Doppelte Dialektik

Nein, habe das Ganze vom Vortag nicht vergessen und habe nicht unbeirrt weiter trainiert. Ich habe letzte Nacht darüber sogar schlecht geschlafen. Wenn man im Keller ist, kann es nur durch eine Anstrengung wieder nach oben gehen! – Ganz im Gegenteil, aus These und Antithese wird nun eine neue Synthese, und zwar im doppelten Sinn!

Dialektik 1: Setup

Die These ist (war), dass ich mit den Border-Wurfarmen knapp zwei Jahre gut und erfolgreich geschossen habe. Die Antithese ist (war), dass ich in der Halle um gut viel Pfund abrüsten und auf einen konservativeres Setup umsteigen wollte. Um den Bogen mit den Border-Wurfarmen nicht umbauen zu müssen, wählte ich das Gillo-Mittelteil mit den schwächeren OK-Wurfarmen und der schwerfälligen 20-Strang-Sehne.

Tun muss ich was, denn mit 541 bei der Vereins- und mit 534 Ringen bei der Kreismeisterschaft will ich mich nicht zufrieden geben. – Heute im Sonntagstraining nehme ich  meinen “Draußen”-Bogen und schaue, ob sich etwas anders anfühlt. Vielleicht ist doch etwas am Hallenbogen, das im Wettkampf nicht so gut funktioniert. Die Griffschale, die Wurfarme oder vielleicht auch die Pfeile …

Und ja, das Vormittagstraining zeigt mir, dass ich mich mit den Border-Hex6-Wurfarmen und dem Jager-Griff doch viel wohler fühle. Die Border sind vorne knuffiger, aber im Ankerbereich feiner zu dosieren, während die OK vorne leicht zu ziehen sind, nach hinten aber einfach nur fester werden. Und der Jagergrip gibt einen stabileren Druckpunkt in der Dauenwurzel. Insgesamt gibt mir diese Kombination so eine bessere Rückmeldung über die Qualität des Schussaufbaus.

Ich nutze zum Testen den eingeschossenen Bogen mit dem PSE-X-Factor-Mittelteil und schieße darauf die bisherigen  VAP-700-Pfeile und einen kürzlich gebraucht gekauften Satz ACC-680. Die ACC machen wegen des höheren Eigengewichts einen ruhigeren Eindruck. Nach kurzem, minimalem Tuning passen die ACC wunderbar. Also keine Gefahr, die Grundeinstellung für den 3D-Saisonstart im April zu ruinieren!

Die Synthese ist, dass ich doch wieder mit den Border-Wurfarmen schießen werde. Das ist jetzt aber keine Entscheidung gegen das Gillo-Mittelteil, nur werde ich mir dafür erst einmal einen Jagergrip bestellen, bevor ich in den Winterferien die Border-Wurfarme darauf montieren kann. Diese Kombination hätte den Vorteil, dass ich darauf die etwas dickeren Aurel-Agil-Pfeile abstimmen könnte, die ich wiederum auch für 3D nehmen könnte. Somit erhöhe ich sukzessiv meine Optionen und kann mich über die Winterferien für das finale Setup zur Landesmeisterschaft entscheiden.

Dialektik 2: Stil

Zusätzlich zum Setup des Bogens fälle ich eine weitere Entscheidung: Ich werde meinen Schießstil noch einmal ändern! Dies betrifft insbesondere den Stand und daraus hervorgehend die Haltung des Oberkörpers. – Warum?

Beim Training der letzten Wochen und auch beim Vorschießen zur Kreismeisterschaft habe ich den geschlossenen Stand geschossen. Das ist im Training sehr stabil, aber auch hier haben sich an längeren Trainingsabenden deutliche Schwächen in der Stabilität des Bogenarms gezeigt. Grund ist der zur Rückenlinie abgewinkelte Bogenarm im Endauszug und die daraus hervorgehende Belastung der Oberarm- und Rückemuskulatur.

Anlass dieser Neubetrachtung ist mir das zur Leihe vorliegende Buch “Der häretische Bogenschütze” von Vittorio und Michelle Frangilli. Er vertritt darin im Wesentlichen dieselbe Theorie wie Kisik Lee, nämlich, dass der geöffnete Stand eine deutlichere Kraftorientierung ermöglicht.

Nachdem heute die Neuauswahl des Bogens recht schnell von statten geht, probiere ich dies damit aus: Rechter Fuß parallel zur Schießlinie, linker Fuß mit ca. 45° Öffnung leicht zurück gestellt, etwa so, dass ein rechtwinklig zum rechten Fuß zum Ziel zeigender Pfeil an der Fußspitze des linken Fußes vorbei läuft. Sodann eine Ausrichtung des Schultergürtels in Richtung des Ziels bei gleichzeitiger Aufrichtung des Oberkörpers. Durch die so erfolgte leichte Körperdrehung komme ich in eine leichte Vornüberlage, die es mir erlaubt, die Rückenlinie in eine stärkere Flucht mit dem Bogenarm zu bringen. Dabei gestattet mit der hohe Jagergrip diese Haltung besser als der massige Gillo-Griff.

Durch diese Änderung verlängert sich mein Auszug sogar auch noch einmal um 0,5 cm und ich bekomme ein stärkeres Stabilitätsgefühl als vorher. – Ja, es wäre einen dauerhaften Versuch wert! Jetzt, wo ich zweimal deutlich schlechter als erwartet geschossen habe, wird es Zeit, mich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel zu ziehen.

Wieder zuhause fällt mir beim Um- und Aufräumen auf, dass ich die im letzten Jahr geschossenen und seinerzeit als etwas zu lang weggelegten Navigator 610 mit schwerer Combo-Spitze auch wieder schießen könnte. So also kommt eine Lösung zurück, die einstmals ausgeschlossen wurde – Quasi sogar nun als eine doppelte Dialektik!


wallpaper-1019588
Mit Kindern über gleichgeschlechtliche Liebe reden
wallpaper-1019588
[Comic] Seven Sons
wallpaper-1019588
Momentary Lily: Original-Anime angekündigt
wallpaper-1019588
LUCK LIFE: Band feiert Europapremiere auf der Connichi