Doppelbelichtung – Spielerei oder künstlerische Ausdrucksweise?
Fotografie wäre gut und schön, wenn es nicht so viele Abbildungsmöglichkeiten gäbe. Diesen Satz sagte mir einmal ein nicht ganz unbekannter Fotograf vor ein paar Jahren. Der Abend war angefüllt mit einer mächtigen Menge hochgeistiger Getränke und ich dachte zunächst, es wäre reine Koketterie. Etliche Jahre später wurde mir dann bewusst, wie ernst die Bemerkung gemeint war. Es gibt tatsächlich sehr, sehr, sehr viele Möglichkeiten der Abbildung. Eine davon ist die Doppelbelichtung.
Fotografisch gibt es bei mir immer wieder Phasen. Festlegen will ich mich nicht. Oberflächlich betrachtet, mach ich mal das Eine und dann wieder etwas anderes. Mir macht es Spaß, in allen möglichen Töpfen herum zu rühren. Das kennt man ja schon. Einer dieser Töpfe ist die Doppelbelichtung. Aber ist das nur eine Laune, eine Spielerei oder mehr? Und da ich ja auch immer wieder auf die Kunst zurück komme, stellt sich noch die Frage nach der künstlerischen Ausdrucksweise der Doppelbelichtung.
Was kann eine Doppelbelichtung ausdrücken?
Interessant finde ich die Möglichkeiten der Doppelbelichtung. Da wird quasi auf einem Stück lichtempfindlichem Material mehrfach etwas abgebildet. Das hat zunächst einmal seinen eigenen Reiz. Aber wenn man das dann zehn oder zwanzig Mal gemacht hat, wird es langweilig. Dann kommt der Punkt, an dem man mit den mehrfachen Bildern auf einem Bild etwas sagen will. Wer jetzt nicht ganz träge im Kopf ist, wird sich schnell mit dem befassen, was ausgedrückt werden kann. Da ich ja Geschichten in Bildern mag, will ich mit der Doppelbelichtung eine Geschichte erzählen. Das ist mein Grund, warum ich Doppelbelichtungen macht. Andere Fotografen haben andere Gründe … ich stehe eben das Story Telling.
Ist Doppelbelichtung Kunst oder doch nur Ausdrucksweise?
Ich werde häufig angegriffen, wenn mir der Kunstgedanke in der Fotografie durch den Kopf schießt und ich es auf meinem Blog diskutiere. Es ist eben so, dass eine Menge Fotografen nichts mit Kunst anfangen können. Dann ist es eben so … ich kann niemanden zur Kunst bekehren oder gar zum Kunstverständnis zwingen. Ganz ehrlich, ich bin mir bei so manchen Sachen auch nicht ganz sicher, ob mein Kunstverständnis jeder Überprüfung stand hält. Egal, da mir das Erzählen von Geschichten sowieso mehr am Herzen liegt, als die Verteidigung der Kunstsache, ist die Kunstdiskussion also kein Thema.
Ich will etwas ausdrücken, etwas sagen. Mit dem folgenden Bild scheint es gelungen zu sein. Eine Frau. Sie geht die Treppe herunter. Ihre elegante Bewegung wird deutlich sichtbar. Es wirkt wie eine Zeitlupe, jedoch auf einem Bild und nicht in einer Bilderstrecke. Doppelbelichtung.
Mit Doppelbelichtungen mehr zeigen
Fotopuristen werden Bilder dieser Art ablehnen. Augenmenschen, die mit Neugier ihre Welt ergründen, gefallen Bilder dieser Art wahrscheinlich. Und ich bin sehr glücklich, dass jeder Mensch anders ist. Was dem einen gefällt, ist dem anderen Bildbetrachter nichts wert. Es lebe der Unterschied. Hier komme ich wieder zur Bemerkung des eingangs erwähnten Fotografen zurück. Fotografie wäre gut und schön, wenn es nicht so viele Abbildungsmöglichkeiten gäbe. Oder man lässt sich auf das Spiel ein und nutzt die vielen Möglichkeiten. Die Doppelbelichtung ist eine davon …