allem besonders gruselig fand ich, dass es sich schon anbahnte, dass diese Verachtung oder Ignoranz der eigenen Tochter gegenüber sich schon in der nächsten Generation bemerkbar machte. Da konnte ich es ehrlich gesagt noch eher nachvollziehen, weil diese Tochter die Tochter eines Mannes war, der einen enttäuscht und verlassen hatte, dass man vielleicht das Kind anstelle seines Vaters verachtete.

Und ich persönlich kann das nachvollziehen, wenn einer einen enttäuscht und dann hinterlässt er einem ein Kind, dann ist es ja unmittelbar mit ihm verbunden. Nichtsdestotrotz, vielleicht habe ich auch nur das große Glück, dass mein Kind furchtbar liebenswert ist, habe ich schon seit geraumer Zeit eigentlich von Beginn an meinen Frieden mit dem ganzen Thema gemacht. Gott sei Dank ist es eine eigenständige Person und deshalb kann ich das auch nicht wirklich nachvollziehen, dass man es schafft über jahrzehntelang die Tochter zu ignorieren. Was ich noch weniger nachvollziehen kann, dass man diese Ignoranz der Tochter gegenüber bringt, weil man es selber nicht im Leben geschafft hat, nicht das erreicht hat, was man wollte und enttäuscht ist. Und im Grunde hasste sich diese Frau selbst und ihre Tochter dafür, dass sie sie an sich selbst erinnert und man prinzipiell davon ausgeht, dass sie die selben Fehler machen wird. Aber hätte sie das getan, wenn sie mehr Unterstützung von ihrer Mutter erfahren hätte?

Unterstützen sich Frauen prinzipiell so wie sie sich unterstützen könnten? Ich habe manchmal das Gefühl, dass der größte Druck auf eine Frau nicht von Männern kommt, sondern von der Gemeinschaft der Frauen an sich. Das bezieht sich auf die Qualitäten des Mutterdaseins oder Beruf und Haushalt unter einen Hut zu bringen. Ich vermisse da die allgemeine Unterstützung für die, ist das jetzt richtig, Artgenossinnen. Man könnte doch so viel mehr erreichen, wenn man mehr zusammenhalten würde. Und umso schockierender finde ich das, wenn der Druck von der eigenen Mutter aufgebaut wird.

Über Mutter-Kind-Beziehungen gibt es eine Menge zu sagen, speziell über Mutter-Tochter-Beziehungen und speziell könnte ich auch noch einiges erzählen. Zur Zeit möchte ich das noch nicht, über einige Sachen möchte man sich vielleicht noch bewusster werden und ich mache das eigentlich auch ganz gerne, dass ich Sachen andeute und nicht benenne. Man darf also gespannt sein. Angeblich lebt ja „Dornenvögel“ nicht von der Mutter-Tochter-Beziehung, sondern eher von einer anderen Beziehung. Was haltet ihr von solchen triefenden Schnulzen?

(Foto: Waldili / pixelio.de)


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