„Kind und Karriere“ funktioniert das überhaupt? Und wenn nein, warum nicht? Sind wir Frauen daran vielleicht zum Teil auch selber Schuld? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Doku „Frauen bewegt euch“. Hier werden verschiedene Frauen und ihre Lebensentwürfe vorgestellt, von der Mutter mit Führungsposition über die Teilzeit-Mama bis zur zur Mama, die eine Auszeit nimmt, werden viele verschiedene Modelle gezeigt und dazu auch einige Chefs interviewt.
Gut ausgebildete Frauen machen oft trotzdem keine Karriere
Grundlegend wird in der Doku der Frage nachgegangen, warum Frauen, die sehr gut ausgebildet sind und gute Perspektiven haben, dennoch keine Karriere machen und die Führungspositionen darum hauptsächlich von Männern belegt werden.
Ein großer Faktor sei dabei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wer in Teilzeit arbeitet, der wird keine Führungsposition übernehmen können. Wer aber Kinder hat, der muss sich oft zwischen den Kindern und der Arbeit entscheiden. Zudem ermöglicht die Betreuung in Deutschland nicht allen Frauen freie Entscheidungen treffen zu können, da die Betreuungszeiten nicht immer die Arbeitszeiten abdecken. Männer fühlen sich zudem immer noch nicht wirklich für die Kinder verantwortlich, zumindest nicht in dem Maß wie die Frau.
Somit bleibt der Frau oft gar nichts anderes übrig, als eine Halbtagsstelle zu nehmen, damit die Kinderbetreuung gewährleistet ist. Zudem werden immer noch hauptsächlich Mütter kritisiert und in die Verantwortung gezogen, wenn Kinder viele Stunden in Kindertagesstätten verbringen. Als „Rabenmütter“ müssen sich solche Frauen betiteln lassen und bekommen nicht selten die Frage zu hören „warum sie denn überhaupt Kinder bekommen hätten“.
Eingegangen wird zudem auch auf Geschlechterunterschiede zwischen Männern und Frauen. Generell entsteht dabei der Eindruck, dass Frauen manchmal zu zurückhaltend sind, ihren eigenen Kompetenzen nicht vertrauen und sich selbst zu oft zurück nehmen. Während Männer ihnen angebotene Führungspositionen fast nie ablehnen, würden Frauen oft daran zweifeln, ob sie tatsächlich dafür qualifiziert seien. Zudem gelte eine Frau, die sich durchsetzt als „aggressiv“, während ein Mann mit den gleichen Eigenschaften als „durchsetzungsstark“ betitelt werde.
Zuletzt wird sogar die Hypothese in den Raum geworfen, dass Frauen Kinder bekommen würden um sich der Arbeitswelt entziehen zu können. Wenn es im Beruf etwas schwieriger wird, dann wird die Frau eben schwanger und muss sich mit diesen Schwierigkeiten nicht mehr auseinandersetzen.
Sind Frauen feige?
Als „Feigheit der Frau“ wird bezeichnet, dass wir Frauen unsere erkämpften Chancen nun nicht nutzen. Anstatt Karriere zu machen und unsere Qualifikationen zu nutzen, würden wir es vorziehen Kinder zu bekommen und die klassische Rollenverteilung zu leben. Anstatt von unseren Männern zu fordern, dass sie uns bei der Erziehung und Betreuung unterstützen, würden wir Schwangerschaft und Kinder dazu nutzen uns dem Berufsleben zu entziehen. Vielleicht, weil es gerade unangenehm im Job ist, vielleicht, weil wir Angst vor der Verantwortung haben, vielleicht, weil wir Angst haben von unseren Nachbarn verurteilt zu werden.
Ich denke, dass es tatsächlich bedenklich ist, dass Frauen, die lange studiert haben mit dem ersten Kind aus dem Berufsleben ausscheiden und danach wahrscheinlich nur sehr schwer wieder Fuß fassen werden. Allerdings wird auch hier die Schuld bei der Frau gesucht. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass Frauen dazu neigen sich selbst „aufzuopfern“ (für den Mann, die Kinder…) aber ist an dieser Stelle nicht genauso ein Appell an die Männer angebracht? Wenn Frauen mehr Unterstützung erhalten würden und Väter sich mehr einbringen würde, würde das nicht zumindest einen Aspekt des Problems lösen?
Auf der anderen Seite stehen wir Frauen uns tatsächlich oft selbst (oder gegenseitig) im Weg. Warum muss ich eine Mama dafür verurteilen, dass sie Karriere machen möchte und ihr Kind in die Kita bringt? Sollte ich nicht stattdessen diese Frau unterstützen und sie bestärken? Was wollen wir unseren Kindern vermitteln? Und was sind wir für Vorbilder, wenn unsere Mädchen sich wünschen „Prinzessin“ zu werden, weil die „so schön ist“?
Was wünschen wir uns für unsere Kinder?
Ich wünsche mir, dass meine Kinder mit dem Wissen aufwachsen, dass ihr Geschlecht bei der Berufswahl keine Rolle spielen muss. Ich will, dass meine Tochter davon träumt erfolgreich zu sein. Und ich wünsche mir, dass mein Sohn die Betreuung seiner Kinder nicht nur auf seine Frau abwälzt. Wir sind die Vorbilder unserer Kinder und wie kann ich solche Wünsche für meine Tochter haben und gleichzeitig Frauen verurteilen, die so leben? Wie kann ich erwarten, dass meine Kinder nicht die alten Rollenbilder im Kopf haben, wenn Mama und Papa genau so sind?
Ich denke, dass wir Frauen mittlerweile viel mehr Möglichkeiten haben, als wir effektiv nutzen. Wir sollten die Klischees endlich begraben und verschiedene Lebensentwürfe akzeptieren ohne uns gegenseitig zu verurteilen. Mehr Unterstützung und weniger Vergleichen. Wer gerne Zuhause bleiben möchte, der soll dies ungehindert tun können. Wer gerne arbeiten gehen möchte, der soll dies ebenso ungehindert tun können. Und wir sollten endlich einfordern, dass auch unsere Männer ihren Teil dazu beitragen.
Ja, das heißt auch nicht nur die Pflichten abzugeben, sondern auch damit zu leben, dass das Kind vielleicht nicht mehr alle Geheimnisse nur mit Mama teilt. Dass es auch zu Papa läuft um getröstet zu werden. Dass es nicht von Mama auf den Arm genommen werden will, sondern von Papa. Gleichberechtigung geht immer in zwei Richtungen. Doch wenn wir an diesen Punkt kommen, gewinnen wir Frauen umso mehr. Denn wenn auch Papas regelmäßig in Elternzeit gehen und für ihre Kinder da sind, dann spielt es für den Chef keine Rolle mehr, ob sich nun ein Mann oder eine Frau um eine Stelle bewirbt.