Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Meine Liebe zu Doom begann im Jahr 1997, etwas ungewöhnlich, auf der Playstation 1. Ich kannte das Spiel natürlich bereits vorher, habe ich es doch öfter bei meinem Kumpel auf dem PC des größeren Bruders gespielt. Aus heutiger Sicht können jüngere Zocker nicht mehr so ganz verstehen, was an Doom damals so „krass" war. Die Gewaltdarstellung wirkt für die heutige Zeit schon ziemlich seicht, was auch die Streichung vom Index und die neue USK16 Freigabe von offizieller Seite bestätigt. Damals war das Genre jedoch neu und Doom setzte absolute Maßstäbe in Sachen Optik und Gameplay. So war es also auch um mich geschehen und ich spielte Doom rauf und runter. Sogar meine Freunde schauten damals gerne zu. Runs auf Nightmare oder Ultra Violence mit der Pistole only waren damals klassische Unterhaltung im Freundeskreis. Lange Zeit war es dann still um das Franchise. Nach Doom 64 dauerte es einige Jahre ehe Doom 3 für den PC erschien und mich persönlich etwas im Regen stehen ließ. Irgendwie war das nicht mehr mein Doom. Klar, ich mochte es natürlich trotzdem, aber so ein richtiger Knaller war es eben nicht. Dann 2016 kam der Reboot, der schlicht auf den Namen Doom hörte. Und man, war das eine Offenbarung und zur Schaustellung dessen, was bei so vielen heutigen modernen Shootern schiefläuft. Statt hunderter seelenlosen gegnerischen Soldaten, waren die Dämonen in Doom fast schon sowas wie kleine Zwischenbosse. Jetzt endlich, fast vier Jahre später, kommt mit Doom Eternal der langersehnte Nachfolger. Ich war (und bin) Feuer und Flamme und fasse für euch zusammen, wieso ihr Doom Eternal unbedingt spielen müsst.

Neuer Name - Alter Typ

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Überraschend dürfte für viele Fans zuerst einmal der Umfang der Geschichte des Spiels sein. 2016 war die Meinung der Jungs bei ID zu einer allzu ausgeklügelten Geschichte in Doom noch eher anders. Diese Ansichten haben sich mit Doom Eternal wohl aber scheinbar geändert. Das Spiel setzt seine Handlung nahtlos nach dem Cliffhanger des Vorgängers fort. Zumindest fast. Nach der Gefangennahme am Ende 2016, erwacht ihr nun als Spieler in eurem schicken Doomslayer Eigenheim - dem Fortress of Doom. Aus dieser schwebenden Raumfestung heraus plant unser wortkarger Held nun also die Operation „Rettung der Menschheit". Dafür geht er nicht nur sprichwörtlich über Leichen, sondern eher über Berge aus Leichen. Puristen mag dieser Umstand vielleicht stören, ich persönlich fand es eher interessant, wie die ganze Thematik und Vergangenheit des Doomslayers im Spiel beleuchtet wird. Die vermeintlichen Engel der Trailer sind in Wirklichkeit die Mayker-Rasse, die vor sehr langer Zeit einen unheiligen Pakt mit den Dämonen der Hölle geschlossen haben um Argentenergie zu gewinnen. Dafür liefern sie unsere schöne Erde nun an die Höllendämonen aus, da Argent nur gewonnen werden kann, wenn man vorher fleißig Seelen erntet. Es kommt wie es kommen muss. Unser titelgebender Held ist damit gar nicht einverstanden, setzt sich über alle Anweisungen hinweg und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen. Wen das alles nicht interessiert, der überspringt die Sequenzen einfach.

Der Doomslayer macht keine Gefangenen

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

In den kommenden 13 Missionen geht es ordentlich zur Sache. Bereits auf den eigentlich einfacheren Schwierigkeitsstufen geratet ihr so manches mal ordentlich ins Schwitzen. Gerade der Start des Spiels ist wegen der limitierten Waffenauswahl auch leider etwas zäh. Bis ihr alle wichtigen Ballermänner zusammengesammelt habt, vergehen im Grunde vier bis fünf Missionen. Aber keine Sorge, um alles fertig zu sammeln oder die Challenges in den Missionen zu meistern, könnt ihr aus eurer Festung heraus jedes Level erneut und mit aktueller Ausrüstung neu spielen. Im Laufe des Spiels verbessert ihr nämlich so gut wie alles an Ausrüstung was ihr bei euch tragt. Die Waffen verfügen auch wieder über zwei Mods, die ihr jeweils zwei Mal mit den aus Kämpfen erhaltenen Punkten verbessern und anschließend mit einer Meisterschaftsherausforderung abschließen könnt. Nehmen wir als Beispiel die schwere Kanone mit dem Mikroraketenwerfer-Mod. Nach der Freischaltung der ersten beiden Verbesserungen aktiviert sich die Meisterschaft, schließt ihr diese ab (Tötet 50 Gargoyles mit Mikroraketen) könnt ihr unendlich der kleinen Raketen verschießen. In der Grundform und ohne Verbesserungen sind es lediglich acht und die Waffe muss eine Weile aufladen. Man sollte sich also darum bemühen zumindest die Lieblingswaffen ordentlich zu pimpen, da man später im Spiel sonst öfter die Radieschen von unten zählen wird.

Arenakämpfe - Die spinnen doch, die Römer

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Im Kern wandert ihr in den Missionen von Arena zu Arena. Zwischendrin erscheinen zwar auch mal Feinde, aber lange nicht in so großer Anzahl und Hektik. Bei einigen Spielern sorgen eher die etwas häufigen Sprungpassagen Zwischendurch für Unmut. Mich persönlich haben sie nicht sonderlich gestört, ich muss aber auch sagen, dass sie etwas deplatziert in so einem Spiel wirken und beim nächsten Teil auch ruhig wieder verschwinden können. Das wichtigste bei Doom sind halt die Kämpfe. Durch magische Barrieren seid ihr also bei Auseinandersetzungen immer in einem Areal eingesperrt. Dieser dient dann in den nächsten Minuten als Abenteuerspielplatz der besonderen Art. In Kombination mit dem Doppelsprung, festinstallierten Hangelstangen und dem Doppeldash fliegt ihr mit einem Affenzahn durch die Kämpfe. Mobilität und Flexibilität sind in Doom Eternal der Schlüssel zum Sieg. In anderen Shootern nerven euch Gegner mal mit Beschuss und ihr lugt zwischendurch mal hinter eurer Deckung hervor um auch mal zurück zu feuern. In Doom Eternal wollen euch die Dämonen umbringen. Das wollen sie wirklich und das versuchen sie auch wirklich ernsthaft. Selbst schwächere Dämonen wie der Imp oder der neue Gargoyle können euch gefährlich werden und viel Schaden verursachen, wenn ihr nicht aufpasst oder alles im Blick behaltet. Auch wenn es vielleicht nicht so wirkt, so erfordert das Spiel eine große Portion Taktik. Die Entwickler beschrieben das Kampfsystem mal als brutales ultraschnelles Schach - Recht haben sie.

Des einen Freud ist des anderen Leid

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Jeder der zahlreichen Dämonen hat eigene Schwachstellen und reagiert demnach allergisch auf bestimmte Waffen. In all der chaotischen Hektik überlegt ihr also permanent welchen Feind ihr nun mit welcher Waffe als nächstes angeht. Dabei setzt euch das Spiel herrlich unter Druck (wenn ihr drauf steht). Nahkämpfer, wie die Hellknights verfolgen euch penetrant auf Schritt und Tritt und von überall prasseln Geschosse auf euch ein. Einige der Dämonen haben neuerdings zudem besonders fiese Waffen und Geschütze, die man mit einem Gezielten Schuss unbedingt zerstören sollte. Wer die neuen Arachnotrons kennt, weiß wovon ich rede. Neue Dämonen bekommt ihr natürlich auch zu Gesicht: Der Doom Hunter ist ein riesiger halber Schwebepanzer mit einem Schutzschild und etlichen Raketenwerfern. Der Marauder ist ein ehemaliger korrumpierter und besessener Night Sentinel, der in seiner Kampfweise dem Slayer sehr ähnelt und zu den schlimmsten Feinden im Spiel gehört. Gänzlich umstellen muss man sich mit der Einteilung der Munition. War die Kettensäge in Doom 2016 noch so etwas wie der Retter aus Not, ist er bei Eternal ein ständiger Begleiter. Munition ist im Spiel nämlich eher rar, weshalb ihr öfter einen niederen Dämon mit der Säge stutzen solltet, da diese eure Vorräte wieder ordentlich aufstocken. Beim Thema Rüstungsbonus sieht das übrigens ähnlich aus. So hat der Slayer seinen Anzug mit einem Flammen -und Granatwerfer ausgestattet, wobei angezündete Feinde wie zappelnde Weihnachtskerzen Rüstungsteilchen für euch in die Gegend spritzen. Die Kämpfe in Doom Eternal sind also eine Art Ballett der Gewalt und Zerstörung - jedenfalls so lange bis etwas schiefgeht.

Die Hölle wirft euch alles entgegen

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Und das wird es öfter. Doom Eternal ist schwer. Klar, es sei denn man spielt auf easy. Aber im Kern ist das Spiel schwer. Spätestens ab der Hälfte, wenn ihr alle Waffen besitzt und die Entwickler davon ausgehen, dass ihr euren Anzug entsprechend aufgelevelt habt, werdet ihr euch in den Arenen ab und zu die Augen reiben. Was dort teilweise aufgetischt wird, ist schon hart an der Grenze. Besonders die Slayer Gates haben es in sich. In sechs Missionen gibt es sogenannte Himmelsschlüssel zu finden, mit denen sich kleine extra Missionen innerhalb eines Levels starten lassen. Habt ihr alle sechs geschafft, winkt euch mit dem Mayker die letzte ultimative Waffe. Vor dem Finale erhaltet ihr übrigens noch einen Hinweis, dass ihr euch vorbereiten solltet. Jetzt ist der Zeitpunkt, nochmal die Missionen zu wiederholen um fehlende Upgrades zu besorgen. Euren Anzug könnt ihr in verschiedenen Kategorien mit Prätorianermarken hochleveln. So verbessert ihr beispielsweise eure Eis -und Splittergranaten, erleidet keinen Schaden durch Explosionen oder deckt alle Geheimnisse der Karte auf. Es ist fast schon zu viel, was es alles zu finden gibt. Mit Kristallsplittern verbessert ihr eure Gesundheit, Rüstung oder Munitionsvorräte und schaltet gleichzeitig wieder kleine Perks frei. Zuletzt gibt es noch über zehn verschiedene Runen, von denen ihr jeweils drei aktivieren könnt, die euch wieder Boni passend zu eurem Spielstil geben. Die Glorykills sind nun noch abwechslungsreicher und bringen euch wertvolle Lebensenergie zurück, was angeschossene und taumelnde Gegner quasi zu einer Ressource werden lässt.

Das Spiel ist ungewöhnlich schön

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Die Überschrift mag jetzt erst einmal verwirren. Damit gemeint ist jedoch schlicht und einfach die vielen verschiedenen Ortschaften die ihr zu Gesicht bekommt. Dämonisch zerstörte Städte auf der Erde, alte mittelalterliche Burgruinen eurer Vorfahren, futuristische Hightech Raumstationen anderer Zivilisationen oder eben auch die schlichte brennende Hölle. Die Designer schicken euch in abwechslungsreiche und einfach schön anzusehende Missionen und durchbrechen damit ein wenig das Gefängnis aus den sich wiederholenden Umgebungen des Vorgängers. Mick Gordon liefert auch bei Doom Eternal wieder den Soundtrack. Und der knallt ebenfalls wieder direkt in den Schädel. Die Mischung aus harten Metalriffs und Synthesizer treiben euch in den Arenen zusätzlich das Blut durch die geschwollenen Adern. Auf der Xbox One X läuft das Spiel zu jeder Zeit sehr flüssig mit 60 Bildern pro Sekunde und gibt das Bild meist in 4K Auflösung aus. Euer Fortress of Fear ist zudem ein schöner Ruhepool, den es ebenfalls zu erforschen gilt. Hier verstecken sich allerhand Easter Eggs und schöne Sammlungen aus den besten Soundtracks der Firmengeschichte sowie zahlreiche Background Elemente des Slayers an sich.

Einer gegen Alle und Alle gegen Einen

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Doom Eternal wäre nicht eine Art Revolutionär, wenn es nicht auch den Multiplayerpart völlig über den Haufen werfen würde. Statt Standard Deathmatch und Co. haben sich die Entwickler auch hier etwas Neues einfallen lassen. Hier tragen nämlich immer nur drei menschliche Spieler ein Match aus. Einer schlüpft dabei in die Rolle des Slayer, während die anderen beiden die Rolle von Dämonen übernehmen. Das Ziel ist einfach: Die eine Seite muss die andere Seite vernichten. Unter den Superstars der Dämonen befinden sich Mancubus, Revenant, Archvile oder auch der neue Marauder. Als Dämon könnt ihr neben euren Hauptfertigkeiten auch zahlreiche kleinere Dämonen beschwören. Diese haben alle eine Abklingzeit, damit die Verhältnisse im Rahmen bleiben. Nach jeder Runde kann sich jeder Spieler eine Verbesserung aussuchen um seinen Charakter seiner Spielweise anzupassen. Wollt ihr mehr Leben, oder lieber mehr Munition nach einem Kettensägenmassaker? Ihr habt die Wahl. Nach Runde drei gibt es die letzten und besten Verbesserungen, dem Slayer winkt eine BFG9000 und die Dämonen haben Zugriff auf z.B. einen Baron of Hell. Der Spielmodus ist neu und anders und erfordert auch etwas an Eingewöhnung, weil man gerade als Dämon viele verschiedene Dinge beachten muss um den Slayer besiegen zu können. Anders herum hat man es als Slayer gegen zwei eingespielte Dämonengegner auch nicht leicht und kommt sich schnell etwas unterlegen vor.

Fazit:

Doom Eternal im Test – Ein Nerd sprengt den Mars

Doom Eternal ist die Fortsetzung die ich mir persönlich erträumt habe. Nach dem schon sehr geilen Doom 2016 hat es ID Software tatsächlich geschafft genau an den richtigen Schrauben zu drehen. Die Kämpfe sind eine ganze Ecke härter, fordernder, abwechslungsreicher und taktischer. Durch die Monkeybars, den Doppelsprung und den Dash ist man als Spieler noch flexibler in den Kämpfen und rennt, schießt und springt wie im Rausch durch die Dämonenhorden. Der Umfang wurde zudem auch deutlich erhöht, es gibt mehr zu sammeln, freizuspielen und aufzuwerten als das man es alles in einen Test schreiben könnte. Manche kritisieren die Sprungpassagen, von denen ich auch kein Fan bin, aber diese machen vielleicht 2 Minuten in einem Level aus, das eine Stunde lang dauert. Und den Rest der Spielzeit fühlt ihr euch genau so wie man sich als Doomslayer fühlen sollte. Wie eine unaufhaltbare Kampfmaschine vor der selbst die Hölle Angst hat. Dennoch ist stets Vorsicht geboten. Geraten einmal ein paar schwere Dämonen hinter euch, oder ihr macht andere Fehler, liegt auch mal eine Legende schnell im Dreck. Doom Eternal ist der Fingerzeig an das Shooter Genre, wie langweilig und schwerfällig man doch all die Jahre geworden ist. Und es zeigt woran sich viele Shooter in Zukunft orientieren sollten.


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