[...] Aber auch wenn Wiseman im anbrechenden letzten Lauflängendrittel der üppigen Kunstsammlung der National Gallery konkret (und nicht zu maulfaul) den Vorzug gewährt, dringt er zwangsläufig interessanterweise in hermetisch abgeschlossene Bereiche vor, die sich synchron zum Besuchergeschäft hinter den Kulissen unromantisch verselbstständigen – die Minimalismusarbeit der Restauration sowie Branchenüberlegungen in brav artikulierten Debattierrunden zur progressiven Erhaltung eines Kulturapparats. Einführende, abgrenzende Worte spricht Wiseman dabei nicht. Die Kamera observiert, geht auf Tuchfühlung, nimmt die Lupe, das Mikroskop, schwere Werkzeuge, hämmert, spachtelt, ritzt, repariert und pinselt ohne Ankündigung, Leitweg oder Markierung. Integriert: Grundierungsaufsätze davor und danach, versteht sich. Ausgewogen justiert auf eine wechselnde Lautstärke der Aktivitäten, wird dieses Museum, die antiquiert duftende National Gallery, als eine magnetisch anziehende Attraktionsverlockung zusammengepuzzelt, deren oberflächliche Statik, Eleganz und Dynamik des Gäste- und Kunstwerkemeers von der Derbheit, Verzweiflung und Exaktheit übertüncht wird, wie etwa den Schatten eines Bilderrahmens zu minimieren, den Firnis einer ungenügsamen Vorrestaurierung zu begutachten oder unliebsame Budgeteinsparungen zu besprechen. Kunst ist wohl doch auch Arbeit. Arbeit und Abenteuer.
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