Immer wenn hier Donnerstags so gegen halb vier das Telefon klingelt, ist das meine Mutter. Sie hütet dann grad den Goldneffen, obwohl Donnerstags Omas freier Tag ist. Aber wenn die Lieblingstocher mal wieder ganz wichtige unbezahlte Überstunden machen muß, springt Oma selbstverständlich ein.
Und ruft mich an.
Um mir von den wichtigen Überstunden zu erzählen und wie fleißig meine Schwester ist und wie schwer es ihr fällt so viele Stunden auf den Goldneffen aufzupassen und wie gut ich es habe und wie sehr ihre Hüfte schmerzt und das ich mir ja jetzt auch endlich mal eine richtige Arbeit suchen soll, also keine freiberufliche, sondern richtige eben und dass das Leben kein Wunschkonzert ist und ich nicht einfach machen kann was ich will. Kann sie ja auch nicht, sie muß den Goldneffen hüten, obwohl sie viel zu alt dafür ist…
Das geht so bis zu einer Stunde…meist bis ich plötzlich die Stimme meiner Schwester im Hintergrund höre, dann erklingt aus dem Hörer noch ein hektisches „Ich muß jetzt aber mal Schluß machen, schön das es dir gut geht, bis demnächst“
Jo und dann lege ich auf und frage mich, warum ich mich auf einmal so Scheiße fühle.
Früher aß ich dann eine Tafel Schokolade oder auch zwei und schalt mich selbst für meine Undiszipliniertheit.
Irgendwann ließ ich die Schokolade weg und redete mir ein, dass ich am nächsten Donnerstag ganz sicher nicht ans Telefon gehen würde. Selbstbetrug vom Feinsten, sozusagen.
Heute lache ich laut über den Satz von Mama Miez :
„Andere Töchter haben auch bekloppte Mütter“ -
Oh ja!
Und nächste Donnerstag gehe ich nicht ans Telefon. Bestimmt. Vielleicht.