Möglichst lokal und saisonal: Nachhaltig einkaufen beginnt im Kleinen.
Wochenmarkt, Fischhändler und Gemüsefrau
Praktisch jede Woche unternehme ich eine Einkaufstour, sozusagen einen „gastronomischen Marathon“: Erste Station ist der Wochenmarkt in meinem Dorf, wo ich bei meinem Fischhändler den frischesten Fisch und bei meinem Käser den feinsten Käse aus der Region besorge. Nächste Station ist die Gemüsefrau auf dem Land, zu der ich seit nunmehr 13 Jahren ebenfalls wöchentlich hinfahre: Sie hat einen biologischen Gemüseanbau und man kann sich dort jeden Morgen mit frischem Saisongemüse eindecken.
Lokal und saisonal einkaufen benötigt nur etwas Organisation und Flexibilität.
Etwas Organisation und eine Prise Flexibilität
Man tut sich gut daran, vorher anzurufen, um abzuklären, was denn gerade im Angebot ist. Denn dieses ändert ständig, je nach Saison und aktueller Wetterlage. So kann es sein, dass noch im November Erdbeeren feilgeboten werden, aber der Salat wochenweise ausfällt. Die Gemüsefrau hält jeweils auf Bestellung jene Sorten für mich bereit, die sonst bis zum Mittag ausverkauft wären. Eine „Win-Win-Situation“, wie die aktuelle Bezeichnung dafür lautet.
Nachhaltig Einkaufen: möglichst lokal und saisonal
Es mag veraltet klingen, aber in der heutigen Zeit des Massenkonsums verfahre ich immer noch nach dem Grundsatz, dass auch die „kleinen“ Produzenten leben müssen, wie die Marktschreier, die sich in der Kälte und Hitze jede Woche einen halben Tag auf dem Dorfplatz die Beine in den Bauch stehen und die Gemüsefrau, die morgens um 5 auf dem Feld die reifen Erzeugnisse erntet. Oder wie kürzlich, als ich den traditionellen Weihnachtsstern bei einer Freundin holte, die seit einigen Jahren einen wunderschönen Blumenladen mit viel Herzblut betreibt. Neben einem schön eingepackten Blumentopf und einem unterhaltsamen Schwätzchen ging ich mit einem guten Gefühl von dannen, auch sie unterstützt zu haben. Ausser den Fixpunkten Markt und Gemüsefrau kaufe ich natürlich auch im Supermarkt ein (und habe euch davon ja schon ausführlich erzählt), aber die kleineren Produzenten und insbesondere die Dorfläden sollen meiner Ansicht nach auch ab und zu auch berücksichtigt werden. Unsere Treue schätzen sie auch sehr.
Einkaufsverhalten überdenken – gerade während Festtagen
Es kommt nicht von ungefähr, dass ich euch das gerade jetzt erzähle. Denn wie ihr wisst, ist es den Italienern nicht egal, was auf den Tisch kommt und die Mahlzeiten haben einen höheren Stellenwert als anderswo, vor allem an Feiertagen – da geht nichts über Gaumenfreuden! Man macht sich auch schon früh Gedanken zum weihnachtlichen „wer-mit-wem-wo“, aber mehr noch zum Menüplan. Tja, denn dieser umfasst die ganze Abfolge von Antipasto, Primo, Secondo bis Dolce, und so soll man einen lückenlosen Einkaufzettel bereithalten und möglichst auf Vorrat einkaufen. Denn je näher der Heiligabend rückt, desto voller werden die Supermärkte. Was für eine Erleichterung, dass mein Fischhändler auf Bestellung an Heiligabend extra in mein Dorf fährt, um mir den Fisch abzuliefern. Und auch meine Gemüsefrau meine Anfrage bejahte, dass sie an Heiligabend vormittags geöffnet hat, wenn auch nur auf Vorbestellung. Das macht die Sache für mich als Stammkundin um Einiges einfacher, aber noch wichtiger ist mir die Gewissheit, dass ich auch an Weihnachten bei den Händlern meines Vertrauens einkaufen kann und nicht in letzter Minute aufs Geratewohl in den Supermarkt hechten muss, um noch die letzten Venusmuscheln zu ergattern und, wenn ich Pech habe, genötigt bin, auf Tiefkühlware auszuweichen.
Das eigene Land zuerst
Denn derzeit macht im Internet ein Video die Runde, das die Italiener ermahnt, italienische Erzeugnisse zu bevorzugen. Auch oder gerade an Weihnachten, Silvester oder La Befana.
Denn es ist nicht egal, wo wir einkaufen. So bin ich sicher, in Sachen Preis-Leistung die beste Wahl getroffen zu haben. Und bin stolz, „meinen“ Produzenten den Vorrang gegeben zu haben. Wie hiess es doch gleich? Eine „Win-Win-Situation“.
Wie sieht euer Einkaufsverhalten aus? Wie versucht ihr im Familienalltag, nachhaltig einzukaufen? Was gelingt euch gut, was weniger? Erzählt uns über eure Erfahrungen und eure Einstellung dazu.
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Sarah Coppola-Weber ist gebürtige Ostschweizerin mit italienischem Pass. Sie lebt mit einem neapolitanischen Ehemann, zwei Töchtern (17 und 14) und einem Sohn (10) seit 18 Jahren in der Nähe von La Spezia. Für “Die Angelones” schreibt die ausgebildete Doula über Familien -, Gesundheits- und Ernährungsthemen sowie Themen, die Eltern den Alltag mit ihren Sprösslingen erleichtern und lässt dabei die LeserInnen am facettenreichen italienischen Alltag teilhaben, wo der Ausnahmezustand oft an der Tagesordnung und von „dolce far niente“ keine Spur ist!
Mehr über Sarah und ihre Familie erfahrt ihr in im spannenden Interview, das wir mit ihr führen durften!
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